Argentiniens Torwart Emiliano Martinez feierte den WM-Coup ausgiebig. Allerdings kann er sich auch im Moment der Freude einen weiteren Seitenhieb an die Franzosen nicht verkneifen. War dies nun einer zuviel?
Im Viertelfinal gegen die Niederlande avanciert Emiliano Martinez ein erstes Mal zum Matchwinner. Im entscheidenden Elfmeterschiessen hext er die Argentinier in den Halbfinal. Später behält er auch im Final gegen die Franzosen im Showdown vom Punkt ebenfalls die Nerven. Er pariert den ersten Elfer von Kingsley Coman und ebnet seinem Team damit den Weg zum Titel.
Die Feierlichkeiten in der Heimat geniesst der schillernde Torhüter in den letzten Tagen in vollen Zügen. Doch einmal mehr kann sich der 30-Jährige dabei einen Seitenhieb an die Verlierer nicht verkneifen. Auf das Elfmeterschiessen angesprochen meint er: «Als ich den ersten Elfmeter im Finale hielt, wusste ich, dass der nächste Junge sehr nervös werden würde. Ich habe versucht, ihn mental zu beeinflussen, indem ich den Ball weggeworfen, mit ihm gesprochen habe. Und er hat das Tor verfehlt, er hat alles vermasselt.»
In Windeseile zum «meistgehassten Mann Frankreichs»
Die Rede ist von Real-Spieler Aurelien Tchouameni, der seinen Elfmeter neben das Tor setzte. Martinez tänzelte darauf aufreizend lässig und auch ziemlich provokativ über den Platz.
Die Unsportlichkeit stiess vielen Fans schon sauer auf. Als Martinez später auch noch die Auszeichnung des zum besten Torhüter des Turniers in obszöner Weise vor seinen Schritt hielt, gerieten die gegnerischen Fans endgültig in Rage.
Doch all das liess Martinez kalt. Es stachelte ihn zu nur noch mehr Provokationen an, weshalb er bei der Feier auch eine Puppe mit sich herumtrug, auf die das Gesicht eines enttäuschten Kylian Mbappé aufgeklebt war. Adil Rami, der 2018 mit Frankreich Weltmeister wurde, beschimpfte den Keeper daraufhin und nannte ihn den «meistgehassten Mann in Frankreich.» Frankreichs Verbandspräsident Noel Le Graët liess dem argentinischen Verband eine offizielle Beschwerde zukommen und kündigte an, «verschiedene Verfahren» gegen den Torwart eingeleitet zu haben.
Martinez kümmert all das wenig. Er genisst den Triumph und meint dazu ganz einfach: «Mein letzter Traum als Torwart war es, die WM-Trophäe dem Besten in der Welt zu schenken.» Womit Argentinien-Superstar Lionel Messi gemeint ist. Alles andere ist Nebensache. Doch vielleicht würde etwas mehr Demut dem Penalty-Helden am Ende doch ganz gut stehen.