Kriselnder Top-Klub 5 Punkte, die zeigen, wie traurig es um Manchester United steht

Sandro Zappella

9.11.2023

Enttäuschung für Manchester United beim 3:4 gegen Kopenhagen.
Enttäuschung für Manchester United beim 3:4 gegen Kopenhagen.
IMAGO/Shutterstock

Manchester United ist nach der 3:4-Niederlage gegen den FC Kopenhagen am Boden. Der Top-Klub ist längst in einer tiefen Krise. Mehrere Punkte zeigen schonungslos auf, wie es derzeit um ManUnited steht.

Sandro Zappella

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Manchester United liegt nach der 3:4-Niederlage gegen Kopenhagen am Tabellen-Ende seiner Champions-League-Gruppe.
  • Die Engländer zeigen derzeit eine historisch schwache Saison, mit so vielen Niederlagen wie seit 1973/74 nicht mehr.
  • Trainer Erik ten Hag sieht das Problem hauptsächlich bei den Schiedsrichten, welche er für die neuerliche Niederlage verantwortlich macht.

In der Champions League droht das Desaster

Statt sich mit dem FC Bayern München um den Gruppensieg zu streiten, geht es für Manchester United nach einer wilden Partie in Kopenhagen nun sogar um den Verbleib in der Champions League. Beim 3:4 gegen den FC Kopenhagen gab der englische Rekordmeister ein 2:0 aus der Hand, kassierte eine Rote Karte, ging erneut in Führung und verlor die Partie wegen zweier Gegentore binnen vier Minuten doch noch. «Wir haben jetzt einen Berg vor uns, also müssen wir klettern», sagte United-Kapitän Bruno Fernandes nach dem spektakulären Spiel am Mittwochabend. «Wir haben zwei Spiele und wir müssen diese beiden Spiele gewinnen.»

Einfach wird es für ManUnited indes nicht, die zwei verbleibenden Spiele zu gewinnen. Erst haben die Engländer ein Auswärtsspiel im Hexenkessel bei Galatasaray vor sich, am Ende kommt noch Bayern München ins Old Trafford nach Manchester. Damit droht United nicht nur, die K.o.-Phase der Champions League zu verpassen, es wäre gut denkbar, dass die Mannschaft von Erik ten Hag die Gruppe auf dem letzten Platz beendet. Das wäre nicht nur eine Schmach, es würde auch bedeuten, dass Manchester United sogar die Europa League, zu welcher Rang drei berechtigen würde, verpasst. 

So viele Niederlagen wie seit 1973/74 nicht mehr

Von 17 Saisonspielen in der Saison 2023/24 hat Manchester United neun verloren. Zum letzten Mal hat United über alle Wettbewerbe gesehen 1973/74 in den ersten 17 Spielen so oft verloren. Damals stieg ManUnited zum bisher letzten Mal aus der höchsten englischen Liga ab.

Die Niederlagen von Manchester United in dieser Saison

  • Tottenham – Manchester United 2:0
  • Arsenal – Manchester United 3:1
  • Manchester United – Brighton 1:3
  • Bayern München – Manchester United 4:3
  • Manchester United – Crystal Palace 0:1
  • Manchester United – Galatasaray 2:3
  • Manchester United – Manchester City 0:3
  • Manchester United – Newcastle 0:3
  • Kopenhagen – Manchester United 3:4

Der Schiedsrichter ist schuld

Der beim FC Kopenhagen ausgebildete Rasmus Hojlund brachte United mit seinen beiden Treffern am Mittwochabend zunächst komfortabel in Führung. Es sollte aber zum ersten Mal in der Geschichte vorkommen, dass United ein Spiel in der Champions League trotz 2:0-Führung noch verlieren wird.

Denn die Partie kippte nach der Roten Karte gegen Marcus Rashford in der 42. Minute, die nach dem Eingreifen des Videoschiedsrichters vergeben wurde. Eine (zu) harte Entscheidung, wie Trainer ten Hag festhält: «Die Rote Karte veränderte alles. Er wollte auf den Ball. Der Schiedsrichter braucht so lange, um daraus eine rote Karte zu machen.»

Nach dieser Aktion sieht Rashford die direkte Rote Karte

Nach dieser Aktion sieht Rashford die direkte Rote Karte

08.11.2023

Noch in der ersten Halbzeit glich Kopenhagen die Partie in der Folge aus. Erst sorgte der Ex-Basler Mohamed Elyounoussi für das 1:2 und in der 9. von 13 Minuten Nachspielzeit der ersten Halbzeit markierte Diogo Goncalves per Handelfmeter den Ausgleich. Beide Tore waren gemäss ten Hag irregulär: «Wir haben zwei Tore erhalten, die nie hätten zählen dürfen. Das erste ist Abseits, das zweite ein Penalty.» 

Erik ten Hag: «Wir haben zwei Tore erhalten, die nie hätten zählen dürfen.»

Erik ten Hag: «Wir haben zwei Tore erhalten, die nie hätten zählen dürfen.»

Manchester-United-Trainer Erik ten Hag äussert sich an der Pressekonferenz zur 3:4-Niederlage gegen Kopenhagen.

