Nach der bitteren Niederlage gegen Spanien schwärmt Marco Streller vom Auftritt der Schweizer Nati im EM-Viertelfinal. Gleichzeitig hadert der «blue»-Fussball-Experte mit dem in seinen Augen ungerechtfertigten Platzverweis für Remo Freuler.
«Penaltyschiessen ist eine Lotterie. Einmal gewinnst du, einmal verlierst du – das haben wir jetzt beides erlebt», sagt Marco Streller nach dem verlorenen EM-Viertelfinal der Schweizer Nati gegen Spanien. «Es ist sehr hart, weil die Mannschaft hätte definitiv mehr verdient. Aber sie haben die Herzen der Schweizer definitiv gewonnen. Das ist auch wichtig.»
Nichtsdestotrotz wäre an diesem Tag sogar mehr möglich gewesen. Nach dem frühen, unglücklichen Gegentor kommt die Mannschaft von Vladimir Petkovic im Verlauf der Partie immer besser in Fahrt, nach dem Seitenwechsel ist sie phasenweise sogar spielbestimmend. «Die Schweiz war zu diesem Zeitpunkt die klar bessere Mannschaft. In der 2. Halbzeit haben sie eine Weltklasse-Mannschaft dominiert in meinen Augen und kamen absolut verdient zum Ausgleich», so Streller.
«Ich sehe nach wie vor keine Rote Karte»
Doch die starke Phase nimmt mit dem Platzverweis von Remo Freuler in der 77. Minute ein jähes Ende. «Ich will kein schlechter Verlierer sein und sagen, dass es der Grund für die Niederlage war. Trotzdem hatte es für mich einen sehr entscheidenden Einfluss», macht Streller klar. Er habe sich die Bilder noch einmal angeschaut. «Und ich sehe nach wie vor keine Rote Karte. (…) Dass man das in der heutigen Zeit mit dem VAR nicht überprüft, ist ein Skandal, muss ich ganz ehrlich sagen.»
Umso schwierig fällt es wohl Mannschaft und Fans, die Niederlage zu akzeptieren. «Das Momentum war auf der Seite der Schweizer. Wenn dann so ins Spiel eingegriffen wird, mit einer solchen Fehlentscheidung, ist das sehr hart», sagt auch Marco Streller und glaubt: «Es ist eine absolute Leere in ihnen, sie werden sicher ein paar Tage brauchen, um das zu verarbeiten.»
Was noch mehr wert sein kann als ein Sieg
Sobald das geschehen ist, werden Freuler, Xhaka und Co. hoffentlich realisieren, was sie in den letzten Tagen erreicht und ausgelöst haben. «Sie haben Menschen verbunden. Die ganze Welt hat eine harte Zeit hinter sich, wir in der Schweiz selbstverständlich auch mit den ganzen Corona-Einschränkungen. Jetzt die Menschen zusammen feiern zu sehen, Sport ist so verbindend, das ist wunderschön», schwärmt Streller.
Der 37-fache, ehemalige Nati-Stürmer fügt an: «Ich habe heute wirklich eine Einheit gespürt, wenn ich in der Stadt war. Und auch auf dem Feld hat man sie gesehen. Diese Mannschaft hat es geschafft, unser Volk zu verbinden. Das ist manchmal fast noch mehr wert als der Sieg.»