Interview Das sagt Fringer zur Wahl des neuen GC-Trainers

Patrick Lämmle

8.3.2019

Rolf Fringer (rechts) spricht mit «Bluewin» über den neuen GC-Trainer Tomislav Stipic.
Rolf Fringer (rechts) spricht mit «Bluewin» über den neuen GC-Trainer Tomislav Stipic.
Bild: Keystone/Teleclub

Die Überraschung war gross, als GC am Mittwoch Tomislav Stipic als Fink-Nachfolger präsentierte. Der 39-jährige Kroate ist (in der Schweiz) ein unbeschriebenes Blatt. Das müsse nicht zwingend ein Nachteil sein, meint Rolf Fringer im «Bluewin»-Interview.

Mit Tomislav Stipic hat GC einen Trainer engagiert, der den Schweizer Fussball kaum kennt, wie er bei seiner Präsentation selber sagt. Sein Job ist es nun, den Abstieg des Rekordmeisters zu verhindern. «Bluewin» hat mit Teleclub Fussball-Experte Rolf Fringer über den neuen Übungsleiter gesprochen.


Herr Fringer, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie gehört haben, dass Tomislav Stipic Trainer bei GC wird? Kannten Sie ihn überhaupt?

Der Name war mir bekannt. Bei meinem letzten Trainerjob, das war 2012 beim FCZ, hat er mich angerufen. Damals machte Stipic die Trainerausbildung und wollte bei mir hospitieren. Als es dann so weit gewesen wäre, war ich allerdings bereits nicht mehr Trainer beim FCZ. Als ich gehört habe, dass er Trainer bei GC wird, da ging es mir wohl wie den meisten Leuten: Ich war sehr überrascht.

Stipic sagte bei seiner Präsentation, dass er den Schweizer Fussball nicht gut kenne. Kann das zum Problem werden oder ist das ein Faktor, den man überschätzt?

Grundsätzlich ist es kein Vorteil, wenn du die Spieler und Teams nicht kennst, das liegt auf der Hand. Aber es ist vielleicht auch ganz gut, wenn er die Entwicklung bei GC in den letzten Jahren nicht zu genau mitverfolgt hat. Er kann die Aufgabe ohne Vorurteile in Angriff nehmen, das kann auch ein Vorteil sein.

Hätten Sie dennoch eine Schweizer Lösung bevorzugt? Es gibt viele Schweizer Trainer, die im In- und Ausland gute Arbeit leisten.

Das stimmt, wir haben viele gute Trainer und grundsätzlich bevorzuge ich natürlich Schweizer Lösungen. Vielleicht hat sich GC aber bewusst für einen unbekannten Trainer aus dem Ausland entschieden.

Warum denn das?

Wenn du einen Trainer holst, den alle schon kennen, dann sagen 50 Prozent: ‹Ou nein, bloss nicht den!› – in der Schweiz werden viele Trainer entlassen und sofort in eine Schublade gesteckt. Mir fehlt da oft der Respekt und die Wertschätzung gegenüber den Trainern. Stipic kann man in keine Schublade stecken. Die Leute kennen ihn kaum und seine Trainertätigkeit lässt sich nicht beurteilen.

Aber Stipic ist als Trainer schon zweimal abgestiegen.

Ja, das steht natürlich in seinem Lebenslauf. Aber letztlich kann man ihn nicht beurteilen. Die Leute malen sich nicht schon im Vornherein ein Bild und sind deshalb auch nicht grundsätzlich gegen ihn. Und am Ende muss man auch sagen, dass er eine faire Chance verdient.



Am Samstag empfängt Schlusslicht GC Leader YB. Die Berner wollen nach dem Cup-Out sicher eine Reaktion zeigen, das könnte für GC hart werden?

Dass YB eine Reaktion zeigen will, das glaube ich auch. Aber man muss schon auch sehen, dass YB zuletzt nicht mehr so souverän gespielt hat. In den letzten drei Spielen haben sie nur zwei Tore erzielt, zweimal in der Nachspielzeit. Die Absenzen von Hoarau und Sulejmani tun YB je länger je mehr weh. Wenn man einen Lauf hat, dann gewinnt man auch ohne die beiden ein paar Spiele. Aber man merkt schon, dass man Hoarau und Sulejmani nicht eins zu eins ersetzen kann. Und GC wird auch festgestellt haben, dass YB unter diesen Umständen verwundbar ist.

Zum Schluss die Frage aller Fragen: Glauben Sie, dass Stipic mit GC den Ligaerhalt schaffen wird?

Ich wünsche es ihm – und nicht zuletzt dem ganzen Verein.

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