YBs furiose Startphase, Leverkusens beeindruckende Aufholjagd und am Ende doch noch Berner Jubel – das Sechzehntelfinal-Hinspiel der Europa League im Wankdorf bietet Spektakel. Das sind die Reaktionen.
Was für ein Spiel! Die Young Boys stellen den Bundesligisten insbesondere in der Anfangsphase vor grosse Probleme. Fassnacht, Siebatcheu und Meschack Elia schiessen das Heimteam bis zur Pause verdient mit 3:0 in Front.
«Eine exzellente erste Halbzeit. Praktisch nichts zugelassen, die Räume sehr eng gemacht, sehr gut umgeschaltet, präsent in den Zweikämpfen. Ich muss der Mannschaft ein Riesen-Kompliment machen», schwärmt auch YB-Coach Gerardo Seoane im Interview mit «blue Sport», bevor er anfügt: «So gut wie die erste Halbzeit war, so schlecht war der Start in die zweite Hälfte.»
In der Tat präsentiert sich nach dem Seitenwechsel ein komplett anderes Bild. Wie verwandelt drückt Leverkusen aufs Tempo und gleicht die Partie innert 20 Minuten aus. YB-Captain Lustenberger gesteht: «Wenn wir auf das ganze Spiel zurückschauen, können wir mit dem 4:3 sehr gut leben, weil es in der zweiten Halbzeit sehr schwer war.»
Lustenberger lobt die Einwechselspieler
Dass die Berner die Partie dank des späten Treffers von Doppeltorschütze Siebatcheu doch noch gewinnen, zeugt von Charakterstärke. «Man hat gesehen, dass die Spieler, die von der Bank hineingekommen sind, nochmals neuen Elan geben, neue Frische ins Spiel bringen und Qualität haben», weiss auch Lustenberger. «Wir waren froh, dass die Einwechselspieler uns etwas aus der Patsche geholfen haben.»
Genau das war auch der Plan von Trainer Seoane. «Wir versuchten, mit den Wechseln ein Signal zu geben. (…) Die Spieler haben das umgesetzt, spielten noch einmal nach vorne. Sehr ärgerlich trotzdem, wenn du zu Hause gegen Leverkusen vier Tore schiesst, und es sich nach dem Spiel trotzdem wie eine Niederlage anfühlt.»
Bosz: «Das war so schlecht, das kann man nicht beschreiben»
Einen ärgerlichen Abend erlebt auch Leverkusen-Trainer Peter Bosz. «Es war für uns kein toller Fussballabend. Alles was falsch gehen kann, haben wir schlecht gemacht in der ersten Halbzeit. Alles», wettert der 57-Jährige im Interview mit «blue Sport». «Wir haben uns vorbereitet auf diese Mannschaft, wir wissen was auf uns zukommt. Und wenn man dann so anfängt, im Ballbesitz aber auch gegen den Ball, dann … schlecht», mag der Trainer seine Gedanken gar nicht zu Ende führen.
Über die Reaktion seiner Mannschaft nach dem Seitenwechsel kann er sich nicht wirklich freuen. «Bei mir bleibt hängen, wie wir die erste Halbzeit gespielt haben. Das darf nicht passieren. Das war so schlecht, das kann man nicht beschreiben.»
Tahs Interview sorgt für Diskussionen im Studio
Weniger dramatisch sieht es Captain Jonathan Tah. Es dürfe zwar nicht passieren, unterschätzt habe man die Young Boys aber nicht. «Uns war klar, dass das deren Spielweise ist. Und wir haben es einfach nicht gut gemacht. Wir wussten, dass die darauf aus sind, in die Tiefe zu kommen und hinter die Kette zu spielen. Das haben sie sehr gut gemacht – und wir haben es einfach nicht gut gemacht.»
Tahs Analyse entreisst «blue»-Fussballexperte Davide Callà ein müdes Lächeln (Video am Anfang des Artikels). Er vermisst beim Innenverteidiger etwas den Respekt für den Gegner: «Er hat nicht einmal YB gesagt. (…) In meinen Augen war das ganze Interview etwas despektierlich. Aber nur als Randnotiz – ich hoffe, dass das YB etwas aufsaugt und eine Motivationsspritze ist.»