Kylian Mbappé schiesst für Frankreich Tore am Laufmeter. Defensiv unterlässt der Superstar seinen Teamkollegen aber jegliche Hilfe. Das belegt auch die Statistik.
Kylian Mbappé peilt am Sonntag mit nur 23 Jahren seinen schon zweiten Weltmeister-Titel mit der Équipe Tricolore an. Der Franzose schielt aber mit Sicherheit auch auf die Torschützen-Liste, die er gemeinsam mit Leo Messi anführt. Auf dem Weg ins Endspiel markiert Mbappé fünf Tore, liefert zwei Assists und hat entscheidenden Anteil daran, dass Les Bleus nur noch einen Sieg von der Titelverteidigung entfernt sind.
Kein Wunder sind in der Heimat stets alle Augen auf den PSG-Torjäger gerichtet. Trifft er einmal nicht, hat er die hohen Erwartungen nicht erfüllt. Und dann fällt plötzlich ins Gewicht, dass Mbappé die Defensivarbeit arg vernachlässigt – wie beim erzitterten Halbfinal-Sieg über Marokko.
In den Einzelkritiken der einheimischen Medien kommt Mbappé, der im Halbfinal immerhin am Ursprung beider französischer Tore stand, nicht überall gut weg. Von «sports.fr» wird er schlechter bewertet als viele Teamkameraden. Zudem ist zu lesen: «Als er in die Spitze rückte (65.), beteiligte er sich nicht an der Defensivarbeit, was es den Marokkanern ermöglichte, leichter anzugreifen.»
Praktisch keine Defensiv-Aktionen
Es ist keineswegs eine neue Erkenntnis, dass Frankreichs Nummer 10 gerne und oft auf defensive Mitarbeit verzichtet. Eine Statistik der WM-Endrunde lässt die Fussball-Fans aber trotzdem staunen – und wohl so manchen Trainer aus dem Amateurbereich zusammenzucken.
Gemäss der Statistik-Plattform Opta leistet Kylian Mbappé bei der WM 2022 durchschnittlich 0,19 Defensivaktionen pro 90 Minuten (1 in 477 Minuten) – und damit weniger als jeder andere Feldspieler mit mindestens 150 Einsatzminuten. In die Kategorie Defensivaktionen gehören für Opta Tacklings, versuchte Tacklings, Blocks sowie geklärte und abgefangene Bälle.
In den sechs bisherigen Auftritten hat Mbappé also genau eine solche Aktion vorzuweisen. Zum Vergleich: Lionel Messi, der auch nicht gerade für fleissige Defensivarbeit bekannt ist, bringt es auf 9 Defensivaktionen in 570 Minuten, was einem Schnitt von 1,42 pro 90 Minuten entspricht. Für einmal dürfte es Mbappé aber herzlich egal sein, gegen den Zauberzwerg statistisch das Nachsehen zu haben.
Entscheidend ist allerdings, dass das auch für Trainer Didier Deschamps und Frankreichs Mannschaft gilt. Wäre die defensive Arbeitsverweigerung des Torjägers nicht so abgesprochen und fester Teil des Plans, es hätte wohl längst geknallt. Deschamps und Co. dürften es begrüssen, dass Mbappé seine Kraft spart für Offensivszenen, mit denen er eine Partie jederzeit entscheiden kann. Tut er es in Katar am Sonntag noch einmal, ist Mbappés Horror-Statistik womöglich einer der Schlüssel auf dem Weg zum zweiten WM-Titel in Folge.