Reto Ziegler ist ein Weltenbummler. Im Februar dieses Jahres hat er sich mit 35 Jahren dem FC Lugano angeschlossen, es ist seine 13. Station als Profi. Die Karriere ruhig ausklingen lassen, will er aber nicht. Die Ambitionen bleiben ungebrochen hoch.
Mit 15 Jahren verliess der gebürtige Genfer sein Zuhause, um sich GC anzuschliessen. «Mein Ziel war es damals, Fussballprofi zu werden. Aber ich hätte natürlich nie gedacht, dass ich um die ganze Welt reisen werde.» Unter anderen spielte Ziegler in seiner Karriere schon für Grossklubs wie Tottenham, Fenerbahce Istanbul, Lokomotive Moskau oder Juventus Turin. Im Februar unterschrieb er nach seinem Abstecher in die USA beim FC Lugano. Es ist nach GC, Sion und Luzern seine vierte Profistation in der Schweiz.
Dafür, dass er den Klub so oft gewechselt hat, hält er eine simple Erklärung bereit: «Ich hatte immer die Mentalität, dass ich spielen wollte.» Das sei ihm wichtiger gewesen als auf der Bank zu sitzen, dafür Titel zu gewinnen. Einsatzminuten seien ihm auch mit Blick auf die Nati wichtig gewesen, so der U17-Europameister von 2002. Und es ist ja nicht so, dass Ziegler keine Titel gewonnen hätte in seiner Karriere. Er wurde Schweizer Meister mit GC (02/03), Cupsieger mit Sion (2015) und dazwischen zweimal türkischer Pokalsieger sowie italienischer Superpokalsieger mit Juventus Turin.
Für die Nati wurde Ziegler seit dem Amtsantritt von Vladimir Petkovic nach der WM 2014 zwar nie mehr aufgeboten, dennoch ist er nicht ins Tessin gekommen, um seine Karriere gemütlich ausklingen zu lassen. «Unser Ziel ist es ganz klar Zweiter zu werden. Und jetzt haben wir eine super Chance, weil wir gegen Servette spielen (Sonntag, 16 Uhr live auf «blue Sport»). Wenn wir sie schlagen, sind wir Zweiter.»
So 04.04. 15:10 - 20:00 ∙ blue Sport Live ∙ Live Fussball: Servette FC - FC Lugano
Event ist beendet
Ziegler bleibt aber Realist: «Wir müssen auch klar und ehrlich sein, die Rangliste ist sehr eng. Wir müssen deshalb auch nach hinten schauen.» In der Tat hat Lugano nach 26 von 36 Runden nur vier Punkte Vorsprung auf Platz acht, zehn Punkte Vorsprung sind es auf Sion und Schlusslicht Vaduz.
Er hoffe deshalb, dass sie so schnell wie möglich den Ligaerhalt sichern würden. «Das wäre ein erster Schritt, auch mental. Und dann können wir hoffentlich auch freier aufspielen. Und am Schluss hoffe ich, mit Lugano europäisch zu spielen.»
Und vielleicht kommt ja sogar noch ein weiterer Titel hinzu, schliesslich steht Lugano im Cup-Achtelfinal. «Wenn ich mit Lugano einen Pokal in die Höhe stemmen könnte, wäre das auch geil», so Ziegler. Zumindest mit dem Viertelfinale dürfen die Tessiner wohl schon planen, denn am 7. April heisst der Gegner FC Monthey. Das Team aus der 2. Liga interregional bestritt sein letztes Pflichtspiel am 21. Oktober 2020, seither machte den Amateur-Fussballern das Coronavirus einen Strich durch die Rechnung – bis vor kurzem durften sie noch nicht einmal trainieren.