Eklat bei Gladbach-Spiel Bundesliga-Schiedsrichterin Steinhaus als Hure beschimpft

jar/dpa

9.4.2018

Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus wurde von Gladbach-Anhängern wüst beschimpft.
Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus wurde von Gladbach-Anhängern wüst beschimpft.
Keystone

Viele Sympathien erspielen sich die Fans von Borussia Mönchengladbach bei der Partie gegen Hertha BSC nicht. Sie attackieren nicht nur die eigenen Spieler verbal, sondern beleidigen auch die Schiedsrichterin aufs Übelste.

Gladbach-Sportdirektor Max Eberl tat nach dem 2:1-Sieg gegen Hertha Berlin Abbitte beim einzigen weiblichen Referee der Bundesliga. «Wir müssen uns als Verein bei Bibiana Steinhaus entschuldigen, die für mich eine ausgezeichnete Schiedsrichterin ist», sagte Eberl im ZDF-Sportstudio.

Was war geschehen? Die Fohlen-Anhänger beleidigten die Schiedsrichterin mit Schmähgesängen wie «Steinhaus du Hure». Der Grund: Die Abneigung gegen den seit Anfang Saison eingeführten Videobeweis. Dieser wurde im Hertha-Spiel gleich zweimal zu Rate gezogen, einmal gegen die Borussia, einmal, beim siegbringenden Elfmeter durch Thorgan Hazard, pro Mönchengladbach. Steinhaus wurde sogar bei der Entscheidung für die Borussia von deren Anhängern wüst beschimpft, was durch die ZDF-Mikrofone bewiesen wurde.

Das ging deutlich unter die Gürtellinie der 39-Jährigen. Ergo entschuldigte sich Eberl bei ihr – und sagte deutlich: «Ich hoffe nicht, dass ich das Vorbild war, dass die Fans einen solchen Schwachsinn rufen.» Damit meinte Eberl seinen verbalen Ausrutscher («Pisser») gegen Hoffenheim-Trainer Julian Nagelsmann, für den er vom DFB-Sportgericht mit einer 5000-Euro-Strafe belegt worden war.

Steinhaus selbst sagt, sie habe die Beschimpfungen überhaupt nicht mitbekommen. «Mein Fokus und meine Konzentration galten ganz dem Geschehen auf dem Rasen», wird sie von der «Bild» zitiert.

Auch Yann Sommer verbal attackiert

Nicht nur die Schiedsrichterin bekam den Unmut der Borussia-Fans zu spüren, sondern auch die Profis, die aus Sicht der Anhänger trotz des Sieges keine gute Leistung gezeigt hatten. Allen voran Nati-Goalie Yann Sommer, der sich den Anfeindungen verbal zur Wehr gesetzt hatte, musste viel Häme einstecken (Bluewin berichtete). 

Yann Sommer und Co. mussten sich trotz dem Sieg wütenden Gladbach-Fans stellen.
Yann Sommer und Co. mussten sich trotz dem Sieg wütenden Gladbach-Fans stellen.
Keystone

Gladbach-Trainer Dieter Hecking – auch er wurde mit «Hecking raus»-Rufen eingedeckt – meinte nach dem Spiel gegenüber «Der Westen»: «Wenn einige wenige Fans meinen, nach dem Spiel unseren Torwart anzugehen, finde ich das sehr, sehr bedenklich. Das hat bei uns im Borussia-Stadion nichts zu suchen.»

Sommers Teamkollege Christoph Kramer meinte dazu ziemlich trocken, dass die Fans hinter dem Tor halt «auch ganz gerne mal ein Bierchen trinken. Und dann ist es schwer, in fünf Minuten nach dem Spiel eine vernünftige Lösung zu finden».

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