Das neue Gewand passt Deshalb ist dieser Frauen-Nati an der WM alles zuzutrauen

sda / mar

7.4.2023 - 09:04

Alisha Lehmann ist zurück in der Nati.
Alisha Lehmann ist zurück in der Nati.
Bild: Imago

Das Schweizer Nationalteam der Frauen zeigt gegen China eine gute Leistung und ist unter der neuen Trainerin Inka Grings ungeschlagen. Die Deutsche setzt Impulse und probiert Dinge aus, die ihr Team bis zur WM im Sommer zu einem unberechenbaren Gegner machen dürften.

105 Tage muss sich die Delegation des Schweizer Nationalteams der Frauen noch gedulden. Dann steht ihr erstes WM-Spiel in Dunedin auf der Südinsel Neuseelands gegen die Philippinen an. Die zweite Teilnahme an einer Weltmeisterschaft nach 2015 ist ein Highlight für die Schweiz, und doch lässt die Zeit zu, dass Nationaltrainerin Inka Grings Sachen ausprobiert.

Im Testspiel gegen China liess die 44-jährige Deutsche am Donnerstag in einem neuen System auflaufen, mit einem Vierer-Mittelfeld und zwei Stürmerinnen. Grings' Vorgänger Nils Nielsen hatte bevorzugt in einer 4-2-3-1-Ausrichtung agieren lassen. Zudem sind im Vergleich zur EM im vergangenen Juli in England einige neue Spielerinnen dazugekommen.

Neue Rollen in der Offensive

«Es braucht sicher noch etwas Zeit, bis wir uns gefunden haben», befand denn auch Alisha Lehmann. Die Flügelspielerin von Aston Villa kehrte beim ersten Zusammenzug in diesem Jahr im Februar in Marbella in den Kreis des Nationalteams zurück, nachdem sie zuvor aufgrund mentaler Probleme pausiert hatte. Gegen die Chinesinnen wurde die 24-Jährige als Stürmerin nominiert, und obwohl sie in ihrem 35. Länderspiel nicht ihr siebtes Tor für die Schweiz beisteuern konnte, zeigte die Bernerin, dass sie in der Offensive eine Bereicherung sein kann.

Auch Géraldine Reuteler erhielt gegen das Team aus dem Reich der Mitte eine neue Aufgabe zugeteilt, durfte in Abwesenheit der verletzten Ramona Bachmann in die Rolle der Spielmacherin schlüpfen. Etwas, das der Akteurin von Eintracht Frankfurt zusagt, da sie gern offensive Freiheiten geniesst. «Es war ein schwieriges Spiel, aber es hat Spass gemacht», sagte die 23-Jährige.

Reuteler konnte sich in ihrer alten Heimat Luzern mehrmals in eine vielversprechende Abschlussposition bringen, scheiterte aber jedes Mal an der chinesischen Torhüterin Xu Huan, oder setzte den Ball übers Tor. Manche ihrer missglückten Schüsse seien wahrscheinlich fast bis nach China geflogen, meinte Reuteler scherzhaft und bewies, dass die Gemütslage positiv ist, auch wenn die SFV-Auswahl nach drei Spielen unter Trainerin Grings zwar ungeschlagen, aber auch noch sieglos ist.

Pragmatische Wälti

Die Spielerinnen wissen, dass sie gegen die Weltnummer 13 gut haben mithalten können, und nach der nervösen Startphase, in der sie nur knapp einen Rückstand hatten verhindern können, gar mehr Spielanteile und die besseren Chancen besessen hatten. «Mir ist es lieber, wenn wir jetzt ineffizient sind als dann an der WM», sagte Captain Lia Wälti pragmatisch. Die Mittelfeldakteurin von Arsenal trat mit Schmerzen vor die Mikrofone, nachdem sie von einem Ball im Gesicht getroffen worden war und sich dabei einen Teil eines Zahns abgebrochen hatte.

Auch Inka Grings konstatierte, dass mit etwas mehr Wettkampfglück, Effizienz und Entschlossenheit durchaus ihr Premieren-Sieg als Schweizer Nationaltrainerin drin gelegen wäre. Sie deutet dieses zweite torlose Remis und die teilweise Unzufriedenheit bei ihren Spielerinnen darüber aber positiv, wenn sie sagt: «Wenn wir uns ärgern über ein Unentschieden, sind wir auf einem guten Weg.»

«Die Einstellung stimmt»

Die Partie gegen die Chinesinnen, die an der WM auf Haiti, Dänemark und Europameister England treffen werden, war ja gemeinhin als Test angesehen worden, der den Schweizerinnen einen Eindruck vermitteln sollte, was sie dann bei ihrem ersten WM-Auftritt erwarten könnte. Grings hütet sich aber davor, allzu grosse Parallelen zwischen China und den Philippinen ziehen zu wollen. «Für mich war das jetzt einfach mal ein Testspiel und noch nicht die Generalprobe für die WM» sagte sie. «Gegen die Philippinen wird es sowieso ein ganz anderes Spiel. Aber die Einstellung im Team stimmt. Das ist das Entscheidende.»

Am Dienstag empfangen die Schweizerinnen zum Abschluss dieses zweiten Zusammenzugs Island, ehe dann im Juni die unmittelbare WM-Vorbereitung startet. Diesmal in der Hoffnung, bei den Isländerinnen eine ähnliche Spielanlage vorzufinden, wie sie Norwegen pflegt, der zweite WM-Gruppengegner.

Die Partie findet im Zürcher Letzigrund statt, dem Stadion, in dem in den WM-Playoffs im Oktober gegen Wales eines der wichtigsten Tore in der Geschichte des Schweizer Nationalteams fiel, das die WM-Teilnahme erst ermöglicht hat. Als FCZ-Trainerin feierte Inka Grings in Zürich grosse Erfolge. Vielleicht nun auch bald ihren ersten Sieg als Nationaltrainerin.

sda / mar