Nerven-Spielchen Stunk bei Brasilien: Thiago Silva greift Neymar an

mar

25.6.2018

Thiago Silva ärgert sich auch über Neymar.
Thiago Silva ärgert sich auch über Neymar.
Bild: Keystone

Trotz des Siegs gegen Costa Rica brodelt es bei den Brasilianern weiter. Viele nerven sich über Neymars Theatralik. Thiago Silva attackiert ihn dafür jetzt sogar öffentlich.

«Die Gefahr lebt!» Mit diesen Worten wandte sich ein brasilianischer Journalist des «Folha de Sao Paulo» zuletzt an seine Landsleute. Das war am Samstagabend, nur Minuten nach Toni Kroos' Traumfreistoss, der Deutschland gegen Schweden noch den Sieg sicherte.

Ein mögliches Achtelfinal-Duell zwischen Brasilien und Deutschland rückt näher. Und wenn sich Neymar weiterhin nicht in den Griff bekommt, könnte die Partie sogar unter den gleichen Vorzeichen wie vor vier Jahren über die Bühne gehen. Damals fehlte Neymar aufgrund einer Rückenverletzung, die er sich im Spiel gegen Kolumbien nach einem üblen Foul zugezogen hatte. Das 1:7-Debakel seiner Kollegen musste er von der Tribüne aus mitverfolgen.

Nun ist Neymar bereits wieder angezählt. Diesmal weil er sich gegen Costa Rica zu einer völlig unnötigen gelben Karte hinreissen liess. Nach einem Entscheid des Schiedsrichters warf er den Ball wutentbrannt auf den Boden. Sollte er nun gegen Serbien am Mittwoch nochmal Gelb kassieren, wäre er im Achtelfinal nicht dabei.

Der Messias, der nur an sich denkt

Neymar rückt sich ins Zentrum. Er weiss, wie er die Schlagzeilen beherrschen kann. Er weiss auch um seine Fähigkeiten und verhält sich in Russland wie der brasilianische Messias. Mit diesem Verhalten könnte er der Mannschaft im Endeffekt aber mehr schaden als nützen, wie es auch sein Teamkollege Thiago Silva anmerkt. «Er ist für mich wie ein Stiefbruder. Ich versuche, ihn zu schützen und ihm Ratschläge zu geben. Aber heute hat mich sein Verhalten sehr traurig gemacht», sagte der 33-jährige Abwehrspieler nach dem Spiel gegen Costa Rica.

Thiago Silva sprach dabei nicht nur von der Disziplinlosigkeit Neymars, sondern auch von seiner Unfairness und persönlichen Beleidigungen noch während des letzten Spiels. Thiago Silva hatte in der 78. Minute den Costa Ricanern einen Ball zurückgegeben, den diese ins Aus gespielt hatten, um einen möglicherweise verletzten Spieler behandeln zu lassen. Das brachte Neymar in Rage. 

«Er hat mich schwer beleidigt. Ich verstehe ja, dass er nervös ist, aber ...», sagte der Verteidiger und fügte an: «Das war nicht der Ball, der uns zum Sieg getragen hätte.» Dafür zeigte er in anderer Hinsicht Verständnis für seinen Klubkollegen, der nach dem Spiel eine Art Nervenzusammenbruch erlitten hatte: «Ich habe ihm gesagt, dass er gut daran tut, zu weinen. Er muss den Druck lösen, der auf ihm lastet.»

Gegen Serbien braucht Brasilien jetzt erst einmal mindestens einen Punkt, um sich für den Achtelfinal zu qualifizieren. Es wird wohl nochmal eine emotionale Achterbahnfahrt und man kann sich gar nicht vorstellen, wie ein erneutes Duell gegen Deutschland den Gemütern bei der Seleçao zusetzen würde.

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