FC Sion Constantin will Saisonabbruch: «Fussball ohne Fans ist lächerlich»

jar

14.4.2020

Für Sion-Boss Christian Constantin sind Geisterspiele keine Option.
Für Sion-Boss Christian Constantin sind Geisterspiele keine Option.
Bild: Keystone

Viele Fussball-Fans sehnen sich nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Für Sion-Präsident Christian Constantin gibt es hingegen nur eines: Die Saison sofort abzubrechen.

In einem «Blick»-interview spricht Christian Constantin über die Corona-Krise und ihre Folgen. Der Sion-Boss macht die UEFA und die Landesverbände dafür verantwortlich, dass nun viele Fussballklubs um ihre Existenz bangen müssen, da im Gegensatz zur Eishockey-WM und Wimbledon keine Pandemie-Versicherung abgeschlossen wurde. 

«Jetzt ist der Druck riesig, diesen Fehler zu korrigieren, indem man die Gesundheit der Menschheit aufs Spiel setzt», sagt Constantin, der nicht glauben kann, dass nun – zum Beispiel in Deutschland – bereits wieder von einer baldigen Wiederaufnahme des Spielbetriebs mit Geisterspielen die Rede ist.



«Eigentlich geht das nicht! Man kann nicht von den Leuten verlangen, Abstand zu halten und sich die Hände nicht zu geben und im Fussball gleichzeitig in Manndeckung gehen. Man kann doch nicht sagen: Bei einem Corner gilt ein Mindestabstand von zwei Metern … Fussball ohne menschlichen Kontakt geht nicht. Weder auf dem Feld noch auf den Rängen», so der Sion-Präsident. «Man kann doch einem Fahrlehrer nicht verbieten, seinen Job auszuüben, weil ein Meter neben ihm jemand sitzt. Und gleichzeitig 22 Spieler wie die Verrückten neunzig Minuten aufeinander loslassen.»

«Geisterspiele töten den Fussball»

Ausserdem bestehe bei Geisterspielen die Gefahr, dass sich die Fans vor dem Stadion verabreden – «wie bei PSG gegen Dortmund, dann ist die Katastrophe perfekt». Ohnehin seien Geisterspiele kaum anzusehen, meint CC: «Ich habe mir drei solche Spiele angetan. Da schaue ich lieber E-Sports. Geisterspiele sind wie Trainingsspiele. Damit muss man sofort aufhören. Denn das bedeutet, das Produkt Fussball zu töten.»

Man müsse den Fussball vielleicht ruhen lassen, um dann stark zurückzukehren und die Lust der Menschen auf echten Fussball zu befriedigen. Denn: «Fussball ohne Fans ist lächerlich.» Am Ende müssen die politischen Behörden entscheiden, wann wieder gespielt wird. «Fussball ist ein Fest. Heute ist nicht der Moment für Feste. Also gibt es derzeit keinen Fussball», sagt Constantin. «Es darf ihn erst wieder als Hundert-Prozent-Fussball geben. Ohne Kompromisse.»



Vor rund einem Monat hat Constantin neun Spielern fristlos gekündigt, weil sie seinen Vorschlag zur Kurzarbeit abgelehnt hatten. Mittlerweile konnte er sich mit vier von ihnen einigen und auch bei einem fünften (Christian Zock) seien die Signale positiv. Bei Sion «arbeiten» nun alle zu hundert Prozent auf Kurzarbeit, obwohl sich die Spieler zu Hause selbst fit halten müssen.

«Ich weiss ja nicht, ob sie trainieren», sagt Constantin, der seine Profis zwar kontrolliert, aber: «Ich hatte mal einen Spieler, der in den Ferien auch ein GPS zu Hause hatte, wie alle Spieler. Plötzlich hatte der unglaubliche Sprintintensitätswerte. Weil er das GPS seinem Hund umgehängt hatte.»

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