Abrechnung mit Pep Bayern-Arzt Müller-Wohlfahrt rechnet mit Guardiola ab: «Pep lebt in Angst»

jar

13.3.2018

Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (r.) ist nicht gut auf Pep Guardiola zu sprechen.
Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (r.) ist nicht gut auf Pep Guardiola zu sprechen.
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Jahrelang war Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt Mannschaftsarzt beim FC Bayern München, bis er sich 2015 mit dem damaligen Trainer Pep Guardiola verstritt und den Klub verliess. Mittlerweile ist Müller-Wohlfahrt wieder Bayern-Doc – und kritisiert den Ex-Coach der Münchner nun aufs Schärfste.

An die gemeinsame Zeit mit Pep Guardiola erinnert sich Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt wahrlich nicht gerne, wie er in seiner Biografie «Mit den Händen sehen: Mein Leben und meine Medizin» verrät. Auszüge davon wurden in der «Bild» publiziert.

Der Katalane, der nach Bayerns Triple-Gewinn im Jahr 2013 in München übernahm habe ihm und seinem Team von Anfang an «kein Vertrauen geschenkt» und gleichzeitig von ihnen verlangt, «Wunder zu vollbringen», schreibt der bekannteste Sportmediziner Deutschlands.

Guardiola habe nicht respektiert, dass Müller-Wohlfahrt neben seiner Tätigkeit als Bayern-Arzt auch noch eine Praxis führt: «Das interessierte ihn nicht. (...) Guardiola verlangte, dass ich bei jedem Training anwesend sein sollte. Er sah mich offenbar in der Rolle eines Befehlsempfängers, über den er jederzeit verfügen konnte».

«Ich habe völlig die Beherrschung verloren»

Der heutige ManCity-Coach habe sich immer wieder über die vielen Verletzten in seinem Team beschwert, gleichzeitig die Körper der Profis aber überstrapaziert. «Fünf Minuten Aufwärmen im Schnelldurchlauf, das musste reichen», erinnert sich Müller-Wohlfahrt. «Doch das konnte nicht gut gehen.»

Guardiola sei für ihn mit seiner Arbeitsweise schlicht nicht zu erreichen gewesen. «Selbst meine Berichte über verletzte Spieler interessierten ihn nicht. Immer wenn ich mit ihm sprechen wollte, wandte er sich sofort ab und ging weg.»

So nahmen die Spannungen zwischen Mannschaftsarzt und Trainer immer weiter zu. Bis der 75-Jährige eines Tages bei einem Gespräch «völlig die Beherrschung verloren» habe: «Ich habe Guardiola angeschrien und dann derart mit der Faust auf den Tisch gehauen, dass die Teller und Tassen nur so gescheppert haben. Zum ersten Mal in all den Jahren bin ich laut geworden. Ich konnte nicht begreifen, dass ein Trainer, der so viele Lebensjahre zählte wie ich Berufsjahre bei den Bayern, mir und meiner Erfahrung keinerlei Gehör schenkte».

«Guardiola lebt in Angst»

Den Machtkampf entschied der Coach am Ende für sich, Müller-Wohlfahrt verliess den Klub im April 2015, nachdem er nach einer 1:3-Pleite gegen Porto in der Champions League «vor versammelter Mannschaft lautstark angegriffen und für die vielen Verletzten verantwortlich gemacht» worden war. «Ich fühlte mich in meinem Ehrgefühl tief verletzt», berichtet Müller-Wohlfahrt, der die Bayern schliesslich nach 38 Jahren verliess.

Seit November 2017 ist der Sportmediziner wieder Mannschaftsarzt seines Herzensklubs. Und rechnet nun mit Guardiola ab: «Ich halte Pep Guardiola für einen Menschen mit einem schwachen Selbstbewusstsein, der alles dafür tut, um andere darüber hinwegzutäuschen. Er scheint deshalb in ständiger Angst zu leben, nicht so sehr vor Niederlagen, sondern viel mehr vor dem Verlust von Macht und Autorität».

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