Nach monatelangem Streit ist der Machtkampf beim FC Basel zwischen David Degen und Bernhard Burgener entschieden, zum Ende geben sich die beiden Parteien gar versöhnlich. So berichten Schweizer Medien über die gefundene Einigung.
Basler Zeitung: «Der Machtwechsel sorgt für Aufbruchsstimmung»
In den letzten Wochen ist ja immer wieder von einem «Machtkampf» geredet worden. Das klingt ziemlich martialisch, aber es war genau das: ein Kampf. Degen und Burgener haben sich bekämpft, mit Bildern, mit Artikeln in verschiedenen Medien und nicht zuletzt mit juristischen Mitteln. Es war ein Duell auf vielen Ebenen, das nicht nur sauber geführt wurde. Auch wenn Degen und Burgener jetzt Seite an Seite sitzen.
Der monatelang öffentlich ausgetragene Konflikt wird nur an den Rändern deutlich. Da, wo Burgener und Degen in ihren Aussagen nicht deckungsgleich sind. Wenn der neue Besitzer zum Beispiel sagt, dass die Zeit der Alleinherrschaft vorbei sei. Wenn er darauf hinweist, dass Transparenz, Offenheit und Ehrlichkeit ihm ein Anliegen seien. Aber auch, wenn er von den Personen an seiner Seite spricht.
Es ist ja nicht alleine Degen, der den FC Basel jetzt über die unruhige See steuert, um mal in einem beliebten Bild von Bernhard Burgener zu bleiben. Degen hat ein Team geformt, das ihm viele seiner Kritiker in dieser Form wohl nicht zugetraut hätten: Sechs Verwaltungsräte an seiner Seite, alle von ihm und dem FC Basel unabhängig, dazu noch aus verschiedenen Bereichen.
NZZ: «Bernhard Burgener ist gescheitert»
Ab dem Tag seines Amtsantritts im Frühjahr 2017 schien Burgener nie einsehen zu wollen, dass ein Fussballverein anders geführt werden muss als ein gewöhnliches Unternehmen. Es genügt nicht, in der Gegenwart wirtschaftlich solide unterwegs zu sein, und es hilft auch wenig, an Ideen für die Zukunft zu tüfteln, solange beides nicht ausreichend erklärt wird. Fans müssen auf einer emotionalen Ebene angesprochen werden. Wer sie nicht begeistert, hat im Fussball einen sehr schweren Stand.
Und Burgener versuchte es gar nicht erst. Bis zuletzt wich er in Interviews konkreten Fragen aus. Burgener redete von Eigenkapitalquoten und transitorischen Passiven, wenn es darum gegangen wäre, um Vertrauen zu werben und Transparenz zu schaffen.
So verlor der Präsident im Frühjahr 2021 endgültig die Gunst des zunächst noch geduldigen FCB-Umfelds. Bei einer Demonstration wurde eine ihm nachempfundene Stoffpuppe verbrannt, zuletzt landete ein abgetrennter Schweinskopf vor der Geschäftsstelle. Burgener beteuerte am Dienstag, all das habe seinen Verkaufsentscheid nicht beeinflusst. Doch das wäre, wenn es stimmen sollte, vor allem ein Beleg seiner Uneinsichtigkeit. Er konnte den Verein unter den entstandenen Umständen unmöglich weiter führen.
Blick: «David wird zum FCB-Goliath!»
Und plötzlich weht weisser Rauch durchs Joggeli. Ein paar Fans haben vor dem Stadion Petarden gezündet, es ist ein Sinnbild des Neuanfangs. Nein, der FCB hat keinen neuen Papst. Aber einen neuen Heilsbringer: David Degen, Ex-Profi und Reizfigur. Ein Mann, der das Herz auf der Zunge trägt. Einer, der polarisiert, der bei GC einsteigen wollte, der trotz grossen sportlichen Erfolgen mit dem FCB nie Publikumsliebling war. Aber auch ein Mann, der rotblau im Herzen trägt.
