Neutrale Betrachtung Besiegelt die Stadion-Abstimmung das Schicksal des Zürcher Fussballs?

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26.9.2018

So sieht der Zürcher Fussball in der Wahrnehmung vieler neutraler Beobachter aus.
So sieht der Zürcher Fussball in der Wahrnehmung vieler neutraler Beobachter aus.
Bild: Keystone

Es ist nicht alles schlecht im Zürcher Fussball, aber zwei mittelmässige Vereine können kaum der Anspruch der grössten Schweizer Stadt sein. Ist die bevorstehende Stadion-Abstimmung Chance oder Gefahr?

GC verliert gegen Thun am Dienstag daheim 0:2 und zeigt dabei einmal mehr fussballerische Magerkost. Seit Jahren geht es mit dem Rekordmeister abwärts. Ein paar tausend Fans verlieren sich inzwischen noch im Letzigrund-Stadion, die Fankurve stirbt aus, sogar der Unmut der letzten und treusten Seelen wächst.

Man kann es drehen und wenden wie man will: Der einst so glamouröse Fussball-Klub hat nicht mehr viel zu bieten: Sportlich bestenfalls Mittelmass, wirtschaftlich im Kampf ums Überleben begriffen, emotional ein Scherbenhaufen. Der Umzug nach Niederhasli untermauert das Provinzielle, das den Verein inzwischen auszeichnet.

Sogar die Fans sind sich uneins

Dem FC Zürich geht es trotz sportlich und finanziell besserer Lage nicht viel besser. Die Nebengeräusche übertönen regelmässig das sportliche Geschehen: Der FCZ hat ein Imageproblem. Nicht nur in der Schweiz, sondern auch in der Stadt selbst. Ende November entscheiden die Stimmbürger nun, ob die beiden Vereine ein neues Zuhause erhalten oder ob die unsägliche Stadion-Odyssee weitergeht.

Nüchtern und wirtschaftlich betrachtet darf es bei dieser Abstimmung nur ein Ja geben, doch der 25. November könnte trotz viel prominenter Unterstützung im Pro-Komitee erneut in einer bitteren Enttäuschung enden. Zumal sich selbst die FCZ-Fans uneins sind und der harte Kern gar offen gegen das neue Stadion Stimmung macht. Es geht um Traditionsbewusstsein, viele Emotionen und tiefgreifende gegenseitige Ablehnung.

Die Horrorvorstellung als Chance

Die Aussichten im Hinblick auf die Abstimmung müssten nach all den Jahren des Projektierens und Lobbyings besser sein. Ein weiteres Nein der Zürcher Bevölkerung würde das Überleben der Klubs akut gefährden, mindestens das Schicksal eines Vereins wäre wohl besiegelt. Es wäre ein Tod mit Ansage – und aufgrund des jahrelangen Dahinsiechens womöglich auch mit einem Ja nicht mehr zu verhindern.

Ein Neustart mit einem einzigen Zürcher Verein in der höchsten Schweizer Spielklasse wäre die Folge – und entspräche der Horrorvorstellung vieler Fans. Vielleicht ist es aber die einzige Möglichkeit, sportlich dereinst wieder mit der Spitze mithalten zu können und die Gunst jener Fans zurückzugewinnen, die sich längst vom Zürcher Fussball abgewendet haben.

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