Erst zum zweiten Mal in der 2003 eingeführten Super League verspielten die Berner einen 3:0-Vorsprung. YB-Coach David Wagner und sein Spieler Fabian Rieder ärgerten sich über das Remis gegen St. Gallen. Ganz anders sieht natürlich die Gefühlswelt in der Ostschweiz aus.
Erstmals hatten sie eine solche Aufholjagd Anfang April 2006 über sich ergehen lassen müssen. Damals führte YB nach 36 Minuten auswärts gegen den FC Zürich mit 3:0. Die von Lucien Favre trainierten Zürcher machten dank Toren von Alhassane Keita (41. und 92.) und Gökhan Inler (53.) das Handicap wett. St. Gallen schaffte das am Sonntag mit drei Toren in der letzten halben Stunde noch etwas eindrücklicher.
Die Young Boys liessen sich auch diesen Sonntag vom klaren Resultat blenden. Nach 50 Minuten führten sie mit 3:0, ohne dass sie dafür spielerisch sehr viel hätten tun müssen. Dank grosser Effizienz sorgten Christian Fassnacht und Jordan Siebatcheu für die schmeichelhafte 2:0-Pausenführung. Kurz nach dem Seitenwechsel doppelte Siebatcheu mit seinem 13. Saisontor nach.
Wagner trauert verpassten Chancen nach
St. Gallen schien am Boden, zumal der grosse Aufwand und der bemerkenswerte Elan nach dem 5:1 vor einer Woche in Lausanne zunächst zu nichts Zählbarem geführt hatte. «Wir haben es da verpasst, den Deckel draufzumachen», resümiert YB-Trainer David Wagner. Sie hätten sicher die Chancen auf viertes Tor nützen müssen. Stattdessen hätten sie den Gegner mit einfachen Fehlern wieder zurück ins Spiel geholt.
«Das ist natürlich wahnsinnig ärgerlich», ärgert sich der Deutsche, der auch den «fehlenden Killerinstinkt» erwähnt. Es sei bei ihnen heuer schon vorgekommen, die Spiele nicht bis zum Ende durchziehen, hält der 50-Jährige fest. «Das darfst du nicht machen – vor allem in St. Gallen, wenn du so lange so gut spielst bis dahin.»
Im Meisterrennen verlor YB damit – wie der FCB, welcher gegen Sion ebenfalls nur Remis spielte – auf Leader FCZ weiter an Boden. Der Rückstand ist nun auf zehn Punkte angewachsen. «Wir schauen schon lange nicht mehr darauf – das ist Quatsch und kostet Energie», betont Wagner.
Noch sei nichts entschieden, schliesslich sind noch 16 Spiele zu absolvieren, meint auch Rieder. «Wir müssen in den Direktbegegnungen punkten, so nächste Woche in Basel». Seine Wunschvorstellung: «Am besten eine Serie starten und möglichst wenig Punkte abgeben.»
Grosse Freude im St.Gallen-Lager
Für St. Gallen war das 3:3 hingegen ein gerechter Lohn für die gezeigte Moral – und das Szenario passte perfekt für das 128. Super-League-Spiel unter Peter Zeidler. Untera dem Deutschen, der den vereinsinternen Liga-Rekord von Jeff Saibene egalisiert hat, bewegen die Ostschweizer das Publikum.
«Wenn YB in den Kybunpark kommt, sind alle heiss», sieht Leonidas Stergiou den Hauptgrund dafür, dass es zwischen den beiden Teams in der jüngeren Vergangenheit stets spektakuläre Spiele gab.
Hauptverantwortlich für die gute Laune bei den Ostschweizern war natürlich Kwadwo Duah. Der Matchwinner wurde einst bei den Young Boys ausgebildet.«Unbeschreiblich», so der Stürmer auf seine Gefühlswelt und die spezielle Konstellation angesprochen.