Jacobacci beurlaubt Constantin entnervt: «Eure Dummheit macht mich wahnsinnig»

jar

17.9.2018

Christian Constantin hat Maurizio Jacobacci beurlaubt.
Christian Constantin hat Maurizio Jacobacci beurlaubt.
Keystone

Sion-Präsident Christian Constantin hat Trainer Maurizio Jacobacci am Freitag beurlaubt. Nun ist klar, dass der Coach auch entlassen wird. CC erklärt sein Handeln mit einer «absoluten Dummheit» des Trainers.

«Um die besten Voraussetzungen für das Spiel im Waadtland zu schaffen und den Zusammenhalt der Gruppe zu stärken, wird der FC Sion diese Woche (...) in Crans-Montana ein viertägiges Camp absolvieren», schrieben die Walliser Anfang letzter Woche auf ihrer Vereinswebseite. Dass es für Trainer Maurizio Jacobacci der Anfang vom Ende sein würde, ahnte da wohl noch keiner. 

Doch wen überraschen denn heutzutage im Wallis noch Trainerentlassungen? Am Freitag berichten verschiedene Medien, dass Jacobacci von Präsident Constantin beurlaubt wurde. Tatsächlich leiten beim 1:0-Cupsieg in Lausanne nicht Jacobacci, sondern dessen Assistent Christian Zermatten und U21-Coach Sébastien Bichard das Team.

Nach dem Spiel nimmt Constantin in der Interviewzone Stellung: «Ich spürte, dass wir uns in Crans Montana nicht richtig auf das Spiel vorbereiten. Wir waren eher auf einem lustigen Betriebsausflug. Das hat mich auf die Palme gebracht.» Jacobacci wollte mit der Mannschaft als Teambildungs-Massnahme Paintball spielen, was Constantin nicht goutieren wollte. «Dieses Spiel, bei welchem man auf andere schiesst ... Da besteht doch Verletzungsgefahr. Es ist nicht der Moment, sich gegenseitig zu beschiessen», erklärt der Präsident, der offensichtlich meint, der Trainer habe unprofessionell gehandelt.

«Eure Dummheit macht mich wahnsinnig»

Deshalb schickte er Jacobacci gemäss «Blick» schon am Mittwoch folgende SMS – angereichert mit Fotos von verletzten Paintball-Spielern: «Das ist ein Verbot für diese Art Aktivität! Eine absolute Dummheit. Ich zitiere euch alle nach der Rückkehr aus dem Camp am Freitag. Eure Dummheit macht mich wahnsinnig. Macht das Gegenteil von dem, was ihr denkt, und ihr könnt sicher sein: Es ist richtig.» 

Doch Paintball war für Constantin nicht die einzige «dumme Idee», die der Coach im Trainingslager hatte. «Am Abend wollte er Fondue essen gehen, wie man das im November oder Januar macht, wenn ein Team nicht funktioniert», sagt CC. Und blickt auf die Trainingstage zurück: «Wir fahren am Dienstag nach Crans, trainieren aber nicht am Dienstag, sondern zweimal am Mittwoch. Wir trainieren nicht am Donnerstag, sondern am Freitagmorgen, bevor wir wieder runterfahren.» Constantin verdreht die Augen, als er diese Sätze sagt. 

CC sucht Nachfolger

Die Zeit von Jacobacci beim FC Sion ist endgültig abgelaufen. «Die Spieler haben den Trainer fallen gelassen. Es gab Spannungen. Viele Dinge, die nicht mehr so liefen, wie sie sollten. Die Spieler beklagten sich über monotone Trainings. Und der Coach veranstaltete eine regelrechte Hexenjagd innerhalb des Teams. Wer ist für mich? Wer ist gegen mich? Das war wie ein Politiker, der Stimmen zählte. Nein: Dieser Riss war nicht mehr zu kitten», wird CC von «Blick» zitiert. «Tief im Innersten wusste ich seit längerem, dass ich wechseln muss. Hätte ich zugewartet und wir in Lausanne gewonnen, wäre es schwieriger geworden.»

Und wer wird Jacobaccis Nachfolger? «Ich werde keine Zeit verlieren. (...) Nächste Woche haben wir drei Spiele, es gibt also neun Punkte zu holen. Das müssen wir jetzt vorbereiten», sagt CC. Das Abschlusstraining vor dem Lausanne-Spiel leitete übrigens Sion-Legende Jean-Claude «Boubou» Richard, der schon in den 1990er-Jahren zweimal Cheftrainer beim FC Sion war.

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