Dem neuen Serienmeister Young Boys wird nicht selten angekreidet, er verdanke seine Titel dem Kunstrasen. Deshalb sollte man nachschauen, wie die Berner auf herkömmlichem Rasen abschneiden.
Ohne Kunstrasen würde YB niemals Meister. Vorteil Kunstrasen. Der Kunstrasen verfälscht die Meisterschaft. YB sind die Besten – aber nur auf Plastik. Derlei und ähnliche Meinungen sind sehr oft in Foren, Blogs, Leser- und Fanbeiträgen zu lesen. Werden die Meinungen durch die unbestechlichen Zahlen und Statistiken bestätigt, oder halten sie nicht stand?
Dass sie im Kunstrasen-Mekka Wankdorf schwer zu schlagen sind, haben die Young Boys in den vier Saisons, in denen sie am Stück Meister wurden, ausreichend bewiesen. Ab Saisonbeginn 2017/18 haben sie drei von 69 Heimspielen verloren. Das sind 4,3 Prozent. Auch via Unentschieden haben sie bis heute der Gegnerschaft nicht viele Punkte überlassen. Acht Unentschieden sind es im Gesamten, sodass der Anteil an Heimsiegen 84 Prozent beträgt.
Wie stark fallen die Berner im Vergleich dazu auf Naturrasen ab?
Überhaupt nicht stark. In zwei der letzten drei Saisons – die aktuelle Saison bis zur 29. Runde gewertet – waren sie die mit Abstand beste Mannschaft in der Sparte Naturrasen. In der aktuellen Saison bringen sie es auf 2,07 Punkte pro Spiel auf der natürlichen Unterlage. Phänomenal war der Schnitt von 2,50 Punkten in der Saison 2018/19, als YB zahlreiche weitere Super-League-Rekorde brach.
Die Leistungen auf Rasen gewinnen an Wert, wenn man bedenkt, dass jedes Rasenspiel für die Berner automatisch ein Auswärtsspiel ist.
Für ihre Verhältnisse unterdurchschnittlich schnitten die Berner auf Naturrasen 2019/20 ab. Vor und nach der Winterpause blieben sie in acht Auswärtsspielen am Stück ohne Sieg. Sieben dieser Spiele wurden auf Naturrasen ausgetragen. Als es jedoch auf die Titelentscheidung zu ging, errangen sie in den letzten drei Auswärtsspielen drei Siege.
Die starke Auswärtsbilanz
Seither sind sie in fremden Stadien ungeschlagen. Diese Serie, an der sie noch arbeiten, umfasst mittlerweile 17 Spiele. Nur zwei davon – je eines in Neuenburg und in Lausanne – trugen sie auf künstlicher Unterlage aus. Die 17 Spiele sind ein Rekord in der 2003 begonnenen Ära der Super League.
In der Bilanz der Naturrasenspiele über die letzten drei Saison ist der FC Basel mit dem Schnitt von 1,82 Punkten pro Match Zweiter hinter YB (1,97). Die Basler tragen indessen mehr als die Hälfte dieser Spiele im eigenen Stadion aus.
Viele Fachleute loben den Kunstrasen, weil das Spiel darauf berechenbarer sei und die fussballerisch starken Mannschaften präziser spielen könnten. Dennoch ist der Teppich nicht unumstritten. Die Spieler können weniger gut oder nicht rutschen, was das Risiko für Verletzungen heraufsetzen kann. Manche Trainer tragen dem Rechnung. Für die Champions-League-Heimspiele der Berner im Herbst 2018 liessen sowohl Manchester United als auch Juventus Turin einen an sich gesunden, aber verletzungsanfälligen Spieler nicht mitreisen.