Ein Berner Team zuoberst, ein Berner Team zuunterst. Die Hinrunde der Super League ist gespielt und hat viele Erkenntnisse geliefert. «Bluewin» zieht mithilfe der Studiogäste des Teleclub Fussball-Talks «Heimspiel» Fazit und wagt eine Prognose.
Zu Gast im Teleclub Fussball-Talk «Heimspiel»:
Cyril Aregger, Sportchef «Luzerner Zeitung»
Roland Schwegler, Trainer SC Cham
Andreas Ineichen, Redaktor «zentralplus»
Rolf Fringer, Teleclub-Experte
38 Punkte
BSC Young Boys
Das lief gut: Der Meister steht auch in dieser Saison nach der Hinrunde an der Spitze. Die Berner sind nur schwer zu schlagen, haben erst zweimal verloren.
Das lief schlecht: Grosse Verletzungssorgen plagten YB seit dem Sommer. Auch deshalb ist den Bernern die Dominanz in der Liga etwas abhandengekommen.
Das sagt Rolf Fringer: «YB musste im Sommer viele Spieler ersetzen. Doch die neuen Spieler haben neuen Hunger gebracht. Zwei Punkte Vorsprung auf Basel ist keine Selbstverständlichkeit, da wurde sehr gut gearbeitet.»
«Bluewin»-Prognose: YB ist und bleibt der Top-Favorit auf den Meistertitel. Am Ende werden die Direktduelle gegen Basel wohl entscheiden, ob die Berner am Ende zum dritten Mal in Folge die Nase vorne haben werden.
36 Punkte
FC Basel
Das lief gut: Vor einem Jahr hatte der FCB zu diesem Zeitpunkt schon 19 Zähler Rückstand auf YB, jetzt sind es deren zwei. Marcel Koller hat die Stabilität in die Mannschaft zurück gebracht. Ausserdem wurden die richtigen Transfers getätigt.
Das lief schlecht: Manchmal schien sich der FCB seiner Sache schon zu sicher zu sein. Die vier Niederlagen kamen allesamt dann zustande, als niemand auf eine Niederlage der Basler gesetzt hätte.
Das sagt Andreas Ineichen: «Die Basler müssen schauen, dass sich solche Leistungen wie gegen Luzern nicht wiederholen. Denn das wird dann nicht reichen, um an der Spitze zu bleiben.»
«Bluewin»-Prognose: Die Bebbi haben sich nach zwei schwachen Jahren eindrücklich zurückgemeldet und werden sich mit YB bis zum Schluss einen Zweikampf um den Meistertitel liefern.
35 Punkte
FC St. Gallen
Das lief gut: Spektakel, Tore, Erfolg – diesem FC St. Gallen zuzusehen, macht einfach Spass. Mit 42 Toren sind es tatsächlich die Ostschweizer, welche die beste Offensive der Liga stellen. So überrascht es auch nicht, dass der FCSG nur drei Punkte hinter Leader YB liegt.
Das lief schlecht: Schwierig, ein Haar in der Suppe zu finden. Vielleicht sind es die beiden verlorenen Spiele gegen YB, die mit einer etwas konzentrierteren Defensivleistung auch hätten gewonnen werden können.
Das sagt Roland Schwegler: «In St. Gallen ziehen alle an einem Strick in die gleiche Richtung. Es macht Freude, ihnen zuzusehen. Weiter so!»
«Bluewin»-Prognose: Das Überraschungsteam der Hinrunde zeigt, wie viel auch für einen Klub möglich ist, der finanziell nicht in der Liga von YB und Basel spielt – grandios! Der FCSG wird uns auch in der Rückrunde verzücken, für den Meistertitel wird es aber nicht reichen.
30 Punkte
FC Zürich
Das lief gut: Sechs Siege aus den letzten sieben Spielen der Hinrunde zeigen, dass der fast schon abgeschriebene Ludovic Magnin das Ruder beim FCZ herumreissen konnte.
