Nach einem starken Comeback im turbulenten Pokal-Fight gegen Bayern besiegelt ein umstrittener Penaltypfiff das Aus von Werder Bremen. Nach der Partie gehen die Emotionen hoch – und die Meinungen auseinander.
Mit einem Doppelschlag gleicht Werder Bremen im DFB-Pokal-Halbfinale gegen den FC Bayern das Spiel eine Viertelstunde vor Schluss aus – das Weser-Stadion kocht und der Favorit aus München wankt bedrohlich. Nur Minuten später dribbelt sich Kingsley Coman im Strafraum der Bremer an Gebre Selassie vorbei und fällt nach einem leichten Kontakt. Schiedsrichter Daniel Siebert zeigt auf den Punkt – ein (zu) harter Entscheid. Lewandowski lässt sich nicht zweimal bitten und verwandelt, die Bayern siegen 3:2 und folgen Leipzig in den Final.
«Boateng soll mich nicht vollquatschen»
Den Bremern bleibt die Enttäuschung. «Gegen Bayern so zurückzukommen, ist gut. Aber wir haben das Ding verloren und das ist alles was heute zählt», sagt ein sichtlich verärgerter Max Kruse nach dem Spiel auf «ARD». Zum einen brachte ihn Bayern-Verteidiger Jérôme Boateng auf die Palme, mit dem er sich beim Handshake ein heftiges Wortgefecht lieferte. «Er meinte, Bayern war klar besser als wir heute und sie hätten schon in der ersten Halbzeit vier Tore schiessen müssen. Er soll mich nicht vollquatschen, er soll mit seinen Fans feiern», so der aufgebrachte Offensivmann.
Zum anderen war Kruse mit dem gepfiffenen Elfmeter zehn Minuten vor dem Ende überhaupt nicht einverstanden. «Das ist lächerlich. Also wenn das ein Elfmeter ist, wozu haben wir den Videobeweis? Da ist ein ganz leichter Kontakt. Ach Gott, ich brauch nichts mehr zu sagen. Die Argumentation vom Schiedsrichter hat mir schon gereicht.»
Die Meinungen gehen auseinander
Auch für ARD-Experte Stefan Kuntz ist der Entscheid zu hart. «Das ist für mich viel zu wenig für ein Elfmeter. Ich weiss, die Spielminute darf keine Rolle spielen und so weiter. Aber in diesem Spiel hätte ich mir eine andere Entscheidung gewünscht.» Ein solches Spiel dürfe nicht durch eine solch umstrittene Entscheidung entschieden werden.
Ganz anders sah man das im Lager der Gewinner – teilweise zumindest. Für Uli Hoeness bestand kein Zweifel: «Der Elfmeter war hundertprozentig in Ordnung. Keine Diskussion! Ich habe mit Kingsley gesprochen, er hat mir gesagt, dass er vorbei war und dann der Ellbogen da war», begründet er gegenüber «Bild».
Müller: «Kingsley ist keiner, der sich fallen lässt»
«Man of the Match» Thomas Müller stellt sich im TV-Interview hinter die Entscheidung und seinen Teamkollegen Coman. «Ich denke, Kingsley ist vor ihm und er geht mit dem Arm raus und schiebt ihn. Der Kingsley ist keiner, der sich fallen lässt, sondern gern den Zweikampf sucht. Ich kann verstehen, dass der Elfmeter heiss diskutiert wird. Aber ich denke, die Entscheidung ist richtig.» Etwas vorsichtiger äussert sich Trainer Niko Kovac, der einen leichten Rempler von hinten erkennt. «Ein Push mit dem Ellbogen von hinten war da, ob man den Elfmeter geben muss, kann man diskutieren.»
Letztlich spielt es keine Rolle. Bremen verabschiedet sich erhobenen Hauptes aus dem Pokal, für Bayern geht die Reise am 25. Mai im Berliner Olympiastadion weiter. Im Final trifft die Mannschaft von Niko Kovac auf RB Leipzig, die ihren Halbfinal gegen den HSV bereits am Dienstag für sich entschieden konnten.