Nach turbulenten Wochen setzt der FC Schaffhausen Medienchef und Stadionsprecher Ronny Bien vor die Tür. Auch wenn der Abschied schmerzt, hegt Bien keinen Groll auf die neue Führung seines Herzenvereins.
Seit dem Abgang von Murat Yakin zur Schweizer Nationalmannschaft im August kommt der FC Schaffhausen nicht zur Ruhe. Mit Artim Shaqiri wird der angefachte Nachfolger zwar schnell gefunden, wegen «Komplikationen bei der Beschafft der Arbeitsbewilligung» steht der Mann mit dem prominenten Nachnamen aber nie an der Seitenlinie. Stattdessen übernimmt Martin Andermatt das Ruder von Interimscoach Hakan Yakin, der seither wieder als Assistent figuriert. Der eigentliche Wunschkandidat Shaqiri dagegen soll eine andere Rolle im Klub übernehmen, sobald die geforderte Bewilligung eintrudelt.
Nach der wirren Trainersuche folgt nun der nächste Aufreger. Weil ihm das angebotene Pensum von 50 Prozent zu wenig ist, muss Medienchef Ronny Bien, ein Schaffhauser Urgestein, seinen Platz räumen. Vor seiner Dernière am Freitagabend, wenn sein FCS Tabellenführer Neuchâtel Xamax empfängt, gibt der enttäuschte Bien im Gespräch mit blue Sport zu: «Es ist ein Schock für jemanden, der das Leben lang FCS-Fan ist. In mir fliesst gelb-schwarzes Blut und ich habe immer sehr viel Engagement für den FC Schaffhausen gezeigt, sehr viel Herzblut investiert.»
Nichtsdestotrotz habe er das ganze «sehr gefasst» aufgenommen. «Ich denke es wird mir erst bewusst, wenn der letzte Schritt gemacht worden ist und ich meine Tätigkeit abgegeben habe.»
«Die Fans brauchen Identifikationsfiguren»
Auch aufgrund der zahlreichen Wechsel im Verein avanciert Bien in den letzten Jahren zum Gesicht des Klubs. «Ich bin dem FCS seit dem sechsten, siebten Lebensjahr treu. Ich war bei den Fans, ich war in den 90er Jahren dabei bei der Wiederentstehung der Bier-Kurve, ich habe alles miterlebt», so Bien. Seit rund sieben Jahren ist er nun im medialen Bereich tätig, seit 2015 figuriert er zudem als Stadionsprecher. «Da blieb einiges haften. Und die Fans brauchen Identifikationsfiguren – das habe ich aufgrund der Reaktionen zu spüren bekommen.»
Für Bien gibt es von zahlreichen Anhängern aufmunternde Worte, viele drücken auch in den sozialen Netzwerken ihr Unverständnis aus. Das schmeichelt dem Noch-Speaker: «Ich bin überwältigt, dass praktisch ein ganzer Kanton – oder sogar darüber hinaus – hinter mir steht.» Und doch hegt er keinen Groll gegen die aktuellen Entscheidungsträger.
Ein guter Neustart?
Die jüngsten Unruhen deutet Bien grundsätzlich nämlich nicht negativ. «Seit dem Umbruch und dem Besitzerwechsel geht etwas. Der Verein war am Boden. Hätte man keinen Besitzerwechsel herbeiführen können, gäbe es den FCS nicht mehr», macht er klar. «Ich glaube, es ist ein guter Anfang. Es hat immer wieder Steine im Weg, es gibt Leute, die sich querstellen. Und es gibt die, die nur darauf warten, bis der FCS in ein Fettnäpfchen tritt.»
Deshalb fordert Bien, der Geschäftsleitung zu einem gewissen Grad zu vertrauen. «Man ist mittendrin im Aufbau, das dauert sicherlich noch eine Weile, bis jedes Zahnrädchen ineinander greift. Man soll etwas Grundvertrauen ausstrahlen, dann bin ich überzeugt, dass der FC Schaffhausen auch weiterhin eine gute Adresse sein wird.»

Sa 02.10. 23:15 - 01:55 ∙ blue Sport 1 ∙ CH 2021 ∙ 160 Min
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