Bundesliga «Bullshit Bingo» – Augsburg-Fans verspotten Trainer Martin Schmidt

jar

18.10.2019

Martin Schmidt steht in Augsburg bereits unter Druck.
Martin Schmidt steht in Augsburg bereits unter Druck.
Bild: Getty

Nach dem verpatzen Saisonstart weht Augsburg-Trainer Martin Schmidt ein rauer Wind entgegen. Vor dem Spiel gegen Bayern München gibt's für den Walliser sogar Spott und Häme der eigenen Fans.

Als Martin Schmidt Anfang April in Augsburg übernahm, steckte der FCA mitten im Abstiegskampf. Der bodenständige Walliser brachte aber eine gehörige Portion Euphorie mit und so fuhren die Augsburger in Frankfurt gleich einen völlig unerwarteten 3:1-Sieg ein, auf welchen ein bombastisches 6:0 gegen Stuttgart folgte. Kurze Zeit später war der Klassenerhalt sichergestellt – und Schmidt wurde als Retter gefeiert.

Wie schnell es im Fussball gehen kann, zeigt nun ein Facebook-Post des Augsburger Fanklubs «Burning Nuts». Dieser reagierte mit bissigem Humor auf den den verpatzten Saisonstart des FCA – der Schmidt-Klub hat erst ein Spiel gewonnen, liegt nur einen Punkt vor den Abstiegsplätzen und scheiterte im Pokal am Viertligisten Verl. 

Die «Burning Nuts», die vor jedem Spieltag eine humorvolle Vorschau veröffentlichen, erstellten vor dem Bayern-Spiel am Samstag ein «Bullshit-Bingo» mit inhaltlosen Aussagen des Schweizer Trainers. Die Spielregeln: Für jede Floskel, die Schmidt während der Pressekonferenz äussert, darf ein Feld markiert werden. Aussagen wie «Aus dem letzten Spiel haben wir viel gelernt» und «Wir wissen, wo wir hinmüssen» sind darin zu finden. Sobald man fünf Kästchen in einer Reihe hat, kann man «gleich abschalten und Bier trinken».

Ob sarkastisch oder nicht – ein Trainer in der Situation von Martin Schmidt kann in seiner jetzigen Situation sicherlich Besseres gebrauchen als Häme der eigenen Fans. Markus Kamenew, der Vorsitzende des Fanklubs, rechtfertigt sich in der «Augsburger Allgemeine» aber: «Wir haben auf unserer Facebook-Seite abstimmen lassen, ob wir diesmal einen aufbauenden oder einen kritischen Flyer veröffentlichen sollen.» Das Ergebnis sei eindeutig gewesen: 65 Prozent der 340 Teilnehmer plädierten für einen kritischen Grundton. «Nachdem es gerade so katastrophal läuft, haben viele zu mir gesagt: Jetzt muss etwas Kritisches her.» Und tatsächlich erhält der Fanklub für die Aktion viel Lob. «Wirklich überragend», «Saugut» und «Genial» ist in den Kommentaren zu lesen.  

Kamenew sagt, er habe sich Schmidts Pressekonferenzen angesehen und da seien ihm «diese ewig gleichen Durchhalteparolen aufgefallen». Gegen den Schweizer Trainer habe er persönlich eigentlich nichts. «Aber wenn ich zum 100. Mal höre, dass man nun Gras fressen muss und so weiter und am Wochenende sehe ich wieder den alten Trott – da reicht es mir einfach.» Zuletzt hat Augsburg gegen Leverkusen 0:3 und bei Gladbach 1:5 verloren. Deshalb sei ihm das Lachen nun vergangen, so Kamenew.

Schmidt: «Fans dürfen und müssen auch kritisch sein»

Martin Schmidt bleibt nach dem heftigen Seitenhieb der eigenen Anhänger cool. «Jeder Trainer, egal wo er arbeitet, hat schwierige Phasen, wo er Druck bekommt», wird er von der «Augsburger Allgemeine» zitiert. Dass Kritik aufkommt, sei legitim, «aber ich muss mich komplett davon lösen, das würde nur meine Arbeit beeinflussen. Wichtig ist, dass ich in der Spur bleibe und auf meine Arbeit fokussiert bin.»

Auch Fans dürfen kritisch sein, betont Schmidt: «Das müssen sie auch, sonst wäre ja etwas nicht in Ordnung.» Der Walliser kann sich schliesslich eine kleine Portion Galgenhumor auch nicht verkneifen: «Jetzt liegt es an uns für positive Schlagzeilen zu sorgen. Da kommt das Spiel gegen Bayern gerade recht.»

Zurück zur StartseiteZurück zum Sport