Heimspiel Fussball-Talk Heimspiel: «Eine Zusammenarbeit mit Juve ist keine nachhaltige Lösung für Lugano»

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9.12.2019

«Es ist schrecklich, wie wenig Zuschauer der FC Lugano hat»

«Es ist schrecklich, wie wenig Zuschauer der FC Lugano hat»

Wie geht es weiter mit dem FC Lugano? Die Tessiner haben es mit ihrer kleinen Fanbase in der Super League schwer. Präsident Angelo Renzetti will den Klub verkaufen. Lugano-Trainer Maurizio Jacobacci ist zu Gast im Teleclub Fussball-Talk Heimspiel.

08.12.2019

Wie geht es weiter mit dem FC Lugano? Die Tessiner haben es mit ihrer kleinen Fanbase schwer. Präsident Angelo Renzetti will den Klub verkaufen. Lugano-Trainer Maurizio Jacobacci ist zu Gast im Teleclub Fussball-Talk «Heimspiel» und spricht über die Baustellen im Verein.

«Lugano hat 3'300 Zuschauer im Schnitt, das ist furchtbar wenig», sagt Sportjournalist Alain Kunz und spricht damit das primäre Problem des Tessiner Fussballklubs an: Im Italienisch sprechenden Teil der Schweiz ist die Begeisterung für Fussball schlicht zu klein – zumindest die Begeisterung für den nationalen «Calcio».

Die Nähe zu den grossen italienischen Städten Mailand und Turin und deren Top-Klubs bewirkt, dass die Fussball-Fans in Lugano lieber Spiele der Serie A besuchen gehen. Das weiss auch Ex-Profi Pascal Renfer, der selbst zwischen 2007 und 2011 bei Lugano spielte: «Wenn du in Lugano in einen Park gehst, siehst du keine Kinder mit Lugano-Trikots. Sie tragen die Leibchen von Milan, Inter oder Juventus.»

Ein weiteres Problem im Tessin ist, dass im Kanton kaum Zusammenhalt besteht. «Die Konkurrenz im Tessin ist gross», sagt Lugano-Coach Maurizio Jacobacci und meint, dass sich Klubs wie Chiasso, Bellinzona und Locarno mit Lugano zusammentun sollten, um sich gegenseitig zu stärken. «Aber das wird nie passieren, die Konkurrenz ist zu gross.»

Der Klub steht vor dem Verkauf

Seit einigen Monaten ist bereits bekannt, dass Präsident Angelo Renzetti den Klub verkaufen will. Nach neun Jahren sei er müde geworden und habe eingesehen, dass er es alleine nicht mehr machen könne. Nachdem im Sommer der Deal mit einem russischen Investor gescheitert war, hat Renzetti nun offenbar einen Abnehmer gefunden, wie er am Samstag im Teleclub-Interview verrät: «Wir haben eine mündliche Einigung mit den Inverstoren.» Bald soll der Deal unter Dach und Fach sein.

Details will der Präsident noch keine nennen, aber es dürfte klar sein, dass es sich um einen ausländischen Investor handelt. Amerikaner aus Schottland sollen bereit sein, den FC Lugano zu übernehmen. «Ausländische Investoren in der Schweiz – das ging meistens nicht gut», ist Alain Kunz kritisch und erinnert an den FC Wil, der von türkischen Investoren beinahe in den Konkurs geführt wurde. Unvergessen ist im Schweizer Fussball natürlich auch der Tschetschene Bulat Tschagajew, der Neuchâtel Xamax 2012 in den Ruin trieb.

«Ausländische Investoren? In der Schweiz endete das meistens nicht gut»

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08.12.2019


«Renzetti wird den Klub nur abgeben, wenn er davon überzeugt ist, dass nachhaltige Arbeit bevorsteht. Dafür hat er in den letzten Jahren zu viel Leidenschaft in den Verein investiert», ist sich Jacobacci sicher. Der Lugano-Coach weiss auch: «Der neue Besitzer kommt nur, wenn er die Garantie hat, dass ein neues Stadion kommt.»

Zusammenarbeit mit Juventus Turin?

Sollte der Deal mit dem offenbar bereits gefundenen Investor doch noch scheitern, hat Renzetti einen Plan B in der Hinterhand: Eine enge Zusammenarbeit mit Juventus Turin, die dem Serie-A-Serienmeister die Möglichkeit gäbe, jungen Spielern, die Spielpraxis brauchen, im Tessin zu parkieren. Der Vorteil für Lugano bei dieser Lösung wäre, dass für die Leihspieler keine Löhne bezahlt werden müssten.

«Eine Zusammenarbeit mit Juve ist keine nachhaltige Lösung»

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08.12.2019


Die Studiogäste im «Heimspiel» sehen bei dieser Lösung allerdings vor allem Nachteile: «Lugano würde ja einfach die Spieler ausbilden und wenn sie dann in Form sind, kehren sie wieder in ihren Verein zurück. Da kann ja nichts entstehen, mit dem sich der Fan identifizieren kann», sagt Teleclub-Experte Rolf Fringer. «Das ist nicht nachhaltig. Dass etwas entsteht und die Region den FC Lugano wieder lieben lernt, ist mit solch einer Entwicklung überhaupt nicht garantiert.»


Heimspiel – Der Fussball-Talk in voller Länge:

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