Kommentar Stockers Sperre geht in Ordnung – und doch wirft sie Fragen auf

Von Patrick Lämmle

26.11.2019

Valentin Stocker wird für vier Spiele gesperrt, weil er nach der Niederlage den Schiedsrichter schubst und ihm mit verhöhnender Verachtung den hochgestreckten Daumen zeigt. Doch ist diese Unsportlichkeit wirklich schlimmer als ein brutales Foul?

Am vergangenen Samstag lässt sich Valentin Stocker nach dem Schlusspfiff gegen Servette zu einer Dummheit hinreissen. Er fasst den Schiedsrichter an den Arm und zeigt ihm den hochgestreckten Daumen. Der Schiedsrichter zögert keine Sekunde und zeigt dem FCB-Captain die Rote Karte. Am Montag teilt die Swiss Football League mit, dass Valentin Stocker wegen «grober anstössiger, beleidigender und schmähender Gebärde gegenüber dem Schiedsrichter» für vier Spiele gesperrt wird.



Die Sperre geht natürlich in Ordnung, denn den Schiedsrichter hat man nicht anzufassen, das lernen schon die Kleinsten. Stocker hat, insbesondere als Captain, auch eine Vorbildfunktion wahrzunehmen.

Allerdings muss man sich dann auch fragen, warum Raphael Nuzzolo, der vergangene Saison den Schiedsrichter angespuckt haben soll (der Xamax-Stürmer dementierte das stets und die Videobilder konnten ihn nicht wirklich als Täter überführen) ebenfalls für vier Spiele gesperrt wurde. Jemanden anzuspucken ist ja dann doch noch einmal eine andere Liga, als jemanden leicht zu berühren, oder nicht?

Die Fussballer werden zu wenig geschützt

Noch viel stossender ist allerdings die Tatsache, dass Spieler für brutale Fouls, bei denen sie eine Verletzung des Gegners in Kauf nehmen, viel milder bestraft werden. So wurde etwa Luzerns Blessing Eleke für sein rüdes Foul im Spiel gegen den FCZ – er flog ebenfalls mit Rot vom Platz, nachdem sich der VAR gemeldet hatte – nur für zwei Spiele gesperrt. Und das ist nur das jüngste Beispiel.

Eleke fliegt für sein Brutalo-Foul mit Rot vom Platz

Eleke fliegt für sein Brutalo-Foul mit Rot vom Platz

Kurz vor der Pause musste Blessing Eleke den Gang in die Kabine antreten, da er nach einem überharten Einsteigen die rote Karte sah. Der VAR half bei dieser Entscheidung mit und korrigierte den Schiedsrichter auf dem Feld, der zunächst Gelb zeigte.

26.11.2019

Ein bisschen härter greifen die Verantwortlichen nur dann durch, wenn sich ein Spieler tatsächlich eine schwere Verletzung zuzieht. So wurde Lugano-Verteidiger Fabio Daprela vergangene Saison für sechs Spiele gesperrt, nachdem er St. Gallens Cédric Itten hart anging und dieser sich das Kreuzband riss.

Hinzu kommt, dass Spieler während der Partie den Schiedsrichter immer wieder anfassen und öfters ungeschoren davonkommen, was dann allerdings auch die Schuld der Unparteiischen ist.

Fazit: Lässt man dem Schiedsrichter gegenüber jeglichen Respekt vermissen, dann sind Spielsperren angebracht. Aber bitte nicht nur in Einzelfällen. Und wenn Fussballer die Verletzung eines Gegenspielers in Kauf nehmen, dann müsste ebenfalls viel härter durchgegriffen werden.

Zurück zur StartseiteZurück zum Sport