Vom Punkt ist Robert Lewandowski fast unfehlbar. Fast. Beim WM-Auftakt in Katar kostet sein Fehlschuss Polen den möglichen Sieg. Dafür baut Mexiko-Goalie Guillermo Ochoa seinen Legenden-Status aus.
Neun Tore in neun Spielen hat Robert Lewandowski in der WM-Qualifikation geschossen und so Polen fast im Alleingang nach Katar geschossen. «Ich bin mir bewusst, dass jedes meiner Tore der Mannschaft zum Sieg verhelfen kann, daher bin ich sehr glücklich und stolz, dass diese Zahlen so beeindruckend sind», so der Stürmer vor dem Turnier.
Weniger beeindruckend ist seine WM-Bilanz. Der so gefürchtete Torjäger hat noch nie bei einer WM getroffen. Doch gegen Mexiko bietet sich ihm nach knapp einer Stunde die Riesen-Chance, diesen Makel zu tilgen. Der VAR hat sich eingeschaltet und taxiert den Zweikampf zwischen ihm und Héctor Moreno im Strafraum als sanktionswürdig, was nach dem TV-Studium auch der Schiedsrichter so sieht.
Doch im Duell der Captains zieht der 34-jährige Pole gegen den drei Jahre älteren Guillermo Ochoa den Kürzeren. Der unverwüstliche Goalie, der sich immer bei Weltmeisterschaften in Höchstform zu präsentieren scheint, taucht blitzschnell in die von ihm aus gesehene linke Ecke ab und blockt den Schuss ab.
Ochoa hext wie so oft an einem grossen Turnier
Es ist bereits die fünfte WM für den reaktionsstarken Routinier, der sich damit gleichzeitig in den heimischen Fussball-Geschichtsbüchern verewigt hat. Er ist seit 1966 der erste Torhüter seines Landes, der bei einer WM einen Elfmeter hält (ausgenommen Elfmeterschiessen). Inzwischen hat der für Club América spielende Torhüter bereits 17 Elfmeter in seiner Karriere abwehren können, vier davon im Nationalteam.
Während die lautstarken mexikanischen Fans auf den Rängen komplett ausrasten, schlägt sich der fassungslose Lewandowski die Hände über dem Kopf zusammen. Kein Wunder, schliesslich ist Lewandowski ein äusserst treffsicherer Schütze vom Elfmeterpunkt.
In seiner Karriere hat er im Polen-Trikot laut «transfermarkt» alle seine zehn Penaltys in Ernstkämpfen verwerten können, in der Bundesliga versenkte er einst für Bayern gar 17 Elfmeter in Serie. Doch seine statistisch 90,12-Prozent-Trefferquote vom Punkt nützte am Ende nichts gegen den Teufelskerl Ochoa.
Am Ende trennen sich Polen und Mexiko torlos. Lewa verpasste es also auch in seinem fünften WM-Spiel, seinen Tor-Fluch zu brechen.
Wiederholung der Negativ-Serie bei den Polen?
Der FIFA-Weltfussballer 2021 und 2022 bleibt trotzdem die grosse polnische Hoffnung auf ein Ende der langen Weltmeisterschafts-Tristesse. Zuletzt erreichte Polen 1986 die K.o.-Phase einer WM. Vor vier Jahren in Russland war – wie auch 2002 und 2006 – nach der Vorrunde Schluss. Gegen Senegal (1:2), Kolumbien (0:3) und Japan (1:0) schaute schliesslich der letzte Platz für Polen heraus.
«Für mich war das eine der grössten Enttäuschungen in meiner Karriere. Nicht nur, weil wir bei der Weltmeisterschaft in der Gruppenphase ausgeschieden sind, sondern vor allem, weil wir keine Chancen kreiert haben. Ich hatte keine Chance, ich habe kein Tor geschossen und das tut immer weh», hielt Lewandowski rückblickend fest.
Eine andere Gefühlslage als beim Barça-Star herrscht sicher bei Ochoa. «Seitdem ich ein Kind bin, will ich gegen die Besten der Welt in den besten Wettbewerben spielen», betonte die Torwart-Legende vor der WM. Nach Lewa duelliert sich der 37-Jährige nun mit Messi. Der hat zwar gegen Saudi-Arabien getroffen, doch Argentinien erlitt gegen die Saudis ein historisches Debakel und steht nun gegen Mexiko mit dem Rücken zur Wand.