Knöchel verstaucht Brasilien bangt vor dem Schweiz-Spiel um Superstar Neymar

Syl Battistuzzi

25.11.2022

Das geschwollene rechte Fussgelenk von Neymar bereitet den Teamkollegen Sorgen.
Das geschwollene rechte Fussgelenk von Neymar bereitet den Teamkollegen Sorgen.
Getty

Brasilien startet glanzvoll ins Turnier, doch die Nation bangt nach dem Sieg gegen Serbien um Neymar. Ob der Superstar am Montag gegen die Schweiz spielen kann, ist derzeit fraglich.

Syl Battistuzzi

Das Wichtigste in aller Kürze

  • Neymar verletzte sich am Donnerstagabend in der 68. Minute und wurde nach 79 Minuten ausgewechselt. Brasiliens Teamarzt Rodrigo Lasmar sprach von einer Verstauchung des Sprunggelenks. Nationaltrainer Tite ist zwar zuversichtlich, dass Neymar an dieser Weltmeisterschaft wieder spielen wird, aber ob das bereits wieder am Montag im Spiel gegen die Schweiz der Fall sein wird, bleibt abzuwarten. Am Freitag unterzieht sich Neymar einer MRI-Untersuchung.

Vor der WM drehte sich bei den Medien fast alles rund um Neymar. Der PSG-Star personifizierte quasi die Hoffnung eines Landes auf den so sehr ersehnten sechsten WM-Titel. Zweimal hat der Edeltechniker der Seleção aus unterschiedlichen Gründen diesen Traum nicht erfüllen können.

Seine dritte WM-Teilnahme nun in Katar könnte die letzte Chance sein. «Ich glaube das, weil ich nicht weiss, ob ich noch die Stärke im Kopf habe, mich weiter mit Fussball zu beschäftigen», hielt Neymar in einer DAZN-Dokumentation fest.«Neymar», schrieb Brasiliens Ex-Weltmeister Romário in einem Brief auf «The Players Tribune». «Der Moment kommt, weisst du?»

Das glaubt er auch selbst. Als Neymar vor einigen Tagen via Instagram seiner Trainingskleidung einen sechsten Stern als Emoji hinzufügte, spottete die «Bild» über den «1. Arroganz-Anfall» des Megastars.

Neymar auf einer Mission

Der 30-Jährige will jetzt ein anderer Neymar sein als in der Vergangenheit. In den vergangenen Monaten soll er vieles dem Traum vom sechsten Stern untergeordnet haben: gesündere Ernährung, weniger Partys, härteres Training, mehr Training. 

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Brasiliens Trainer Tite bestätigt diese Veränderungen. «Zuerst gehört Neymar ein Lob, weil er auf sein professionelles Gewissen gehört hat. Wir als Seleção sind glücklich, weil wir von diesem Prozess profitieren werden», sagte der 61-Jährige der «Sport Bild». Tatsächlich spielt der Spielmacher bisher eine überzeugende Saison für Paris Saint-Germain. In 20 Pflichtspielen erzielte er für das von Katar finanzierte Starensemble 15 Tore und legte 12 weitere auf.

Der durchzogene Start

Beim WM-Auftakt gegen Serbien war dann aber von der Nummer 10 nicht viel zu sehen. Der Superstar mühte sich zwar. Doch mal verzettelte er sich in einem Dribbling, mal misslang ihm die Ballannahme. Auch für den letzten Pass entschied sich der Hochbegabte mehrere Male zu spät.

Das fiel an diesem Abend aber nicht ins Gewicht, weil Richarlison mit einem Doppelpack glänzte (darunter ein sehenswerter Seitfallzieher). Viel schlimmer könnte dagegen sein, dass Neymar in der 79. Minute ausgewechselt wurde. Sein angeschwollenes rechtes Fussgelenk musste er in der Kabine behandeln lassen. Auf den ersten Laien-Blick drängt sich ein Problem mit den Bändern auf. 

Deshalb mischt sich in Brasiliens Freudentaumel auch Angst mit. Kein Wunder, schliesslich sind die Erinnerungen an die Heim-WM 2014 bei vielen Zeitgenossen noch frisch. Damals führte Neymar glänzend Regie, ehe im Viertelfinal ein brutales Foul des Kolumbianers Juan Camilo Zúñiga seine vermeintliche Krönung stoppte. Ohne ihn gingen seine Teamkollegen im Halbfinal gegen Deutschland glatt mit 1:7 unter. 

Bolsonaro-Jubel bliebe Brasilianern erspart

Immerhin etwa die Hälfte seiner Landsleute dürfte ein allfälliger Ausfall des Schlüsselspielers am Ende gar nicht ungelegen kommen. Bei der kürzlichen Stichwahl um das Präsidentenamt hatte Neymar vorher offensiv für den Amtsinhaber und Rechtspopulisten Jair Bolsonaro geworben. Also für den Mann, der sich nicht erst einmal abfällig über Schwarze, Schwule, Frauen oder Indigene geäussert hat.

Sogar sein erstes WM-Tor wolle er Bolsonaro widmen, hatte Neymar damals angekündigt. Weil er ähnliche Werte wie Bolsonaro habe. Falls Neymar tatsächlich für den Rest des Turniers ausfallen sollte, könnte er also höchstens auf der Tribüne seine Sympathie für Bolsonaro ausdrücken. Man darf also gespannt sein, ob Ney am nächsten Montag – dann trifft Brasilien auf die Nati – wieder fit ist für einen Einsatz. 


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