Das lief schlecht: Verliert der FCZ, verliert er richtig. Viermal 0:4 und zuletzt zu Hause gegen Servette sogar 0:5. Heisst nichts anderes, als dass sich die Mannschaft nach einem Rückstand viel zu schnell aufgibt. 32 Tore sind natürlich viel zu viel für ein Team, das sich zu den Besten dieser Liga zählt.
Das sagt Cyril Aregger: «Dass Zürich wieder oben mitmischt, ist kein Wunder. Der FCZ war schon letztes Jahr nahe an den Top 3 und der Trainer kann in Ruhe arbeiten. Das geht auf.»
«Bluewin»-Prognose: Der FCZ hat zwei Gesichter gezeigt. Er kann Basel schlagen, aber auch 0:4 gegen Lugano und 0:5 gegen Servette verlieren. Kann Magnin die krassen Rückschläge abstellen, bleibt der FCZ sicher in den Top 4.
27 Punkte
Servette Genf
Das lief gut: Wer als Aufsteiger in der Winterpause 13 Punkte Vorsprung auf den Barrage-Platz hat, hat nicht viel falsch gemacht. Servette spielte mutig nach vorne und hatte damit auch Erfolg, wie auch die Siege gegen YB und Basel zeigen.
Das lief schlecht: Im September und Oktober hat das Team von Alain Geiger in sieben Spielen nur vier Punkte geholt. Hätten die Genfer in dieser Zeit das eine oder andere Spiel gewonnen, wäre sogar ein Platz in den Top 3 möglich gewesen.
Das sagt Rolf Fringer: «Man hat das Gefühl, dass sie in Genf alles im Griff haben. Vernünftige Leute sind am Werk und sie haben eine gute Mannschaft. Servette kann in den nächsten Jahren in der Super League wieder eine Rolle spielen.»
«Bluewin»-Prognose: Können die Genfer ihr hohes Niveau halten, liegt ein Europacup-Platz durchaus drin. Um den Ligaerhalt muss sich der Aufsteiger schon jetzt keine Sorgen mehr machen.
21 Punkte
FC Lugano
Das lief gut: Der Trainerwechsel von Celestini zu Jacobacci hat sich positiv auf die Mannschaft ausgewirkt. Von den sechs Ligaspielen unter dem neuen Coach hat Lugano nur eines (gegen Basel) verloren und sich im Tabellenkeller Luft verschafft. Ausserdem erzielte Lugano mit dem 1:1 bei Dynamo Kiew einen Achtungserfolg.
Das lief schlecht: Die Europa League war für die Tessiner mehr schlecht als recht. Grosse Reisestrapazen – selbst bei den «Heimspielen» in St. Gallen – sorgten für Müdigkeit im Super-League-Alltag. Ausserdem wurden die Verkaufsgelüste von Präsident Angelo Renzetti zum grossen Thema.
Das sagt Andreas Ineichen: «Man weiss noch nicht, welcher Investor kommen wird und wie die Mannschaft danach aussehen wird. Es kann aber durchaus sein, dass es für Lugano noch besser wird als bis anhin.»
«Bluewin»-Prognose: Der bevorstehende Besitzerwechsel wird grosse Auswirkungen auf die sportlichen Ergebnisse auf dem Platz haben. Spüren die Spieler, dass in Lugano etwas Nachhaltiges entstehen kann, wird die Motivation gross sein. Das Aus in der Europa League wird sich positiv auf die Tessiner auswirken, Lugano wird in der Super League bleiben.
21 Punkte
FC Sion
Das lief gut: der Saisonstart. Mit 16 Punkten aus den ersten sieben Spielen mischte Sion zu Beginn der Saison oben mit.
Das lief schlecht: Nach dem siebten Spieltag ging es nur noch bergab. Königstransfer Valon Behrami löste seinen Vertrag auf, Trainer Stéphane Henchoz gab den Rücktritt bekannt und das Team holte aus elf Spielen nur einen Sieg.
