Der FC Barcelona hat sich durch das 1:0 im Hinspiel bei Real Madrid eine gute Ausgangslage für den Pokal-Finaleinzug geschaffen. Doch es gibt Kritik an der Spielweise. Der Trainer rechtfertigt sich.
Xavi stand einst wie kaum ein anderer Spieler für Tiki-Taka, doch nach dem Pokalsieg im Halbfinal-Hinspiel beim Rivalen Real Madrid musste sich der Trainer des FC Barcelona für die Defensivtaktik rechtfertigen. «Wir haben kein Modell verraten. Wir müssen auch defensiv spielen, das ist Teil des Spiels», sagte der 43-Jährige. Xavi gab aber auch zu, dass sich Barça für die Art und Weise des 1:0-Erfolgs am Donnerstagabend «nicht rühmen» könne: «Das ist nicht das Spiel, das wir wollen.»
Die Statistik wies hinterher lediglich ungewohnte 35 Prozent Ballbesitz für den Tabellenführer der spanischen Primera División aus. Das ist selbst für ein ersatzgeschwächtes Barça-Team, das unter anderen auf den verletzten Torjäger Robert Lewandowski verzichten musste, viel zu wenig. Barcelona habe in dieser Begegnung «Stil und DNA» abgelegt und einen «manuellen Catenaccio» installiert, schrieb die spanische Zeitung «AS». Sie erinnerte an den einst in Italien geprägten Stil: «Barça wusste nur, wie man verteidigt.»
«Barcelona hatte es nicht verdient, zu gewinnen»
Real-Trainer
Real dominant, aber ungefährlich
Das allerdings taten die Gäste um den aufmerksamen Goalie Marc-André ter Stegen sehr gut. Die optisch überlegenen Madrider gaben zwar 13 Schüsse ab, aber keiner kam aufs Tor. Das war den Königlichen in einem Pflichtspiel zu Hause zuletzt 2010 passiert. Und so entschied das Eigentor von Eder Militão in der 26. Minute die Partie im Estadio Santiago Bernabéu. Das Rückspiel findet am 5. April in Barcelona statt, vorher treffen die beiden Erzrivalen aber noch am 19. März in der Meisterschaft aufeinander.
«Der Gegner hat uns gezwungen, so zu spielen», erklärte Xavi die defensive Spielweise seines früher für sein Kurzpassspiel gerühmten Teams. Er hob die Dominanz der beiden Real-Mittelfeldspieler Toni Kroos und Luka Modríc hervor. «Wie will man Kroos und Modríc den Ball wegnehmen? Das muss man anerkennen, es ist aussergewöhnlich.»
Also stellte der 31-malige Pokalsieger taktisch um und konzentrierte sich vor allem aufs Abriegeln des eigenen Strafraums. Dabei gelang es, den zuletzt überragenden Real-Angreifer Vinícius Júnior fast komplett aus dem Spiel zu nehmen. «Perfekt», schwärmte Xavi, «Vinícius war kaum im Spiel. Das war eine grossartige Defensivleistung des ganzen Teams.» So schön anzusehen wie der einstige Tiki-Taka-Stil war sie indes nicht.
Ancelotti optimistisch fürs Rückspiel
Xavis Antipode Carlo Ancelotti war hingegen trotz der Pleite zufrieden. «Es war eine gute Leistung. Wir hatten uns vorgenommen, mit Intensität zu spielen – und das haben wir geschafft», betonte der Italiener. «Wir haben hoch gepresst und Barcelona hatte nur 34 Prozent Ballbesitz, also waren wir in dieser Hinsicht gut.»
Der 63-Jährige führt aus: «Wir hätten besser sein können, wenn wir im letzten Drittel das Tor getroffen hätten, und wir haben keine Chancen kreiert, weil ihre Abwehrreihe sehr kompakt war. Wir haben viel über die Aussen gespielt und viele Flanken geschlagen, aber sie waren hinten sehr aggressiv.» Sein Fazit: «Es war das Spiel, das wir spielen wollten, aber nicht das Ergebnis. Dieses Spiel gibt uns Selbstvertrauen für das Rückspiel».