Guillaume Hoarau gilt als eine der schillerndsten Figuren im Schweizer Fussball. Dass der französische Stürmer 2014 nach Bern kam, war aber alles andere als selbstverständlich. Fredy Bickel, damals YB-Sportchef, erzählt im Fussball-Talk Heimspiel die verrückte Geschichte des Transfers.
Wir schreiben den 28. August 2014. YB spielt in der Europa-League-Qualifikation auswärts bei Debrecen. Für die Berner steht viel auf dem Spiel. Nicht nur der Einzug in die Gruppenphase, sondern auch ein ganz grosser Transfer. Denn die Young Boys haben einen gewissen Guillaume Hoarau an der Angel.
Hoarau, damals 30-jährig, ist bei seinem Klub Girondins Bordeaux nicht mehr erwünscht. YB würde den fünffachen Nationalspieler Frankreichs gerne verpflichten, hat aber ein Problem: Das Budget ist schon aufgebraucht und der YB-Verwaltungsrat stemmt sich gegen den Transfer.
Fredy Bickel, der damalige Sportchef der Berner, erzählt im Heimspiel, dass man den Verwaltungsrat aber doch noch überzeugen konnte. «Die Bedingung: Wir mussten uns für die Europa League qualifizieren.»
Mit einem 0:0 im Rückspiel in Ungarn schaffen es die Young Boys tatsächlich in die Gruppenphase – und haben damit grünes Licht für Hoarau. Bickel: «Das war also an einem Donnerstagabend. Am nächsten Tag mussten wir nach Nyon zur Auslosung, hatten also die Nacht durchgemacht, damit wir rechtzeitig da sind. Und am Abend bis 23:59 Uhr mussten wir noch den Hoarau-Transfer über die Bühne bringen.»
Die Berner mussten den Vertrag vorbereiten und Hoarau irgendwie an der Leine halten, damit er nicht doch noch woanders unterschreibt. «Er wusste, dass es mit dem Wechsel zu YB nur klappt, wenn wir uns gegen Debrecen durchsetzen», so Bickel. «Wir haben gezittert, riefen ihn vor und nach dem Spiel an, aber er hat Geduld bewiesen. Wir waren nudelfertig und so auf Nadeln, ob es denn klappen würde oder nicht.»
Letztlich kommt aber alles gut und Hoarau unterschreibt in Bern vorerst einen Vertag bis zur Winterpause. Schliesslich wird der Torjäger bis 2020 bleiben und mit den Bernern drei Meistertitel feiern.
Parallelen zur Transferoffensive des FC Basel
Spielerberater Milos Malenovic sieht in der Hoarau-Geschichte Parallelen zu den Transferaktivitäten des FC Basel am Deadline-Day. Der FCB hatte am Dienstag noch vier neue Spieler vorgestellt (Dan Ndoye, Joelson Fernandes, Tomas Tavares und Wouter Burger).
«Die Basler mussten auch abwarten, ob sie sich für die Conference League qualifizieren oder nicht. Auch der FCB hat diese Transfers schon länger vorbereitet und musste die Spieler bei Laune behalten. Und natürlich hoffen, dass keiner abspringt», sagt Malenovic im Heimspiel.
Basels Kaderplaner Philipp Kaufmann bestätigt den Eindruck am Donnerstag: «Das waren keine Schnellschüsse, die Transfers waren schon länger geplant.» Verschiedene Faktoren hätten dazu geführt, dass die Deals erst am letzten Tag abgeschlossen werden konnten. «Eine wichtige Komponente war die Qualifikation für den Europacup, die am letzten Donnerstag erfolgt ist.»
So bekommt der gewonnene Penaltykrimi des FCB gegen Hammarby nochmals einen viel höheren Stellenwert.