Starke Bilanz Acht portugiesische Trainer in der Europa League – was steckt dahinter?

von Syl Battistuzzi

13.12.2019

Nuno Espirito Santo darf mit Wolverhampton über den Einzug in die K.o.-Phase jubeln.
Nuno Espirito Santo darf mit Wolverhampton über den Einzug in die K.o.-Phase jubeln.
Bild: Getty

Mit gut 10 Millionen Einwohnern ist Portugal kein sehr grosses Land. Doch im Fussball sind sie schon lange vorne mit dabei. Seit neuestem exportieren sie nicht nur Spieler, sondern haben auch viele Trainer im Ausland platziert.

32 Teams dürfen in der Europa League überwintern, darunter Sporting, Porto und Braga mit den portugiesischen Trainern Silas, Sérgio Conceição und Ricardo Sá Pinto. Die Schweiz ist im Sechzehntelfinal nur noch mit dem FC Basel vertreten, wo der Zürcher Marcel Koller den Chefposten innehat.

Auch Benfica mit Natistürmer Haris Seferovic hat sich unter Coach Bruno Lage dank dem dritten Platz in der Champions League noch in die Europa League gerettet. Nur Guimarães hatte in seiner Gruppe das Nachsehen, dort tummelten sich aber auch illustre Gegner wie Arsenal und Frankfurt.

Dass die vier portugiesischen Klubs einen einheimischen Trainer haben, ist nicht weiter verwunderlich. Doch die Lusitaner haben mit Nuno Espirito Santo (Wolverhampton), Pedro Martins (Olympiakos Piräus), Paolo Fonseca (AS Rom) und Luis Castro (Schachtjor Donezsk) gleich nochmals vier Vertreter. Und der ehemalige Basel-Coach Paulo Sousa soll bei Arsenal im Gespräch sein.

Der Wegbereiter

Dass ein Viertel der Europa-League-Coaches Portugiesen sind, ist sicher auch der Lichtgestalt José Mourinho geschuldet. Der Fussballverrückte (O-Ton Mourinho) führte als «The Special One» Porto und Inter zum Champions-League-Triumph. Nach Stationen bei Real Madrid, Chelsea, Manchester United ist der inzwischen 56-Jährige bei Tottenham angelangt. Auch wenn der Ruhm in den letzten Jahren etwas abgeblättert ist, gehört er sicher zu den Weltbesten seines Fachs. 

José Mourinho hat schon vielen Stars (hier Chelseas Joe Cole) was über Fussball beigebracht.
José Mourinho hat schon vielen Stars (hier Chelseas Joe Cole) was über Fussball beigebracht.
Bild: Getty

Viele Landsmänner fühlten sich offenbar inspiriert vom Weltenbummler und eiferten ihm nach. Dass die Trainer-Lehrlinge überhaupt eine Chance bekamen, war wohl vorwiegend einem unschönen Fakt geschuldet. Das Land schlitterte 2010 in die schwerste Wirtschaftskrise seit den 70ern, was sich auch in den Fussballklubs bemerkbar machten, die sich vermehrt einem Sparkurs unterzogen. So wurden statt teuren ausländischen Trainern auf jüngere einheimische Talente gesetzt mit bekanntem Resultat.

So scheint es, als wäre im Land des Europameisters eine «Golden-Coach-Generation» herangewachsen. Die meisten Trainer waren ehemalige Kicker und streben nun mit gut 40 Jahren an die Weltspitze. So liegt in der Premier League etwa Nuno Espirito Santo mit dem sechstplatzierten Wolverhampton, inzwischen fast eine kleine portugiesische Kolonie, sogar vor seinem Mentor José Mourinho (7.).

Vielleicht darf auch einer dieser Hoffnungsträger irgendwann Nationaltrainer Fernando Santos ablösen, der mit 65 Jahren bereits in seine wohlverdiente Rente gehen könnte. Schliesslich hat der Mann seinem Land einen EM-Titel geschenkt. Ein solcher Triumph ist sicher auch ein Traum, welche viele der jungen Berufskollegen hegen.

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