Erfahrung im Fussballgeschäft hat Degen genug gesammelt. Als Spieler bei Aarau, Basel, YB und Gladbach. Und als Spielerberater. Zusammen mit seinem Bruder Philipp gründet er vor ein paar Jahren die SBE Management AG. Derzeit stehen mit Aldo Kalulu, Pajtim Kasami und Julian von Moos drei FCB-Profis im Kader, die bei Degens Zwillingsbruder Philipp unter Vertrag sind.
Zwar betonte David in den letzten Monaten gebetsmühlenartig, dass er nichts mehr mit der Agentur zu tun habe. Wer die beiden Zwillinge aber kennt (und sie zusammen erlebt hat), der weiss, dass der eine nicht ohne den anderen kann. Möglich deshalb, dass der FCB und die SBE Management AG in Zukunft eng zusammenarbeiten werden.
bz Basel: «Der Tag der Erlösung»
Es war fast wie eine kleine Drohung, die Bernhard Burgener im März in einem Live-Interview aussprach: Es werde der Tag der Abrechnung kommen. Was aber jetzt gekommen ist, ist der Tag der Erlösung. Denn der damals so siegessichere Besitzer des FC Basel, Bernhard Burgener, hat den Verein an David Degen übergeben.
Weil er überzeugt sei, sagt er. Vielleicht aber auch, weil er eingesehen hat, dass die Situation nicht mehr tragbar war. Für ihn, die Stadt, den Verein. Basis und Spitze waren selten weiter entfernt als zuletzt. Eine zeitnahe Annäherung schien unter diesen Vorzeichen illusorisch.
Was Degen nun präsentiert, ist auf dem Papier jedoch überzeugend. Ein breit abgestütztes Team, das in seiner Heterogenität an die Erfolgskonstellation unter Heusler/Heitz erinnert. Zwar muss Degen mit seinem Team erst liefern. Zu viele Vorschuss-Lorbeeren gibt es nicht. Aber die Gefühlslage war lange nicht mehr so gut in Basel. Sicher vier Jahre lang.
Tages-Anzeiger: «Eine Chance für den Schweizer Fussball»
Degen zeigt mit seiner breit aufgestellten Clubführung auch, dass er vorerst verstanden hat. Verstanden, dass die Menschen in Basel der Meinung sind, dass «ihr» FCB keine Firma ist, die einfach gekauft und verkauft werden kann. Sondern dass die Leute an seiner Spitze immer nur Verwalter eines allgemeinen Guts sein können.
Es ist eine derart romantische Vorstellung, dass sie fast naiv wirkt in einem Geschäft, in dem schon kleine Fehler Millionen kosten können. Und natürlich wird auch die neue Führung am sportlichen Erfolg gemessen werden. Da tickt das fussballromantische Basel nicht versöhnlicher, nur weil soeben ein Putsch gelungen ist.
Gelingt es Degen und seiner Crew, Ruhe in den Verein zu bringen, könnte der FCB mittelfristig wieder zur Konkurrenz für die Young Boys im Meisterrennen werden. Dann hätte die romantische Basler Revolution dem gesamten Schweizer Fussball einen Dienst erwiesen.
Telebasel: «Ein Gefühl der Befreiung»
Der tobende Sturm rund um den St. Jakob lichtet sich. Dem Machtwechsel von Bernhard Burgener zu David Degen folgt ein Gefühl der Befreiung. Rastlose Anhänger von Rotblau atmen auf. Vielleicht sogar eine ganze Stadt. Der neue Mehrheitsaktionär David Degen gilt als der grosse Erlöser. Ein Erlöser, der seinen Worten nun Taten folgen lassen muss.
Mit seinem Nachfolger David Degen keimt wieder Hoffnung auf. Hoffnung auf sportlichen Erfolg. Hoffnung auf Ruhe im Verein. Der ehemalige FCB-Spieler hat sich seine Chance verdient, das Ruder bei Rotblau zu übernehmen. Doch wird es wichtig sein, welchen Kurs der Lampenberger einschlagen wird. So demütig sich Degen nach aussen gibt. So klar sein Plan mit dem FCB zu sein scheint. Zu gering ist die Geduld der rotblauen Anhängerschaft. Zu schmal das Nervenkostüm. Zu frisch noch die Wunden der vergangenen vier Jahre.