Neues Abenteuer bei Celtic Benjamin Siegrist: «Ein Bubentraum geht in Erfüllung»

int, sda

28.7.2022 - 07:01

Benjamin Siegrist ist in eine neue Welt vorgedrungen. Der U17-Weltmeister von 2009 arbeitete sich von Dundee zu Celtic Glasgow hoch. Mit dem schottischen Meister startet er am Sonntag in die Saison.

Es wäre eine grosse Überraschung, wenn Benjamin Siegrist gegen Aberdeen sein Debüt für Celtic geben würde. Der 30-jährige Baselbieter hat einen grossen Brocken vor sich in der Hierarchie der Goalies: Der 35-jährige Joe Hart, 75-facher englischer Internationaler, ist vorerst für die Startformation gesetzt. Als Siegrist Ende Juni den Vierjahresvertrag in Glasgow unterschrieb, wusste er, worauf er sich einliess.

Er hätte es einfacher haben können – bei seinem alten Klub Dundee United oder vielleicht auch bei den Glasgow Rangers, die offenbar auch an ihm interessiert gewesen waren. Aber Siegrist ist keiner, der seine Wahl aufgrund des geringeren Widerstands fällt. Er war noch nicht 17 Jahre alt, als er 2009 den FC Basel Richtung Aston Villa verliess. Später kehrte er durch die kleine Tür beim FC Vaduz in den Schweizer Fussball zurück und vor vier Jahren machte er sich auf den Weg in die zweite schottische Liga.

Nun schnuppert Siegrist an der Champions League. Als schottischer Meister ist Celtic, das mit Alban Ajeti einen zweiten Schweizer in seinen Reihen zählt, für die Gruppenphase qualifiziert. «Für mich geht ein Bubentraum in Erfüllung», erzählt er und meint die Champions League zum einen, Celtic als Klub zum anderen. «Celtic kennt jeder. Es ist eine grosse Ehre, hier zu spielen.» Mit dem 52-fachen schottischen Meister machte er als kleiner Bub Bekanntschaft im St. Jakob-Park. Er war Balljunge als Celtic im Sommer 2002 in der Champions-League-Qualifikation dem FCB unterlag, verriet er bei seiner Vorstellung vor einem Monat.

Hochs und Tiefs

Zuletzt kreuzten sich die Wege von Siegrist und Celtic regelmässig. Im Frühjahr 2021 brachte er den Kultklub mit seinen Paraden zur Verzweiflung und sorgte für den vorzeitigen Titelgewinn der Rangers. Einige seiner besten Spiele zeigte er gegen seinen neuen Verein. Vom Nobody mit kaum Einsatzzeit arbeitete er sich bei Dundee United hoch: zum Stammspieler, in die höchste Liga und letzte Saison auf einen Europacup-Platz.

Jetzt ist er dort angekommen, wo man ihn schon viel früher erwartet hatte, bei einem grossen Klub. Es sei nicht immer einfach gewesen. «Die Reise eines Fussballers ist halt nicht geradlinig», meint er gelassen. Für Aston Villas 1. Mannschaft spielte Siegrist nie, dafür wurde er ausgeliehen an Burton, Cambridge, Solihull Moors und Wycombe. Während andere aus dem Schweizer U17-Weltmeisterteam von 2009 ihre Karriere stetig vorantrieben, kam der Goalie des Turniers lange Zeit nicht vorwärts. Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück.

«Ich will Teil davon sein»

Heute kann Siegrist gelassen zurückblicken. «Ich bin stolz darauf, was ich erreicht habe, aber ich versuche mich immer zu verbessern und will immer den nächsten Schritt machen», sagt er an die Adresse jener, die meinen, er sei als Nummer 2 zu Celtic gestossen. Das Ziel ist es, sich auch beim schottischen Meister als Stammkeeper zu etablieren. Angst vor der Konkurrenz hat er aus gutem Grunde nicht.

Der frühere Schweizer Junioren-Internationale, der sich auch mit Yoga fit hält, kennt die Situation. In Vaduz musste er mit Peter Jehle eine Liechtensteiner Ikone entthronen, bevor er regelmässig zum Einsatz kam. Und bei Dundee spielte er zunächst kaum «und es kam trotzdem ziemlich gut», sagt er mit einem Lächeln. Er hat sich mit seinen Leistungen in ganz Schottland einen Namen gemacht.

Nachdem im Sommer sein Vertrag mit Dundee ausgelaufen war, hatte Siegrist die Wahl. Celtics Trainer Ange Postecoglou überzeugte ihn mit einem langfristigen Plan, auch wenn er seinem neuen Keeper keine Einsatzzeit garantiert hat. «Ich dachte mir, ich will Teil davon sein», sagt Siegrist. Dafür ist er auch bereit, eine Weile lang wie am Sonntag gegen Aberdeen im 60'000 Zuschauer fassenden Celtic Park auf der Ersatzbank Platz zu nehmen.

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