Die China-Chance Warum GC wieder von Erfolgen träumt – und was Ronaldos Berater damit zu tun hat

Von Jan Arnet

9.4.2020

Guo Guangchang (Mitte) ist Geschäftsführer der Fosun-Gruppe und der Ehemann von Jenny Wang Jinyuan, der neuen starken Frau bei GC. Cristiano Ronaldos Berater Jorge Mendes (rechts) arbeitet seit Jahren mit Fosun und verhalf Wolverhampton zum Aufstieg in die Premier League. Werden die beiden mächtigen Männer ihre Finger bald auch im Schweizer Fussball haben?
Guo Guangchang (Mitte) ist Geschäftsführer der Fosun-Gruppe und der Ehemann von Jenny Wang Jinyuan, der neuen starken Frau bei GC. Cristiano Ronaldos Berater Jorge Mendes (rechts) arbeitet seit Jahren mit Fosun und verhalf Wolverhampton zum Aufstieg in die Premier League. Werden die beiden mächtigen Männer ihre Finger bald auch im Schweizer Fussball haben?
Bild: Getty

GC hat am Donnerstag bekannt gegeben, dass endlich eine neue Investorin gefunden wurde – sie kommt aus Hongkong. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ausländische Investoren mehr Fluch als Segen für Schweizer Fussballklubs waren. Bei den Grasshoppers könnte das anders aussehen.

Einst war der Grasshopper Club Zürich ein glamouröser Vorzeigeklub, ein Nobelverein. Jetzt schaufelt sich der Schweizer Rekordmeister womöglich sein eigenes Grab. Er verkauft 90 Prozent der Anteile der Grasshopper Fussball AG an die Champion Union HK Holdings Limited aus Hongkong

Ausländische Investoren in der Schweiz – das ging meistens nicht gut. In den letzten 15 Jahren gingen Servette und Xamax in den Händen ausländischer Besitzer Konkurs, der FC Wil entging jüngst nach dem Absprung der türkischen Investoren nur mit Ach und Krach dem Ruin. Nun also soll eine Firma aus Hongkong, die bislang mit dem Schweizer Fussball wohl etwa so viel am Hut hatte wie eine chinesische Fledermaus, den Rekordmeister wieder auf Vordermann bringen. 



Auf den ersten Blick wirkt das wie ein verzweifelter Akt der bisherigen Mehrheitsbesitzer Peter Stüber und Stephan Anliker, die zuvor monatelang erfolglos versuchten, GC zu verkaufen und nun gottfroh sind, ihr «Sorgenkind» endlich loszuwerden. Auf den zweiten Blick jedoch darf sich der GC-Fan durchaus Hoffnung auf bessere Zeiten machen. 

Verbindungen zu Wolverhampton und Ronaldo-Berater Mendes

Und das nicht wegen der Ankündigung der neuen Klubbesitzerin Jenny Wang Jinyuan, «den Verein wieder an die Spitze des Schweizer Fussballs zurückführen» zu wollen. Erfolg versprachen ja auch schon die Türken beim FC Wil und der Tschetschene Bulat Tschagajew bei Xamax.

Was die Hoppers zuversichtlich stimmen dürfte, ist die Verbindung der Chinesen zum Premier-League-Klub Wolverhampton – und zu Cristiano Ronaldos Berater Jorge Mendes. Seit 2016 arbeitet Berater-Ikone Mendes eng mit dem chinesischen Konzern Fosun zusammen. Dieser übernahm Wolverhampton vor vier Jahren, führte den Klub 2018 – hauptsächlich dank portugiesischen Spielern von Mendes Beraterfirma Gestifute – in die Premier League und gleich in die Europa League, wo die Wolves aktuell im Achtelfinal stehen. 



Was das ganze mit GC zu tun hat? Der neue Präsident der Hoppers heisst Sky Sun. Er war zuletzt Vizepräsident bei Wolverhampton, ist Delegierter von Champion Union und amtet als Berater der Fosun-Gruppe. Geschäftsführer von Fosun ist Guo Guangchang, der zu den reichsten Chinesen gehört – er ist der Ehemann von Jenny Wang Jinyuan, der neuen Klubbesitzerin der Grasshoppers.

Wie viel Geld die Chinesen in den Challenge-League-Klub buttern und wie die Strategie aussehen wird, um GC wieder «an die Spitze zu führen», ist zu diesem Zeitpunkt nicht klar. Wird Mendes, der neben Ronaldo auch andere Weltklasse-Fussballer wie Bernardo Silva (Manchester City), Fabinho (Liverpool) oder James Rodriguez (Real Madrid) vertritt, etwa seine Portugiesen künftig in Niederhasli abstellen? Wohl durchaus denkbar.

GC träumt schon wieder von «hochstehendem Fussball auf europäischem Niveau»

Gänzlich in chinesische Hände abgeben wollen die Hoppers ihren Klub aber nicht. Die neu gegründete Grasshopper Football Foundation, in derer Stiftungsrat übrigens auch die bisherigen Besitzer Stüber und Anliker sowie Vizepräsident András Gurovits vertreten sind, hat als Minderheitsaktionär in allen Fragen, welche die Identität des Klubs betreffen, ein Mitspracherecht. Die Stiftung soll sicherstellen, dass der Zürcher Charakter des Klubs bewahrt wird. 



«Mit dem Besitzerwechsel eröffnen sich dem Grasshopper Club Zürich sportlich wie finanziell neue Möglichkeiten und der Klub schaut verheissungsvoll und mit grossen Ambitionen der Zukunft entgegen», schreiben die Hoppers in ihrem Communiqué.

Auch wenn der Ball wegen der Corona-Krise noch bis auf Weiteres ruht, träumt der Challenge Ligist bereits wieder von magischen Nächten in einem topmodernen Fussballstadion. «Unser aller langfristiges Ziel ist es, qualitativ hochstehenden Fussball auf europäischem Niveau in der neuen Credit Suisse Arena zu erleben», wird Stüber zitiert. Über die konkreten Ziele und ersten Massnahmen will GC zu einem späteren Zeitpunkt informieren. 



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