Einer für alle«Ibra» fehlt, aber Schweden wird vom Teamgeist getragen
SDA
27.6.2018 - 23:13
Schweden ist mehr als die Summe seiner Spieler. Der Schweizer Achtelfinal-Gegner lebt von seinem Teamgeist, den er in letzter Zeit speziell gepflegt hat.
Den Stresstest haben die Schweden in den letzten Monaten gleich mehrmals bravourös bestanden. Ihnen mag in Abwesenheit von Zlatan Ibrahimovic der grosse Star fehlen, der aussergewöhnliche Könner. Doch was mannschaftliche Geschlossenheit angeht, präsentieren sich die Schweden hervorragend. In den WM-Playoffs hielten sie Italien stand, und in Russland reagierten sie auf die bittere Niederlage gegen Deutschland mit einem 3:0 gegen Mexiko.
Nach der Pleite gegen Deutschland geriet mit Jimmy Durmaz einer der ihren unter Beschuss, weil er den entscheidenden Freistoss verursacht hatte. Nach den rassistischen Attacken gegen den Offensivspieler mit türkischen Wurzeln stellte sich das Team hinter den Teamkollegen. Einer für alle, alle für einen – es könnte das Motto der Schweden sowohl neben als auch auf dem Platz sein. Das Team lebt von seinem Kampfgeist und der defensiven Disziplin und ist längst nicht immer so schön anzusehen wie am Mittwoch beim Sieg gegen Mexiko.
Forsberg, der Star – Granqvist, die Symbolfigur
Um die Tugenden nicht aufs Spiel zu setzen, verzichtete Nationaltrainer Janne Andersson darauf, Ibrahimovic für die WM aufzubieten. Der Star der Mannschaft ist in Abwesenheit des Goalgetters nun Emil Forsberg, Fussballprofi in der dritten Generation, frei von Skandalen und sich nie zu schade auch nach hinten zu arbeiten. Zur Symbolfigur ist in den drei Gruppenspielen aber eher Innenverteidiger und Captain Andreas Granqvist geworden, der die Verteidigung zusammenhält und vom Elfmeterpunkt zweimal sicher traf.
Die Stärke liegt in der Abwehr
Die Abwehr ist die grosse Stärke der Schweden, doch gegen Mexiko zeigten sie auch, dass sie in der Lage sind, die Offensive zu suchen, wenn es nötig ist. Mit ihren kräftigen Angreifern können sie Druck erzeugen, mehr Mühe bekunden sie beim Ausnützen ihrer Torchancen. Mit Marcus Berg und Ola Toivonen bilden zwei Spieler die Sturmspitze, die sich in den letzten Monaten nicht als sehr effiziente Goalgetter hervorgetan haben. Berg vergab gegen Mexiko gleich eine ganze Reihe von exzellenten Möglichkeiten, bevor das 1:0 fiel.
Mit dem Einzug in den Achtelfinal haben die Schweden bei ihrer ersten WM-Teilnahme seit 2006 schon mehr erreicht als ihnen viele Experten zugetraut hatten. Andersson ist überzeugt, dass sein Team in den letzten Wochen nochmals gewachsen ist. Er sei stolz, fast schon gerührt über die Art und Weise, wie seine Spieler die Achtelfinal-Qualifikation bewerkstelligt haben. Typischerweise hob der emotionale Coach die Disziplin seines Team hervor.
Es ist schon eine Weile her, seit letztmals eine schwedische Nationalmannschaft bei einer Endrunde für internationale Schlagzeilen gesorgt hat. Seit die Skandinavier 1994 sensationell den 3. Platz erreichten, haben sie nie mehr eine K.o-Runde überstanden - weder bei einer WM noch bei einer EM. Nun soll diese Durststrecke im 29. Duell mit der Schweiz enden. Die letzte Partie zwischen diesen beiden Ländern, die man in gewissen Teilen der Welt so leicht verwechselt, fand vor über 16 Jahren statt. Die Bilanz steht bei 11:10 Siegen für die Schweiz.