Super League «Kann ich nicht verstehen» – nicht alle Klubs begrüssen den Reform-Vorschlag

jar

22.8.2019

SFL-CEO Claudius Schäfer sagt: «Ich gehe davon aus, dass der neue Modus durchkommen wird.»
SFL-CEO Claudius Schäfer sagt: «Ich gehe davon aus, dass der neue Modus durchkommen wird.»
Bild: Keystone

Vor zwei Jahren haben sich die 20 Profi-Klubs der Schweiz gegen eine Aufstockung der Teams in der Super League ausgesprochen. Jetzt will die Liga die Reform doch. Die Reaktionen der Klubs fallen unterschiedlich aus.

Steht der Schweizer Fussball vor einer Grossreform? Wie die SFL am Mittwoch bekannt gibt, hat sie den Profi-Klubs vorgeschlagen, die Super League ab der Saison 2021/22 auf zwölf Vereine aufzustocken und einen zweistufigen Modus einzuführen. Dies, obwohl erst im November 2017 ein ähnlicher Vorschlag von der grossen Mehrheit der Klubvertreter abgeschmettert wurde. 

«Die Klubs haben gefordert, dass wir über Änderungen am Modus nachdenken», sagt Claudius Schäfer, der CEO der Swiss Football League, gegenüber «SRF». Es gehe aber auch um die Ausschreibung der neuen TV- und Marketingrechte im nächsten Jahr. «Daher mussten wir uns mit dem Modus auseinandersetzen.»

Mit dem vorgeschlagenen Modus würde sich die Super League gewaltig ändern: Zwölf Teams, Finalrunde, Playoffs um die Europa League. Damit soll die Liga für den Zuschauer wieder spannender werden. Und auch eine Qualitätssteigerung erhofft sich Schäfer: «Wenn die sechs besten Teams gegeneinander antreten, sollte das die Qualität markant steigern», sagt er.



In der Finalrunde, für welche sich die sechs besten Teams der 22 Spieltage qualifizieren, würden die Punkte der Teams halbiert werden, um das Rennen um den Meistertitel spannend zu halten. Doch ist das wirklich fair? Das wird wohl der Knackpunkt der Diskussionen sein, welche die Klubs nun führen werden.

Unterschiedliche Meinungen

Ihre ersten Reaktionen fallen unterschiedlich aus. Luzern-Präsident Philipp Studhalter etwa zeigt sich als klarer Befürworter der neuen Idee: «Wir begrüssen eine Modusänderung. Analysen und Studien belegen, dass dieser neue Modus die Spannung erhöht. Wir werden uns dafür einsetzen.»

Auch die beiden Titelanwärter YB und Basel sind durchaus vom Vorschlag der Liga überzeugt. «Aber die Details müssen wir uns noch einmal erklären lassen», sagt YB-Sportchef Christoph Spycher zu «SRF». Damit dürfte vor allem die Sache mit der Punkte-Halbierung, die für den Tabellenführer nach den 22 Qualifikationsrunden natürlich ein grosser Nachteil sind, gemeint sein. Roland Heri, der CEO des FC Basel, sagt ebenfalls: «Grundsätzlich sieht der FCB einer möglichen Aufstockung der Liga positiv entgegen. Die einzelnen Punkte innerhalb dieser Idee müssen aber noch genauer diskutiert werden.»

Weniger begeistert von der Idee einer Modusänderung ist Thun-Präsident Markus Lüthi, der meint, dass die vorgeschlagene Reform finanziell ein Eigentor für die Klubs ist. «Die Einnahmen gehen zurück und die Ausgaben steigen. Wenn zwölf Klubs in der Liga sind, müssen die Einnahmen unter mehr Klubs aufteteilt werden. Dies bedeutet, dass es für den FC Thun einige 100'000 Franken weniger geben wird. Man weiss noch nicht, ob man die Einnahmen vom TV-Vertrag halten oder verbessern kann. Leider hat die Liga die wirtschaftliche Komponente nicht miteinbezogen. Das kann ich überhaupt nicht verstehen.»

Thun-Präsident Markus Lüthi (r.) sieht grosse Probleme hinter dem Reformvorschlag.
Thun-Präsident Markus Lüthi (r.) sieht grosse Probleme hinter dem Reformvorschlag.
Bild: Keystone

Lüthi hat Angst, Schäfer ist zuversichtlich

Die Änderungen würden die Berner Oberländer in einem Ausmass treffen, das ein Weitermachen in der Super League gefährdet, sagt Lüthi. «Ein Klub wie der FC Thun lebt von Zuschauereinnahmen, Sponsoring und wirtschaftlich vernünftigem Arbeiten.»

Der Thun-Präsident befürchtet eine «unheilige Allianz» zwischen den grossen Klubs und den Vereinen aus der Challenge League. «Deshalb habe ich Angst, dass wir die Gegenstimmen, die es zur Verhinderung einer Zweidrittels-Mehrheit braucht, nicht hinbringen werden», sagt er.

Aktuell sieht es tatsächlich so aus, dass die Super League ab der Saison 2021/22 mit einem neuen Modus starten wird. Anlässlich der Generalversammlung der SFL vom 22. November 2019 soll ein definitiver Entscheid gefällt werden. Claudius Schäfer sagt: «Ich gehe davon aus, dass der neue Modus durchkommen wird.»

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