Innert einer Woche müssen gleich drei Super-League-Teams in Quarantäne. Nach Basel und Sion trifft es am Sonntag den FC Vaduz. Sportchef Franz Burgmeier spricht im «blue»-Fussball-Talk «Heimspiel» über die prekäre Lage.
Zwei Spieler und ein Staffmitglied des FC Vaduz seien am Sonntag positiv auf das Coronavirus getestet worden, teilt Franz Burgmeier in der Sendung «Heimspiel» mit. Der Sportchef der Liechtensteiner hat deshalb als Vorsichtsmassnahme den Weg ins Studio nach Volketswil nicht auf sich genommen und ist per Live-Video zugeschaltet.
«Wir mussten das Training heute Morgen (Sonntag, Anm. d. Red.) absagen und müssen uns jetzt alle für zehn Tage in Quarantäne begeben», so Burgmeier. Vaduz wird damit zum dritten Team der Super League, das in den nächsten Tagen kein Spiel bestreiten kann.
Am letzten Wochenende begab sich der FC Basel wegen eines positiven Falls in der Mannschaft in Isolation, im Verlauf der Woche wurde der Ausbruch des Coronavirus beim FC Sion bekannt, wo es mittlerweile bereits 18 positive Tests gab.
Weil der FC Vaduz nicht bekannt gibt, welche Spieler positiv getestet wurden, ist nicht auszuschliessen, dass ein Infizierter auch am Samstag gegen den FC Zürich im Einsatz stand und damit auch einen oder mehrere Gegenspieler angesteckt haben könnte.
Die 1:4-Pleite gegen den FCZ wird für Vaduz jedenfalls mindestens bis zum 3. November die letzte Partie gewesen sein. Die Liechtensteiner haben für das Meisterschaftsspiel vom kommenden Samstag gegen Lausanne-Sport sowie eine Partie im liechtensteinischen Cup gegen den FC Schaan einen Antrag auf Verschiebung gestellt.
Wettbewerbsverzerrung in der Super League?
Nachdem bereits an diesem Sonntag zwei Spiele verschoben werden mussten und einige Klubs nun aufgrund der steigenden Corona-Fallzahlen keine Zuschauer mehr in die Stadien lassen dürfen, wird das Chaos im Schweizer Fussball immer grösser.
Im «Heimspiel» fällt das Stichwort «Wettbewerbsverzerrung», weil etwa Lausanne aufgrund gleich mehrerer Spielverschiebungen (gegen Basel und nun wohl auch Vaduz) die Spielpraxis verliere und aus dem Rhythmus komme – ohne irgendetwas falsch gemacht zu haben.
«Als Team bereitest du dich während der ganzen Woche auf das Spiel vor, du hast einen Plan und trainierst entsprechend. Spannung wird aufgebaut und kurz vor dem Spiel kommt dann die Absage», schildert «blue»-Experte Dennis Hediger die Situation der Waadtländer. «Du musst immer wieder bei Null anfangen, das ist mental schon sehr frustrierend.»
«Die Meisterschaft wird implodieren»
Sportjournalist Thomas Renggli spricht von einer «massiven Wettbewerbsverfälschung auf mehreren Ebenen». Es würde innerhalb der Liga eine Uneinheitlichkeit herrschen. «Der FC Zürich musste letzte Saison mit der U21 antreten, weil die 1. Mannschaft isoliert war», erinnert sich Renggli. Auf der anderen Seite hätte etwa Servette sich trotz positiven Fällen innerhalb der Mannschaft nicht in Quarantäne begeben müssen. Renggli: «Ich will niemandem den Spass verderben, aber ich denke, die Meisterschaft wird implodieren.»
Franz Burgmeier stellt sich diesen Aussagen mit einer gewissen Demut entgegen. «Man hat sich mittlerweile ein bisschen daran gewöhnt. Es ist für den Verein und die Spieler sehr schwierig, damit umzugehen. Aber man liest jeden Tag wieder Neuigkeiten zu den vielen Corona-Fällen, deshalb gilt es, die Situation zu akzeptieren», sagt der Vaduz-Sportchef.
Nichtsdestotrotz sieht auch Burgmeier eine gewisse Verfälschung der Meisterschaft. «Lausanne wird jetzt zum wiederholten Mal keinen Ernstkampf haben und bald steht dann schon die nächste Nati-Pause an, das ist sicher nicht optimal», sagt er. «Aber auch wir können jetzt in den nächsten zehn Tagen kein Mannschaftstraining abhalten. Vor dem nächsten Spiel gegen Servette können wir nur zwei- oder dreimal trainieren.»
Die Corona-Welle bringt den Spielplan der Super League durcheinander. Vor dem Wochenende hatte die Swiss Football League (SFL) eine Unterbrechung der Meisterschaft noch ausgeschlossen, doch langsam drohen ihr die Klubs auszugehen. Dem Schweizer Fussball stehen jedenfalls weiter ungewisse Tage und Wochen bevor.