Viel Druck gegen SchwedenDeutschland mit dem Rücken zur Wand
SDA
23.6.2018 - 05:04
Nach dem 0:1 gegen Mexiko muss Deutschland bangen. Verliert der Weltmeister am 2. Spieltag der Gruppe F auch gegen Schweden und holt Mexiko gegen Südkorea einen Punkt, ist die DFB-Auswahl out.
Joachim Löw ist ausgezogen, als erster deutscher Trainer die Mission Titelverteidigung erfolgreich abzuschliessen. Das ist noch immer gut möglich, doch davon spricht derzeit keiner. Löw und seine Mannen, die mit 10 Siegen durch die 10 Spiele der Qualifikation spaziert waren, stehen vor dem Spiel gegen Schweden plötzlich und unverhofft im rauen Gegenwind.
Es droht dasselbe Schicksal, das vor vier Jahren an der WM in Brasilien auch schon Spanien getroffen hat: Das Out des Titelverteidigers in der Vorrunde. Für die Deutschen käme ein so frühes Ausscheiden einer kapitalen Schmach gleich. Noch nie sind sie in einer Gruppenphase ausgeschieden. Vor 80 Jahren, noch vor dem Zweiten Weltkrieg, scheiterten sie letztmals gleich zu Beginn. Damals begann es gleich mit den Achtelfinals, in denen Deutschland an der Schweiz hängen blieb.
Der Respekt vor dem Gegner ist jedenfalls gross. «Wir werden wohl einem sehr defensiven Block gegenüber stehen und ein schnelles Spiel aufziehen müssen», sagt Thomas Müller. Die Schweden, die mit dem 1:0-Sieg gegen Südkorea ins Turnier starteten, verfügen zwar nicht mehr über ihren Starspieler Zlatan Ibrahimovic, doch mit ihrer disziplinierten Spielweise sind sie ein äusserst unangenehmer Widersacher. Da kann man in den Niederlanden oder in Italien nachfragen. Die beiden grossen Fussball-Nationen bissen sich in der Qualifikation und im Playoff zu dieser WM an den Skandinaviern die Zähne aus und konnten deshalb schon gar nicht erst nach Russland reisen.
Hummels weiterhin fraglich
Eine Frage wird sein, ob das legendäre deutsche Selbstvertrauen auch in Samstagabend in Sotschi (20.00 Uhr) den Unterschied machen wird, oder ob die letzten Ergebnisse nicht doch Spuren auf mentaler Ebene hinterlassen haben. Von den letzten sieben Spielen gewann die deutsche Nationalmannschaft nur eines, den letztlich mit Pfiffen bedachten Test gegen Saudi-Arabien (2:1).
Wenn die Deutschen an einer WM auf die Schweden trafen, behielten sie aber gewöhnlich die Oberhand. Von vier Begegnungen gewannen sie drei, die einzige Niederlage liegt schon 60 Jahre zurück. Damals, an der Heim-WM, stiessen die Schweden am Ende gar in den Final vor.
Gemäss Löw wird Mats Hummels vermutlich nicht spielen können. Der Innenverteidiger verrenkte sich am Donnerstag im Training den Halswirbel. Ihn wird wohl Klubkollege Niklas Süle ersetzen. Jonas Hector steht dagegen ebenso wieder zur Verfügung wie bei den Schweden Victor Lindelöf. Die beiden Verteidiger hatten zuletzt erkrankt gefehlt.
Für Mexikos Coach sind Veränderungen Programm
Mexiko schuf sich mit dem Überraschungssieg gegen Deutschland eine Ausgangslage, die es nun zu nutzen gilt. «Der Triumph im Startspiel bringt uns nichts, wenn wir gegen Südkorea keine gute Leistung bringen», sagte Javier Hernandez vor dem Spiel, das in Rostow am Don bereits um 17.00 Uhr - drei Stunden vor der Partie der Deutschen - angepfiffen wird.
Juan Carlos Osorio, der 56-jährige Kolumbianer, der seit Oktober 2015 die Nationalmannschaft Mexikos trainiert, möchte auch die punktelosen Südkoreaner mit einem taktischen Plan überraschen, wie gegen Deutschland. Er gilt als einer, der selbst das kleinste Detail nicht ausser Acht lässt. Bezeichnend war seine Reaktion beim 1:0 von Hirving Lozano. Er setzte sich sogleich hin und machte sich seine Notizen.
Ständig tüftelt er neue Ideen aus. Die Regel «Never change a winning team» scheint er nicht kennen. Osorio steht vor seinem 50. Länderspiel als mexikanischer Coach, und nachdem er bisher in jeder der 49 bisherigen Partien auf eine andere Start-Formation vertraute, dürfte er dies auch am Samstag tun.