Die Young Boys kamen einem Punktgewinn bei Manchester United ganz nah und kassierten den entscheidenden Gegentreffer erst in der Nachspielzeit. Die Berner haben somit keine Chance mehr, noch in die Europa League einzuziehen.
Der Exploit, der erste in der Champions League für YB, war zum Greifen nah. Die Voraussetzungen waren ideal. Ein Gegner, der komplett glücklos agierte, zahlreiche Torchancen vergab und zunehmend Selbstvertrauen verlor auf der einen Seiten. Und auf der anderen Seite der Aussenseiter, der sich steigerte und zwischen der 60. und 75. Minute gleich zu mehreren Torchancen kam, darunter eine exzellente. Manchester Uniteds Goalie David de Gea wehrte einen mehrfach abgelenkten Schuss spektakulär auf der Torlinie ab.
Als dann zumindest der eine Punkt gesichert schien, fiel dann doch noch das Gegentor. In der 91. Minute lenkte Romelu Lukaku eine Flanke zum Marouane Fellaini weiter, der sich gegen Loris Benito abgeklärt durchsetzt und die Kugel zur Entscheidung in die Maschen schiebt. Der Makel: Bei der Ballmitnahme nimmt Fellaini die rechte Hand zur Hilfe. Die Pfeiffe des Schiedsrichters bleibt aber stumm – und auch die Berner Proteste halten sich in Grenzen.
Das 0:0 wäre für die Young Boys ein Erfolg gewesen und angesichts der Leistungssteigerung nach der Pause auch nicht unbedingt ein unverdienter. Allerdings hätte bei normalem Spielverlauf schon zur Pause alles verloren sein können für den Schweizer Meister.
Logische Niederlage
Dass am Ende eine Niederlage resultierte war über die gesamte Spielzeit gesehen logisch. YB war lange Zeit ungefährlich und unsicher, auch wenn ihnen der gute Wille nie abzusprechen war. Sie stürmten bei jeder Gelegenheit mit viel Personal Richtung Tor von Manchester United. Sie unternahmen immer wieder den Versuch, den Spielaufbau der Engländer zu stören. Bloss: Die guten Vorsätze wurden selten wirksam umgesetzt.
Der verletzte Guillaume Hoarau fehlte als ruhender Pol im Sturm, als Ankerpunkt im Angriff. Viel zu rasch gingen die Bälle verloren und viel zu einfach gelang es Manchester United, in gefährliche Abschlusspositionen zu kommen. Das zentrale Mittelfeld mit den jungen Michel Aebischer, Djibril Sow und Sandro Lauper, der den gesperrten Sékou Sanogo auf dessen Position ersetzte, musste meistens sehr tief in der eigenen Platzhälfte agieren und konnte kaum Impulse setzen. Erst als Manchester United begann mehr Risiken einzugehen und Räume offen liess, kam YB besser zurecht.
Von Bergen verletzt ausgewechselt
Gerardo Seoane musste nicht nur mit den Ausfällen von Hoarau und Sanogo zurecht kommen, sondern zur Pause auch noch die Verletzung von Captain und Abwehrchef Steve von Bergen kompensieren. Nach der Pause bildeten deshalb Loris Benito, der in die Verteidigung zurückbeorderte Lauper und Mohamed Camara eine Dreierabwehr. Für Camara war es der erste Einsatz seit fast einem Monat. Er hielt sich wie die ganze Defensive gut, auch wenn in erster Linie Manchester United dafür verantwortlich war, dass YB so lange um einen Gegentreffer herumkam.
Über mangelndes Wettkampfglück konnte sich der Gast nicht beklagen. Die Voraussetzungen für den ersten Champions-League-Sieg waren fast ideal. Da waren zum einen 3000 eigene Fans im Old Trafford, die eine herrliche gelbe Wand im Stadion bildeten und das Team lautstark unterstützen. Und da war zum anderen ein Gegner, der sich im Abschluss bemerkenswert ungeschickt anstellte. Marcus Rashford schoss schon nach weniger als fünf Minuten alleine vor Goalie David von Ballmoos übers Tor und erhöhte danach etwa im Viertelstunden-Takt seine Fehlschussquote. Die beste Möglichkeit der Gastgeber vor dem 1:0 vergab Fellaini, als er nach 56 Minuten aus zehn Metern das leere Tor verfehlte.