Nach harscher Schiri-Kritik Wermelinger: «Es kommt mir manchmal vor wie eine Theaterbühne»

Luca Betschart

30.8.2021

Wermelinger: «Wir hatten sicher nicht die beste Runde»

Wermelinger: «Wir hatten sicher nicht die beste Runde»

Daniel Wermelinger, Leiter der Spitzenschiedsrichter, nimmt Stellung zur jüngst teils harschen Kritik an den Unparteiischen auf den Schweizer Fussballplätzen und sieht vor allem einen Grund dafür.

30.08.2021

Erst Vaduz-Trainer Mario Frick, dann auch Servette-Goalie Jérémy Frick und YB-Coach David Wagner – die Unparteiischen auf den Schweizer Fussballplätzen geraten am Wochenende gleich mehrfach unter Beschuss. Daniel Wermelinger, Leiter der Spitzenschiedsrichter, nimmt Stellung.

Luca Betschart

Sowohl in der Challenge League als auch in der Super League sorgen strittige Szenen am Wochenende für viel Gesprächsstoff. Am Freitag nach dem Spiel in Aarau startet Vaduz-Trainer Frick einen Frontalangriff auf den Schiedsrichter, am Sonntag geht auch YB-Coach David Wagner wegen eines Platzverweises hart mit dem Unparteiischen ins Gericht. Und Servette-Goalie Frick kann sich nach dem Spiel gegen GC im Interview bei blue Sport kaum erholen: «Der Schiri hat den ganzen Match Scheiss gemacht», lautet sein schonungsloses Urteil.



Wie fasst man die jüngste Kritik bei der Schweizer Schiedsrichter-Union auf? Präsident Daniel Wermelinger macht im Interview mit blue Sport klar: «Am Schluss gibt es sicher Szenen, die diskutabel sind. Entsprechend gibt es sicher Kritik, die absolut berechtigt ist. Wir hatten sicher nicht die beste Runde», gesteht der 50-Jährige einige streitbare Regelauslegungen ein. Aber: «Es gab aber auch Kritik, die absolut unberechtigt war und die uns auch ein wenig ärgert – weil die Entscheidungen inhaltlich und reglementarisch korrekt waren», so Wermelinger.

«Hatten bei den Coaches noch nie so viele Verwarnungen»

Auffallend ist der angeschlagene scharfe Tonfall der Spieler und Trainer, die keineswegs mit Vorwürfen zurückhalten. Auch Wermelinger beobachtet jüngst eine solche Entwicklung. «Die Emotionen steigen, auch weil die Zuschauer zurück im Stadion sind», erklärt sich der Leiter der Spitzenschiedsrichter eine solche Tendenz. Er fügt an: «Es kommt mir manchmal vor wie eine Theaterbühne, wo alle ihre Rollen haben. Die Rolle füllt man wieder ganz anders aus, als man das noch ohne Zuschauer gemacht hat.»

Vor allem auch an der Seitenlinie sei eine Veränderung zu spüren. «Wir hatten bei den Coaches noch nie so viele Verwarnungen wie jetzt. Das hat sicher damit zu tun, dass die Zuschauer wieder da sind. Das Adrenalin ist bei allen höher.» Wermelinger betont aber auch, dass dies im Fussball dazugehöre. «Natürlich freuen wir uns alle, dass die Zuschauer wieder im Stadion sind und dass es diese Emotionen gibt. Solange sich das im Rahmen verhält, auch mit den Trainern, ist das okay.»

Bei allem Verständnis gäbe es allerdings auch Grenzen. «Es hat jetzt zwei, drei Fälle gegeben, wo es nicht mehr okay war. Entsprechend mussten wir von unserer Seite her reagieren», sagt der Finanzfachmann. Besonders in solchen Fällen sei man aber in ständigem Kontakt mit den Vereinen, um gewisse Dinge anzusprechen. «Gerade auch wenn solche Sachen sind, sind wir sehr offen und gesprächsbereit. Es gibt Klubs, die kommen auf uns zu. Es gibt aber auch Momente, in denen wir das Gespräch mit den Klubs suchen», macht Wermelinger klar. Der Gesprächsstoff dürfte in naher Zukunft nicht ausgehen.

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