09.11.2023

Es war allerdings auch ein umstrittener Handelfmeter, welcher zur erneuten United-Führung durch Bruno Fernandes (69.) führte. Doch ein später Doppelschlag durch Lukas Lerager (83.) und den erst 17 Jahre alten Roony Bardghji (87.) führte doch noch zum Kopenhagener Sensationserfolg. 

Kopenhagen – Manchester United 4:3

Kopenhagen – Manchester United 4:3

Gruppenphase Champions League, 4. Spieltag

08.11.2023

Die Transfer-Philosophie

Dass es Manchester United in dieser Saison überhaupt nicht läuft, hängt aber nicht nur an Trainer ten Hag, sondern auch am Team, das seit Jahren nicht mit den richtigen Spielern verstärkt wird. In den letzten drei Saisons hat Manchester United sieben Spieler für über 50 Millionen Euro verpflichtet. Doch kaum einer von ihnen konnte die hohen Erwartungen erfüllen. Viel eher haben die teuren Neuverpflichtungen über weite Strecken enttäuscht. 

Saison 2023/24:

Rasmus Hojlund für 75 Mio. Euro. von Atalanta Bergamo

Der Norweger ist erst 20 Jahre alt und gilt als grosses Sturmtalent. Das hat er in der Champions League bereits unter Beweis gestellt und in vier Partien fünf Tore erzielt. Dass er aber (noch) kein Haaland ist, zeigt seine Bilanz in der Premier League: Acht Spiele, kein Tor, kein Assist. Insgesamt kommt Hojlund bei Manchester United auf 14 Spiele und fünf Tore. 

Mason Mount für 64,2 Mio. Euro vom FC Chelsea

Für Engländer wird in England gewohnt viel zu viel bezahlt. So auch für Mason Mount. Der offensive Mittelfeldspieler kommt in elf Spielen bisher auf genau einen einzigen Assist. Was sich die Verantwortlichen von United überlegt haben, neben Bruno Fernandes und Christian Eriksen einen weiteren offensiven Mittelfeldspieler zu verpflichten, bleibt ihr Geheimnis.

André Onana für 50,2 Mio. Euro von Inter Mailand

Letzte Saison zauberte André Onana Inter Mailand mit starken Leistungen ins Finale der Champions League. Manchester United schlug zu und bekam einen Torhüter, der bisher viel eher mit Flops als mit Traumparaden auf sich aufmerksam machte.

Saison 2022/23:

Antony für 95 Mio. Euro von Ajax Amsterdam

Der Brasilianer war Wunschspieler von Erik ten Hag. Beide stiessen sie von Ajax Amsterdam nach Manchester. Das Problem des fast 100 Millionen Euro teuren Antony: Er ist mutmasslich nur neben dem Feld schlagkräftig. Gegen den Flügelspieler laufen Ermittlungen wegen häuslicher Gewalt. Während Antony aus Brasiliens Nationalmannschaft gestrichen wurde, durfte er bei Manchester United – trotz viele Misstönen – zurück ins Team.  

Auf dem Feld zeigte der Brasilianer ausser ein paar brotlosen Kunststücken aber herzlich wenig. In dieser Saison hat er in elf Spielen keine einzige Torbeteiligung zu verzeichnen. 

Lisandro Martinez für 57,37 Mio. Euro von Ajax Amsterdam

Auch er war ein Wunschspieler von ten Hag. Der Innenverteidiger war dann tatsächlich auch die erhoffte Verstärkung, fällt derzeit aber mit einer Fussverletzung aus. 

Casemiro für 70,65 Mio. Euro von Real Madrid

Manchester United bezahlte tatsächlich über 70 Millionen Euro für den damals 30-jährigen Casemiro, der mit Real Madrid fünfmal die Champions League gewann. Nur: Bei Real Madrid spielte er im Mittelfeld neben Toni Kroos und Luka Modrić. Bei Manchester United hat er keine dermassen starken Mitspieler und dementsprechend mehr Mühe. Er übernimmt zwar Verantwortung, wurde aber auch schon drei Mal des Feldes verwiesen. Eine langfristige Lösung für die Zukunft ist Casemiro zumindest nicht.

Saison 2021/22:

Jadon Sancho für 85 Mio. Euro von Borussia Dortmund

Seine Zeit bei Manchester United wurde zur ganz grossen Enttäuschung für beide Seiten. In 82 Spielen lieferte er 18 Skorerpunkte – seit August 2023 fungiert er aber nicht mehr im Kader, da er sich öffentlich mit Trainer Erik ten Hag gestritten hat. Über einen baldigen Abgang wird schon längst spekuliert. Die 85 Millionen Euro, welche United damals bezahlte, werden es definitiv nicht sein.

Grosse Klappe, dann Tränen

Für eine peinliche Episode sorgte United-Flügelspieler Alejandro Garnacho. Als Bruno Fernandes gegen Kopenhagen per Penalty zum 3:2 traf, provozierte Garnacho die Heimfans mit einer Handbewegung, dass diese still sein sollten. Als die 3:4-Niederlage letztendlich feststand, sass Garnacho dann aber weinend am Boden. Sein Jubel beim 3:2 ist damit so richtig schlecht gealtert und steht irgendwie sinnbildlich für die momentane Verfassung von Manchester United.