Fussball-Talk «Es ist eine ganze Kultur, die Gefahr läuft, verloren zu gehen»

pat

22.2.2021

«Es ist eine ganze Kultur, die Gefahr läuft, verloren zu gehen»

«Es ist eine ganze Kultur, die Gefahr läuft, verloren zu gehen»

«Ein Fussballstadion ist irgendwo eine Heimat für ganz viele Leute», sagt Andreas Mösli, Geschäftsführer des FC Winterthur, im Fussball-Talk «Heimspiel». Dass die Fans nicht ins Stadion kommen dürfen, bereitet ihm deshalb Sorgen.

22.02.2021

Seit einem Jahr hält die Corona-Pandemie den Fussball im Würgegriff. Was hat sich seither hierzulande verändert und was bereitet Sorgen? Darüber diskutieren im Fussball-Talk «Heimspiel» Lausanne-Trainer Giorgio Contini und Andreas Mösli, Geschäftsführer des FC Winterthur.

Rückblick: Am 23. Februar 2020 ist YB zu Gast im ausverkauften Kybunpark. Das Spiel endet 3:3 und bietet alles, was den Fussball ausmacht: Spannung pur und jede Menge Emotionen. Es ist vielleicht eines der prickelndsten Super-League-Spiele der letzten Jahre – und vor allem war es die letzte grosse Fussballparty vor Fans. Denn aufgrund der Corona-Pandemie wird noch vor der nächsten Runde der Stecker gezogen, 117 lange Tage wird der Spielbetrieb unterbrochen und bis heute ist keine Normalität eingekehrt – weder im Fussball noch sonst wo.

«Die Live-Streams, das ist alles schön und recht, aber es ist schon nicht das Gleiche»

Im Fussball-Talk «Heimspiel» erinnert sich Andreas Mösli zurück. Als die Meisterschaft vor einem Jahr unterbrochen wurde, da habe er zunächst ein bisschen die Ruhe genossen, «aber ziemlich schnell wurde es unheimlich. Es wurde existenziell, weil man vieles wirklich nicht wusste». Beklagen will er sich nicht, inzwischen ist zwar immer noch vieles unklar, doch man müsse auch demütig sein. Immerhin dürften sie ihren Beruf noch ausüben und zumindest in naher Zukunft muss sich der FC Winterthur, auch dank der Solidarität von Sponsoren und Fans, aus finanzieller Sicht keine Sorgen machen. Wenn bald ein Ende absehbar sei, dann käme man mit einem blauen Auge davon: «Wir werden das überleben», sagt Mösli.

Sorgen bereiten ihm dagegen die gesellschaftlichen Auswirkungen, denn Fussball sei mehr als nur ein Sport. In den Gesprächen mit den Anhängern merke er, dass selbst «die grössten Hardcore-Fans» nicht mehr so nah dran seien. «Die Live-Streams, das ist alles schön und recht, aber es ist schon nicht das Gleiche.» Man merke, dass etwas verloren gehe. «Ein Fussballstadion ist eine Heimat für ganz viele Leute. Die kommen alle vierzehn Tage ins Stadion und die wollen ihre Wurst, ihr Bier, ihre Kollegen, sie wollen mitfiebern, die identifizieren sich mit dem Ganzen. Und das ist jetzt brutal weggefallen. Es ist eine ganze Kultur, die Gefahr läuft, irgendwo verloren zu gehen, wenn es zu lange anhält.»

Lausanne-Coach Contini über den «neuen» Alltag

Natürlich hat sich auch für die Trainer im Corona-Jahr einiges verändert. Er vermisse vor allem den engen Kontakt, sich mal zu umarmen und abzuklatschen.

Herr Contini, was war vor einem Jahr als Trainer noch ganz anders?

Herr Contini, was war vor einem Jahr als Trainer noch ganz anders?

Die Corona-Pandemie stellt auch die Fussball-Trainer vor neue Herausforderungen. Lausanne-Coach Giorgio Contini erklärt im Fussball-Talk «Heimspiel», was sich für ihn konkret verändert hat.

22.02.2021

«Aktuell stehst du mit einer Maske vor der Mannschaft» und da fehle natürlich «die ganze Mimik und der Motivationsaspekt», meint Contini. Deshalb sei es auch schwieriger geworden, die Emotionen zu transportieren. «Du bist als Trainer vielleicht noch mehr gefordert, die Spieler in eine Richtung zu drängen, sie zu pushen. Weil es fehlt auch das Adrenalin, das von aussen kommt.»

Auch dass man jedes Wort höre, das ein Trainer sage, sei neu. «Es ist zum Teil schon so, dass du erschreckst. (…) Wenn deine Kinder zu Hause sagen, man hat dich wieder gehört, das ist dann zwar lustig, aber wenn der Schiedsrichter dann auch immer alles mitbekommt, dann eher weniger.»

«Heimspiel» – der Fussball-Talk in voller Länge

Die ganze Sendung, in der sich auch Claudius Schäfer, der CEO der Swiss Football League, per Skype zuschaltet und einen Appell an die Kantonsärzte sendet, sehen Sie im Video unten.

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