Countdown St. Gallen träumt vom Titel – Demirovic das Zünglein an der Waage?

Von Tobias Benz

13.6.2020

Der neue Charles Amoah? Wird Ermedin Demirovic den FC St. Gallen nach 20 Jahren Wartezeit zum Meistertitel schiessen?
Der neue Charles Amoah? Wird Ermedin Demirovic den FC St. Gallen nach 20 Jahren Wartezeit zum Meistertitel schiessen?
Bild: Keystone

Der FCSG will nach dem Restart der Super League nahtlos an die überragenden Leistungen der bisherigen Spielzeit anschliessen. Kein leichtes Unterfangen – auch weil sich mit Ermedin Demirovic ein wichtiger Bestandteil des Teams noch vor Saisonschluss aus St. Gallen verabschieden könnte.

Die ganze Ostschweiz träumt vom ersten Schweizer Meistertitel seit 20 Jahren. Die Mannschaft von Peter Zeidler verzaubert vor Saisonunterbruch mit eindrucksvollem Powerfussball und steigt verdientermassen als Tabellenführer in den Schlussspurt. Dass sich der FCSG auch ohne seine heissblütigen Fans profilieren kann, zeigt die beeindruckende Auswärtsbilanz (7 Siege, 1 Remis, 3 Niederlagen) der bisherigen Saison.

Ein grosses Fragezeichen steht hingegen über der Personalie Ermedin Demirovic. In einem Team gespickt mit Senkrechtstartern erwies sich der 22-jährige Mittelstürmer als die grosse Entdeckung der Super League. In 16 Partien erzielte der gebürtige Bosnier neun Treffer und legte fünf weitere für seine Teamkollegen auf. Das Problem: Demirovic besitzt in St. Gallen nur einen Leihvertrag bis 30. Juni. Danach müsste der Angreifer theoretisch zu Deportivo Alavés nach Spanien zurückkehren.

Interesse aus der Bundesliga

Obwohl aus der Ostschweiz in den letzten Tagen immer wieder positive Signale bezüglich einer kurzfristigen Verlängerung mit dem Sturm-Juwel gesendet wurden, fehlt weiterhin eine offizielle Bestätigung. Sollten die Verhandlungen scheitern, würde das im schlimmsten Fall bedeuten, dass Demirovic nur in den Partien gegen Sion, Zürich und Thun eingesetzt werden kann.

Es wäre ein harter Schlag für die Espen, die eigentlich darauf hoffen, den Bosnier auch nach Saisonende im Kybunpark halten zu können. «Es ist unser grosser Wunsch, Demi zu behalten. Wir sind auch bereit, ihn auszuleihen oder gar zu kaufen», sagte FCSG-Trainer Peter Zeidler zuletzt.

Alavés durch Corona‐Krise mit dem Rücken zur Wand?

Alavés hat aber allen Grund dazu, den Ostschweizern in dieser Hinsicht einen Strich durch die Rechnung zu machen. Wer nämlich glaubt, die Leistungen des 22-Jährigen seien jenseits der Landesgrenzen niemandem aufgefallen, der irrt gewaltig. Vor allem in der Bundesliga scheint das Interesse gross – unter anderem liebäugeln der SC Freiburg, Bayer Leverkusen und RB Leipzig mit einem Wechsel.

Es ist deshalb nur schwer vorstellbar, dass sich Deportivo Alaves kampflos vom Nachwuchstalent trennen wird. Hoffnungen darf sich der FC St. Gallen aber dennoch machen. Wie die spanische «AS» Anfang Mai behauptet, soll die Corona-Krise heftige finanzielle Auswirkungen auf den baskischen Klub haben. 

«Die Haushaltsposten des Vereins müssen ernsthaft überdenkt werden», schreibt die Zeitung, die von leeren Kassen und fehlenden Einnahmen in Höhe von 20 Millionen Euro berichtet. Möglicherweise kann der FCSG mit einem handfesten Angebot von dieser Situation profitieren.

Vielfältige Offensivabteilung

Dass bei den Espen noch andere Spieler Torgefahr ausstrahlen, bewiesen sie zuletzt am Mittwoch im Testspiel gegen den FC Schaffhausen (4:2). Während Demirovic vom Elfmeterpunkt scheiterte, trafen seine Teamkollegen Victor Ruiz und Axel Bakayoko je doppelt.

Ein Blick auf die Torschützenliste legt die Vielfältigkeit der St. Galler Offensivabteilung offen. Nebst Demirovic waren in der laufenden Saison mit Jordi Quintilla und Cedric Itten zwei weitere Spieler je neunmal erfolgreich. Und auch Boris Babic (7), Victor Ruiz (4) und Lukas Görtler (3) schrecken nicht davor zurück, bei Bedarf in die Lücke zu springen.

Wie genau sich die Situation um Ermedin Demirovic entwickelt, dürfte in den nächsten Tagen auskommen. Sollte es dem FC St. Gallen gelingen, den Stürmer zumindest bis Saisonende im Kybunpark zu halten, wäre das ein grosser Schritt in Richtung Meisterschaft. Fehlt der Bosnier hingegen für den Schlussspurt, könnte er das Zünglein an der Waage sein, weshalb den St. Gallern die so lang ersehnte Titelparty verwehrt bleiben wird.

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