KommentarWachablösung – Der FC Basel hat sein Mojo verloren
Von Tobias Benz
5.2.2020
Der FC Basel verliert zum Rückrundenstart die beiden Spitzenspiele gegen YB und St. Gallen und muss Juwel Noah Okafor an Red Bull Salzburg abgeben. Ist die Wachablösung in der Super League Tatsache?
Es ist die eine Sache, die vielleicht wichtigsten beiden Spiele der Rückrunde zu verlieren. Die Art und Weise der beiden Niederlagen ist eine ganz andere. Sowohl gegen YB als auch gegen St. Gallen wurde der FC Basel vorgeführt. Mittlerweile hat die Mannschaft von Marcel Koller fünf Punkte Rückstand auf das Spitzenduo und es würde nicht verwundern, wären es am Ende der Saison deutlich mehr. Hat der FCB seinen Status als Dominator im Schweizer Fussball endgültig verloren?
Aus fussballerischer Sicht muss man sagen, dass dies bereits vor zwei Jahren geschah. Die Young Boys beendeten mit dem Gewinn der Meisterschaft 2018 und der Bestätigung 2019 die rotblaue Dominanz. Aber die Basler hinken den Bernern nicht nur auf dem Platz hinterher – auch in der Buchhaltung sieht es düster aus.
Die Zahlen sprechen für YB
Vor fünf Jahren besuchten im Durchschnitt fast 29’000 Zuschauer den St.-Jakob-Park. Ein klarer Höchstwert in der Super League, denn in Bern waren es damals lediglich deren 17’000. Aber das ist Vergangenheit, diese Zahlen haben sich mittlerweile fast umgekehrt. Während in Bern knapp 27’000 Fans pro Spiel erscheinen, sind es in Basel nur noch 22’500. Zum wichtigen Spitzenspiel gegen den FCSG kamen sogar nur noch 20’500. Ein klares Indiz für einen Wachablösung.
Der Blick auf die Marktwertentwicklung der beiden Kader zeigt ein ähnliches Bild. War die Mannschaft des FCB 2014/15 (44,3 Mio. Euro) noch fast doppelt so viel wert wie die der Berner (22,6 Mio. Euro), so hinken sie jetzt deutlich hinterher (52,25 Mio. Euro im Vergleich zu 66,35 Mio. Euro).
Ein weiteres Indiz für die schwindende Relevanz des FC Basel ist die Personalie Noah Okafor. Der 19-Jährige, der seit der U9 für Rotblau auflief, entschied sich für einen Wechsel zu Red Bull Salzburg. Nicht etwa, weil der FC Basel Unsummen für ihn erhalten hätte, sondern weil das Nachwuchstalent den österreichischen Serienmeister offensichtlich als nächsten Schritt in seiner Karriere auserkoren hat. Einen Verein, den man bisher höchstens mit dem FC Basel gleichstellte. Könnte es vielleicht sogar sein, dass die nächste Nachwuchshoffnung zu den Berner Young Boys abspringt?
So abwegig, wie sich das vielleicht anhört, ist es gar nicht. Denn auch finanziell lief es am Rheinknie schon deutlich besser. Und wenn die Young Boys weiterhin so erfolgreich wirtschaften, wie sie das in den letzten Jahren getan haben (17 Mio. Franken Gewinn im Geschäftsjahr 2018), dann werden in Bern bald auch die höheren Löhne ausbezahlt als in Basel.
In Wahrheit hat der FC Basel sein Mojo verloren. Das einzig Positive ist die Bilanz im Europacup. Aber wie lange die Basler Fahnen auf internationaler Ebene noch wehen, steht in den Sternen. Mit Servette liebäugelt bereits das nächste Team mit dem dritten Tabellenplatz – und die Genfer liegen nur noch drei Punkte hinten.
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