Nachdem der FC Basel PSV Eindhoven ausgeschaltet hatte, schien die Champions-League-Qualifikation plötzlich im Bereich des Möglichen. Umso grösser ist die Enttäuschung nach dem Aus gegen LASK. Wie steht es um den FCB?
Nach dem Aus gegen LASK prasselt viel Kritik auf den FCB. Dabei gibt es viele positive Anzeichen, dass der Verein auf einem guten Weg ist. In der Rückrunde der vergangenen Spielzeit holt man nur einen Punkt weniger als Meister YB, Ende Saison feiert man den Cupsieg und mit einem Exploit gegen PSV Eindhoven sichert man sich das Ticket für die Gruppenphase der Europa League. Dass der FCB in dieser Saison die Schweiz auf europäischem Parkett vertreten wird, durfte vor einem Monat angesichts des Hammerloses nicht erwartet werden.
Betrachtet man das grosse Ganze und nicht nur das Ausscheiden gegen LASK, so ist eine positive Entwicklung klar ersichtlich. Der FCB hat eine Mannschaft, die die Qualität mitbringt, YB im Kampf um den Meistertitel ernsthaft Paroli zu bieten. Und auch in der Europa League ist dem FCB (mit ein bisschen Losglück) etwas zuzutrauen. Eine Schwachstelle ist das Innenverteidiger-Duo Cömert/Alderete, das nicht immer sattelfest agiert. Seit Marcel Koller in Basel das Sagen hat, geht es in kleinen Schritten aufwärts. Und trotz all der Turbulenzen der letzten Wochen und Monate herrscht in Basel Ruhe. Bekäme der Trainer jetzt noch einen erfahrenen Abwehrchef, so würden sich die Fans im St. Jakob Park vielleicht früher als erwartet wieder freudetrunken in den Armen liegen.
Rückblick: Wie die FCB-Dominanz «zerstört» wurde
Jahrelang ist der FC Basel in der Schweiz das Mass aller Dinge, ehe es vor zwei Jahren nach dem Rückzug der FCB-Führungsetage zum grossen Umbruch kommt. Marco Streller tritt als Sportchef in die (zu) grossen Fussstapfen von Georg Heitz und installiert mit Raphael Wicky einen Trainer ohne Leistungsausweis. Und der zurückhaltende Bernhard Burgener übernimmt das Präsidentenamt des charismatischen Bernhard Heusler.
Die neue Führung macht schon bei Amtsantritt klar, dass man den Kader «verkleinern, verjüngen und verbaslern» und so wieder mehr Emotionen im St. Jakob-Park entfachen will. Man lässt die beiden Torgaranten Marc Janko und Seydou Doumbia ziehen und mit Matias Delgado beendet der damalige Captain früh in der Saison und völlig überraschend die Karriere. In der Winterpause zieht es Manuel Akanji und Renato Steffen in Bundesliga, im Sommer vor einem Jahr verliert man mit Tomas Vaclik, Michael Lang und Mohamed Elyounoussi drei weitere wichtige Teamstützen.
Aus der letzten Meistermannschaft (2016/17) sind heute nur noch Éder Balanta, Luca Zuffi und Taulant Xhaka in Basel. Auch in diesem Sommer verlängert man den Vertrag von Captain Marek Suchy nicht, holt mit dem 22-jährigen Paraguayer Omar Alderete einen relativ unerfahrenen Ersatz für die Innenverteidigung. Und mit Albian Ajeti verliert man vor den Spielen gegen LASK den treffsichersten Stürmer an West Ham.
Eine Verjüngung, wie sich das der vor dieser Saison – wohl nach verlorenem Manchtkampf mit Coach Marcel Koller – zurückgetretene Marco Streller gewünscht hatte, hat stattgefunden. Spieler wie Cömert (21), Neuzugang Alderete (22), Peretta (22) oder Okafor (19) haben sich in der 1. Mannschaft festgebissen und mit den Verpflichtungen von Fabian Frei und Valentin Stocker – beide Ü30er – hat man das Team auch ein Stück weit «verbaslern» können.