Am Mittwoch platzt Kroatiens WM-Traum von der zweiten Final-Teilnahme in Folge. Spieler und Journalisten aus dem Lager der Verlierer üben nach der Partie harsche Kritik am Schiedsrichter.
«Skandalöser Elfmeter. Gegen diesen Messias und Schiedsrichter Orsato war es nicht möglich», urteilt «Sportske novosti», bei «Novi list» ist zu lesen: «Es war kein Elfmeter, Livakovic hat alles getan, was ein Torhüter tun darf.» Und «24 sata» titelt in Richtung des Unparteiischen: «Wenn Sie sich entschieden haben, Leo Messi die Trophäe zu geben, tun Sie es!»
Während der Rest der Welt Lionel Messi abfeiert, hadert man in Kroatien also mit dem Elfmeterpfiff. Was ist passiert? In der 32. Minute überspielt Fernandez mit einem Pass in die Tiefe die hochstehende Kette der Kroaten, Alvarez läuft auf Livakovic zu, der aus dem Tor eilt und sich Alvarez in den Weg stellt. Der Argentinier lupft die Kugel am Torhüter vorbei und stösst dann mit diesem zusammen (Video oben).
Auf den ersten Blick ein glasklarer Elfmeter. Auf den zweiten Blick ist die Sache nicht mehr ganz so klar, denn Livakovic steht beim Zusammenprall an Ort und Stelle und kann sich nicht in Luft auflösen. Kommt noch hinzu, dass es gar nicht so weit hätte kommen dürfen, da es zuvor eine Ecke für Kroatien hätte geben müssen statt des Abstosses für Argentinien.
Kroatische Spieler ärgern sich über den Schiedsrichter
Es falle ihm schwer, überhaupt etwas zu sagen, meint etwa Mittelfeldmotor Mateo Kovacic nach dem Spiel. Der 28-jährige Chelsea-Profi findet nach seinem 90. Länderspiel dann aber deutliche Worte: «Beide Situationen sind für mich unglaublich. Zuerst, dass es keine Ecke war und dann ein Elfmeter. Ich habe die Schiedsrichter nie kommentiert, aber das sind Kardinalfehler, die uns das Finale gekostet haben.»
Tatsächlich haben sich nach dem Treffer die Kräfteverhältnisse verändert, denn Kroatien war in der ersten halben Stunde ebenbürtig. Oder in den Worten Borna Sosas, der in der Pause ausgewechselt wurde: «In der ersten halben Stunde waren wir besser, wir hatten Kontrolle und Ballbesitz. Und dann kommt dieser Elfmeter, der gelinde gesagt umstritten war. Wo soll unser Torwart da hingehen?» Ähnlich sah das übrigens auch der ehemalige englische Nationalspieler Gary Neville bei «ITV»: «Das ist kein Elfmeter.»
Harsche Kritik in Richtung des Übungsleiters Daniele Orsato gibt es auch von einem ehemaligen Berufskollegen. So schimpft der Kroate Bruno Maric bei «Sportske Novosti», dass der Entscheid «unfair und inakzeptabel», sei. Und so kommt er zum Schluss: «Nach dem, was ich heute gesehen habe, können sie Argentinien gleich den Titel geben.»
Trainer Zlatko Dalic als fairer Verlierer
Der 56-jährige Coach der Kroaten legt den Fokus bei seiner Analyse auf die Leistung seines Teams: «Wir waren in der Offensive nicht gut, uns fehlte eine bessere Lösung im Angriff», analysiert Zlatko Dalic. Zudem überwiegt bei ihm im Moment der grossen Enttäuschung der Stolz: «Hätte uns vorher jemand ein solches Ergebnis bei der WM angeboten, hätten wir es akzeptiert. Das ist ein toller Erfolg, auf den wir stolz sind.» Jetzt sei es wichtig, dass sie ihre Kräfte sammeln würden, denn am Samstag gehe es immerhin noch um den dritten Platz.