Das sagt Roland Schwegler: «Wenn sogar einer wie Henchoz, der als Spieler ein riesiger Kämpfer war und niemals aufgegeben hat, in Sion aufgibt, dann ist wahrscheinlich ...» (Moderator Sven Furrer fällt ins Wort: «Hopfen und Malz verloren.») Schwegler: «Das hast du jetzt gesagt.»
«Bluewin»-Prognose: Der Kader der Walliser ist schlicht zu gut, um Sion nach einer turbulenten Hinrunde abzuschreiben. Christian Constantin dürfte bald einen neuen Trainer präsentieren. Schafft es dieser, der Mannschaft den nötigen Elan einzuhauchen, liegt auch der Sprung in die Top 4 noch drin.
18 Punkte
FC Luzern
Das lief gut: Mit Ibrahima Ndiaye scheint den Luzernern im Sommer (kam aus Ägypten) ein Transfercoup gelungen zu sein. Der 21-jährige Senegalese ist mit seinen fünf Toren der gefährlichste Spieler beim FCL, obwohl er im Mittelfeld zu Hause ist.
Das lief schlecht: Einmal mehr sorgten Unruhen im Verein neben dem Platz für Aufregung in der Innerschweiz. Das färbte sich auf die Mannschaft ab, die mehr als die Hälfte ihrer Spiele verlor und mitten im Abstiegskampf steckt.
Das sagt Cyril Aregger: «Luzern hat Christian Schneuwly gehen lassen und war froh, dass man so Geld sparen konnte. Aber er wäre für dieses Team mit seiner Erfahrung, Torgefahr und seiner Art Gold wert gewesen.»
«Bluewin»-Prognose: Der Sieg gegen Basel zum Abschluss der Hinrunde hat gezeigt, dass Luzern besser ist, als es die letzten Wochen vermutet liessen. Die Innerschweizer werden im Frühling weder mit dem Abstieg noch mit den Europacup-Plätzen etwas zu tun haben.
14 Punkte
Neuchâtel Xamax
Das lief gut: Anders als letzte Saison versucht Xamax, attraktiv zu spielen und sich nicht nur hinten reinzustellen. Die Neuenburger haben nun nicht nur einen Punkt mehr auf dem Konto als letztes Jahr, sondern stehen auch nicht am Tabellenende.
Das lief schlecht: Die Neuenburger sind die Unentschieden-Könige der Liga. Achtmal hat das Team von Joel Magnin Remis gespielt, nur zweimal gewonnen. Oft gab sich Xamax mit einem Punkt zufrieden, statt den Siegtreffer zu suchen. Das kann am Ende auch zum Verhängnis werden.
Das sagt Rolf Fringer: «Sie haben die Spielart gewechselt, spielen offener und kreativer. So kann man sich als Mannschaft weiterentwickeln. Ich bin überzeugt, dass das der richtige Weg ist.
«Bluewin»-Prognose: Die Neuenburger haben gezeigt, dass sie ein zäher Gegner sein können. Trotzdem bleibt Xamax Abstiegskandidat Nummer 1 und wird am Ende der Saison einen der beiden letzten Plätze belegen.
9 Punkte
FC Thun
Das lief gut: Aus den beiden Duellen gegen Xamax, den ärgsten Konkurrenten im Abstiegskampf, haben die Berner Oberländer vier ihrer neun Punkte geholt.
Das lief schlecht: Mit Dejan Sorgic und Marvin Spielmann hat Thun im Sommer zwei Schlüsselspieler verloren, zudem fiel Captain Denis Hediger die gesamte Rückrunde mit einem Kreuzbandriss aus. Sie konnten in der Hinrunde nicht ersetzt werden.
Das sagt Andreas Ineichen: «Es kommt jetzt darauf an, was die neuen Investoren machen und wozu sie bereit sind. Aber man kann in der Winterpause natürlich nicht die gesamte Mannschaft austauschen.»
«Bluewin»-Prognose: Thun wird bis zum Schluss gegen den Abstieg kämpfen. Kommen im Winter die richtigen Verstärkungen, liegt aber sogar der direkte Ligaerhalt drin.