Noch 8 Tage WM-Countdown: Ronaldo ringt Stunden vor dem Final mit dem Tod – und spielt trotzdem

pat

6.6.2018

Ronaldo nach dem verlorenen WM-Final 1998.
Ronaldo nach dem verlorenen WM-Final 1998.
Bild: Getty Images

Die Vorfreude steigt, der Countdown läuft: Am 14. Juni geht es mit der Fussball-WM los. Wir versüssen die Wartezeit mit Kurzgeschichten unvergessener WM-Momente.

Ronaldo ist die grosse Entdeckung der WM 1998. Vier Tore schiesst der damals 21-jährige Brasilianer auf dem Weg ins Finale. Mit seinen Tempo-Dribblings begeistert er die Fans und lässt eine ganze Nation vom Titel träumen. Doch am Tag des Endspiels gegen Gastgeber Frankreich überstürzen sich die Ereignisse.

Rund eine Stunde vor Spielbeginn werden auf der Pressetribüne die Mannschaftsaufstellungen verteilt. Bei Ronaldo steht «n.a.», «not available» – an Stelle des Superstars soll Edmundo auflaufen. Der brasilianische Teamarzt erklärt, dass Ronaldo aufgrund einer Verletzung am linken Sprunggelenk nicht spielen könne. Umso grösser ist die Verwunderung als auf der Pressetribüne eine Viertelstunde später neue Listen verteilt werden. Denn jetzt steht Ronaldo plötzlich in der Startelf.

Sampaio rettet Ronaldo das Leben

Brasilien verliert den Final gegen Frankreich sang- und klanglos mit 0:3. Die grosse Show bietet Doppeltorschütze Zinédine Zidane, Ronaldo dagegen bleibt blass. Erst später sickern Informationen durch, was am Nachmittag vor dem Spiel passierte – vieles bleibt aber bis heute ein Rätsel.

Am Nachmittag schaut Ronaldo im Teamhotel den Formel-1-GP von Silverstone. Plötzlich erleidet er einen Anfall, hat Schaum vor dem Mund und schlägt um sich. Mitspieler müssen ihn festhalten, Zimmerkollege Roberto Carlos läuft auf den Flur und ruft laut: «Ronaldo stirbt!» Noch bevor die Ärzte bei Ronaldo sind, rettet César Sampaio seinem Teamkollegen das Leben. Er zieht Ronaldo die Zunge aus dem Mund, die dieser verschluckt hatte.

Ronaldo: «Ich möchte spielen und ich werde spielen»

Die Brasilianer stehen nach dem Vorfall unter Schock. Edmundo erinnert sich: «Als wir um 17.30 Uhr gegessen haben, kam Ronaldo als Letzter, sass aber nur mit hängendem Kopf da, schwieg und ass nichts.» Die Mannschaft fährt danach ohne den Superstar und ohne die sonst übliche Samba-Musik ins Stadion. Ronaldo wird derweil für weitere Untersuchungen in eine nahegelegene Klinik geschickt. Dort bestätigt sich der Verdacht auf einen epileptischen Anfall nicht. Ohne dass er in der Zwischenzeit Kontakt mit der Mannschaft hatte, fährt Ronaldo ins Stadion, wo er eine Stunde vor Spielbeginn ankommt.

In der Kabine erklärt er, dass er sich fit fühle, dass die Ärzte nichts gefunden hätten. «Ich möchte spielen und ich werde spielen», soll er gesagt haben. Tatsächlich lässt Trainer Mario Zagallo seinen Topstürmer auflaufen. Ohne sich richtig aufzuwärmen, betritt Ronaldo danach den Platz. Seine Leistung ist alles andere als berauschend, auch wenn er später sagt: «Es war nicht das beste Spiel meines Lebens, aber es war okay. Ich rannte und versuchte, alles zu geben. Frankreich spielte sehr gut und war ein harter Gegner.» Er könne sich nicht erklären, was damals passiert sei, sagt Ronaldo noch Jahre später. «Ich weiss nur, dass ich mich sehr krank fühlte, dass wir ins Krankenhaus fuhren und alle möglichen Tests machten. Medizinisch war nichts, rein gar nichts.»

2002 schiesst Ronaldo Brasilien zum WM-Titel

Viel lieber wird sich Ronaldo an die WM 2002 erinnern. Mit acht Toren, zwei im Final gegen Deutschland, schiesst er Brasilien fast im Alleingang zum fünften WM-Titel.

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