Sportlich haben sich die Grasshoppers nach einer Horror-Saison gefangen und sind nun mitten im Kampf um den Aufstieg. Ob der Rekordmeister aber finanziell überleben kann, steht noch in den Sternen.
Auf den Tag genau neun Monate ist es her, als GC bekannt gab, dass mit Heinz Spross einer der drei Investoren abgesprungen ist. Damals, Ende Januar, standen die Hoppers schon mitten im Abstiegskampf, waren aber noch überzeugt, dass alles gut kommen wird. «Wir steigen nicht ab», sollte Trainer Thorsten Fink nur zwei Wochen nach Spross' Rückzug sagen. Es kam bekanntlich anders.
Es folgten turbulente Monate mit zwei Trainerentlassungen und den Rücktritten von Präsident Stephan Anliker und seinem Nachfolger Stephan Rietiker sowie dem Abstieg in die Challenge League. Eine Zeit lang drohte gar die Deponierung der Bilanz. Im Sommer erklärte der Rekordmeister aber, dass GC für die erste Saison seit 70 Jahren in der zweithöchsten Schweizer Spielklasse ein Budget von 13,6 Millionen Franken zur Verfügung steht. Ob die beiden Besitzer Stephan Anliker und Peter Stüber dem Grasshopper Club aber auch über die Saison 2019/20 erhalten bleiben, ist weiter offen.
Die Suche nach dem richtigen Investor
Neo-Präsident András Gurovits spricht gegenüber «CH Media» von mehreren Baustellen im Verein. Eine davon ist der sportliche Erfolg, der direkte Wiederaufstieg hat aber kaum oberste Priorität. Denn die grösste Baustelle dürfte heissen: Finanzierung der Zukunft. Weil immer wieder zu hören und zu lesen ist, das Anliker und Stüber aussteigen wollen, sucht GC nach Investoren. «Derzeit bin ich mit fünf Parteien im Austausch, darunter auch solchen aus dem Ausland», wird Gurovits zitiert.
Ausländische Investoren? Da dürften Fussball-Romantikern die Haare zu Berg stehen. Der Tschetschene Bulat Tschagajew trieb Neuchâtel Xamax 2012 in den Konkurs. «Für uns kommt nur etwas Nachhaltiges infrage», meint der Präsident. Zuletzt gab es Gerüchte um Cristiano Ronaldos Berater Jorgé Mendes und chinesische Investoren. Gurovits sagt, dass er bis Ende Jahr Klarheit wolle. Stand heute ist nämlich alles andere als klar, wie es nach der Saison um die Hoppers stehen wird. Gurovits: «GC stand auf der Kippe – und das ist eigentlich noch immer so.»
Dass der Grasshopper Club eines Tages wieder sorglos in die Zukunft blicken kann, hängt wohl auch vom sportlichen Erfolg ab. Konkret: von der Rückkehr in die Super League. «Ein Aufstieg würde uns vieles erleichtern», weiss Fredy Bickel, der seit Anfang Oktober als Geschäftsführer amtet. Aktuell stehen die Zürcher in der Challenge League auf Platz drei. Fünf Punkte hinter Leader Lausanne und ein Zähler hinter dem Barrage-Platz, den aktuell Wil belegt. Die Chancen auf den Wiederaufstieg sind intakt. «Ich gehe schon davon aus, dass der zweite Rang für uns drin liegt», sagt Trainer Uli Forte.
Präsident Gurovits noch immer der einzige im Verwaltungsrat
Bei GC ist in den letzten Monaten aber zu viel falsch gelaufen, um allzu optimistisch zu sein. Obwohl die Zürcher das grösste Budget aller Teams in der Challenge League haben, tat man sich schon vor der Saison schwer, das Wort Aufstieg in den Mund zu nehmen. Man wolle den Klub «mit attraktivem Fussball in der Challenge League wieder aufbauen», lautete im Sommer die Zielvorgabe. Vielleicht gestaltet sich die Suche nach einer Lösung des Problems im Verwaltungsrat auch deshalb so schwer: Präsident Gurovits ist noch immer das einzige VR-Mitglied. «Die Bereitschaft, bei GC in einer schwierigen Lage Verantwortung zu übernehmen, ist nicht gross», sagt Gurovits.
Seit dem Rückzug von Heinz Spross ist bei GC nichts mehr einfach. Damals, vor neun Monaten, hing das Schicksal des Rekordmeisters an einem dünnen Faden. Und das ist heute laut Gurovits nicht viel anders: «Die Situation ist nur insofern eine andere, als wir das Nahtoderlebnis schon gehabt haben und alles daran setzen, dass es sich nicht wiederholt.»