Weil er Borussia Dortmund noch nicht zum Meistertitel führen konnte, soll Lucien Favre einem neuen Trainer Platz machen – das fordert zumindest ein Aktionär des BVB. Klubboss Hans-Joachim Watzke stärkt dem Schweizer den Rücken.
Deutsche Medien und Fussballexperten haben Lucien Favre in Dortmund schon seit längerer Zeit (und wiederholt) abgeschrieben, doch beim BVB hat man das Vertrauen in den Waadtländer noch nicht verloren. So nimmt Hans-Joachim Watzke den Trainer auch weiter in Schutz.
Ein Aktionär hatte am Donnerstag bei der Hauptversammlung, die online abgehalten wurde, Favres Entlassung gefordert, weil er bislang mit dem BVB nicht Deutscher Meister geworden sei. «Einen Trainer allein nach Titeln zu beurteilen, greift zu kurz», sagt derweil der BVB-Geschäftsführer. Mit dem FC Bayern habe es der BVB derzeit in der Bundesliga mit der besten Mannschaft der Welt zu tun, «aber wir sind ihnen näher gekommen», so Watzke.
Jeder würde von Borussia Dortmund erwarten, die jahrelange Titel-Dominanz der Bayern zu durchbrechen. «Dazu müssen wir Aussergewöhnliches leisten, um weiter heran zukommen», sagt Watzke. Aber es gebe bei dem Umsatzvorsprung des FC Bayern Grenzen für den Vize-Meister. «Wirtschaftlich muss es Sinn machen.»
Watzke macht seine Sicht mit einem Vergleich deutlich. Christian Streich sei ein von ihm hochgeschätzter Trainer, auch wenn der mit dem SC Freiburg auch keine Titel gewinnen würde. Favre ist seit Sommer 2018 in Dortmund angestellt und hat noch einen Vertrag bis Ende Saison. Auch wenn er den BVB noch nicht zu den gewünschten Erfolgen führen konnte, hat Favre einen besseren Punkteschnitt (2,04) als viele seiner Vorgänger –darunter auch Erfolgscoach Jürgen Klopp (1,90).
Grosse Verluste wegen Coronakrise
Aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie muss Watzke den Aktionären ausserdem schlechte Jahreszahlen ankündigen. Man gehe bislang für das aktuelle Geschäftsjahr von einem Verlust von knapp 70 Millionen Euro aus. Die Bilanz könnte aber noch schlechter ausfallen, sollten weiterhin ausschliesslich Geisterspiele möglich sein.
Budgetiert wurde die aktuelle Prognose mit einer Auslastung von 20 Prozent der insgesamt 81’000 Plätze im Stadion. «Das sehe ich aber aktuell nicht», sagt Watzke, der Geduld fordert und den Aktionären verspricht, dass dem Verein wenigstens keine existenzielle Gefahr drohe.