Generalsekretär Miescher«Dass die Spieler kein Sechs-Sterne-Hotel zu erwarten haben, war klar»
SDA
12.6.2018 - 20:19
Alex Miescher repräsentiert eine dynamische und offene Schweizer WM-Delegation. Der Generalsekretär demonstrierte in Togliatti bereits am zweiten Tag gehobene Turnierformstärke.
Der frühere Spitzen-Schwimmer kreuzt elegant durch das Haifischbecken. Er arbeitet zwar genauso ergebnisorientiert wie die übrigen Kollegen der internationalen Fussballbranche, aber Alex Miescher lässt auch äussere Einflüsse zu. Ihm war wichtig, von Beginn weg tief in das WM-Endrunden-Projekt einzutauchen. Seit März belegte er russische Sprachkurse. Beim ersten öffentlichen Rendez-vous mit den Ausrichtern wandte er sich mit einem minutenlangen Statement im lokalen Duktus an die osteuropäischen Zuhörer.
Für ihn ist die persönliche Ansprache ein kleines Zeichen der Wertschätzung für die Gastgeber, die er schon im Rahmen mehrerer Dienstreisen als überaus engagiert kennen lernte. «Wir sollten versuchen, den Menschen hier auf Augenhöhe zu begegnen.» Miescher erachtet die WM auch als Chance, «sich von Vorurteilen zu lösen und sich im direkten Kontakt einen eigenen Eindruck zu verschaffen».
«Am Ende war es eher eine positive Überraschung»
Der Chef der SFV-Delegation lässt im organisatorischen Bereich seine Erfahrung von drei WM-Endrunden und einem EM-Turnier einfliessen. Zusammen mit dem langjährigen Team-Manager Philipp Ebneter eruierte er seit der Gruppenauslosung diverse Unterkünfte. Im letzten internen Wahlgang entschieden sich die Beteiligten für die Automobil-Stadt und gegen die Metropole Moskau sowie Sotschi, den Hauptschauplatz der vorletzten Olympischen Winterspiele.
Miescher ist davon überzeugt, dass die Equipe in Togliatti neben einer perfekten Infrastruktur auch eine Umgebung vorfindet, die authentisch sei und nicht einer abgekapselten Kunstwelt entspreche. «Dass die Spieler hier kein Sechs-Sterne-Hotel zu erwarten haben, war klar», sagt Miescher. «Darauf haben wir sie vorbereitet – am Ende war es eher eine positive Überraschung.»
Miescher schätzt die Hilfsbereitschaft der Gastgeber sehr
Sie hätten generell gut antizipiert, so Miescher. Mit einem kleinen Referat sensibilisierte der 50-Jährige die Fussball-Stars auf zwei, drei Eckpunkte, die ausserhalb des Rasenfelds eher früher als später zum Thema werden könnte. «Mit den Dimensionen muss man zuerst einmal umgehen können. Es war angezeigt, auch über den Punkt Geduld zu sprechen. Die sprachliche Kommunikation ist manchmal schwierig.»
Ratschläge im Kernkompetenzbereich des Teams gebe er sicher keine ab. Der Sportpolitiker kennt seine Rolle, auf grüner Unterlage sind die Spieler die Protagonisten: «Nur ihre Optik ist wichtig. Es braucht keine Parolen des Generalsekretärs.»
In den ersten Tagen gehe es für die Entourage auch darum, die Gefahr von unliebsamen Überraschungen einzudämmen. Aber eigentlich hege er diesbezüglich keine allzu grossen Befürchtungen. Miescher schätzt die allgemeine Hilfsbereitschaft der Gastgeber sehr: «Wir haben bisher ein Land erlebt, das diese WM unbedingt wollte. Mit Blick auf unsere Olympia-Abstimmung am letzten Wochenende könnten wir uns in dieser Beziehung durchaus eine Scheibe abschneiden.»
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