PSG vor dem Aus1,112 Mia. Euro in 7 Jahren: Ausser Spesen wenig gewesen
SDA
6.3.2018 - 06:09
Paris Saint-Germain droht gegen Real Madrid ein frühes Ausscheiden in der Champions League. Nach dem 1:3 im Achtelfinal-Hinspiel stehen die Franzosen am Dienstag vor einer hohen Hürde.
Der FC Barcelona, Chelsea, wieder Barcelona, Manchester City und noch einmal Barcelona. Seit 2012 ist Paris Saint-Germain in der Champions League fünf Mal in Folge spätestens in den Viertelfinals gescheitert. Und weil der PSG das Rückspiel der diesjährigen Achtelfinals gegen Titelverteidiger Real Madrid mit einem 1:3-Handicap (live ab 20:45 Uhr) in Angriff nimmt, droht das sechste frühe Ausscheiden. Zumal der Superstar Neymar wegen seiner Fussverletzung noch wochenlang fehlen wird. Viele Transfermillionen scheinen wieder nicht den ersehnten Triumph zu bringen.
1,112 Milliarden Euro in 7 Jahren
Seit der Klub im Mai 2011 in katarische Hände gegangen ist, stehen die Ausgaben in keinem Verhältnis zum sportlichen Erfolg. Rechnet man die im kommenden Sommer für den Leihspieler Kylian Mbappé fällige Summe hinzu (rund 180 Mio. Euro), haben die Katarer in diesen knapp sieben Jahren insgesamt 1,112 Milliarden Euro für neue Spieler ausgegeben. Nur rund 20 Prozent davon wurden durch Verkäufe gedeckt. Das Enttäuschende daran: Seit Sommer 2011 haben neun Klubs die Halbfinals der Champions League erreicht – der PSG gehört nicht dazu. Die vier Meistertitel zwischen 2013 und 2016 schönen die Bilanz kaum.
Auch wirtschaftlich fehlt das Top-4-Ergebnis noch. Zwar stieg der Umsatz seit 2011 von rund 90 Mio. Euro auf über 450 Mio. Euro, doch blieben Manchester United, Real Madrid, Barcelona und Bayern München unerreichbar. Zuletzt hat der PSG in der Rangliste der umsatzstärksten Vereine zwei Mal in Folge einen Platz verloren und ist jetzt hinter Manchester City und Arsenal nur noch die Nummer 7 von Europa.
Ganz umsonst war das finanzielle Engagement der Katarer natürlich nicht. Paris Saint-Germain wurde in den letzten Jahren zur Weltmarke, welche vielerorts im gleichen Atemzug wie Real Madrid oder Manchester United genannt wird. Dass der Klub oft und gerne darauf verweist, weltweit am meisten Marketing-Gelder zu generieren, ist allerdings mit Vorsicht zu nehmen. In diesem Umsatz enthalten ist das Sponsoring von QTA, der Tourismusbehörde Katars, welches dem PSG eine marktunübliche Summe von rund 150 Mio. Euro pro Jahr einbringt.
Wechselgerüchte um Neymar
Unabhängig von Erfolg oder Misserfolg ist die Strahlkraft von Superstars wie Neymar und Mbappé aber grundsätzlich riesig. Doch fraglich ist, wie sich ein erneutes frühes Scheitern in der Champions League auf die Atmosphäre unter den Fussball spielenden Egomanen auswirkt. Schon im letzten Sommer hat der Italiener Marco Verratti laut über eine Wechsel nach Spanien nachgedacht, nachdem er mit dem PSG in Barcelona 1:6 untergegangen war.
Neymar wird sich eher früher als später überlegen, ob er seinen Traum vom «Ballon d'Or» als Spieler des PSG verwirklichen kann, wenn er spürt, dass es mit dem Champions-League-Triumph in Paris nicht klappt. Das jedenfalls spekulierten französische Medien in den letzten Tagen.
Im Gegensatz zu Verratti, Topskorer Edinson Cavani oder Mbappé könnte Neymar allerdings ungeachtet des sportlichen (Miss-)Erfolgs längerfristig in Paris bleiben (müssen). Der Brasilianer – im letzten Sommer für 222 Mio. Euro vom FC Barcelona gekommen – ist das Statussymbol der katarischen Besitzer. Ein Verkauf von Neymar können sich die Katarer mindestens bis 2022, also bis zur WM in Katar, nicht leisten, meinen Experten. Es ist der Moment, in dem nicht nur raffgierige Agenten, die Finanzpolizei der UEFA oder ausgabefreudige Klubbesitzer die Bewegungen auf dem Transfermarkt kontrollieren, sondern die hohe Politik.
Doch noch hat Paris Saint-Germain 90 Minuten Zeit, ein weiteres enttäuschendes Ausscheiden zumindest vorerst abzuwenden. Dazu ist die Fortsetzung einer imposanten Serie nötig. Der PSG hat in dieser Saison alle 19 Pflichtspiele vor eigenem Anhang gewonnen und dabei im Durchschnitt vier Tore erzielt. Wenn da auf der Gegenseite nur nicht Real Madrid und Cristiano Ronaldo stehen würden. Champions-League-Sieger der Klub, Weltfussballer der Stürmer. Sie sind längst angelangt, wo Paris Saint-Germain und Neymar endlich auch hinwollen.