Juventus Turin De Ligt: «Sogar meine Freundin hat gesehen, was ich falsch mache»

SB10

4.3.2020

Matthijs de Ligt sucht sein Glück bei Juventus Turin – bislang mit durchzogener Bilanz.
Matthijs de Ligt sucht sein Glück bei Juventus Turin – bislang mit durchzogener Bilanz.
Bild: Getty

Matthijs de Ligt wechselte vor der Saison für 75 Millionen Euro von Ajax Amsterdam zu Juventus Turin. In der Serie A muss der junge Holländer sich an eine andere Spielweise gewöhnen. Dabei gibt ihm auch seine Freundin Tipps.

In der italienischen Serie A mussten wegen des Coronavirus am Wochenende mehrere Partien verschoben werden, darunter das Spitzenspiel vom Sonntagabend zwischen Juventus Turin und Inter Mailand. Matthijs de Ligt sprach zuvor mit dem holländischen TV-Sender Ziggo Sport über das Leben in seiner neuen Heimat.

Trotz der raschen Verbreitung des Coronavirus hat der teuerste Verteidiger in der Geschichte der Serie A keine Angst: «Es wird viel darüber geredet, man sieht maskierte Menschen auf der Strasse. Aber ich glaube, es ist vor allem die Panik, dass etwas Unbekanntes aus China hierher gelangt ist. Durch die sozialen Medien rückt das natürlich nach jedem weiteren Todesfall in den Mittelpunkt. Es ist wichtig, nicht zu sehr in Panik zu geraten und einfach mit ein paar Vorsichtsmassnahmen die Dinge zu machen, die man immer tut.» 

Ein Geisterspiel habe er persönlich noch nie erlebt und würde auch gerne auf die Erfahrung verzichten. Ohne die Fans würde es komisch sein, so de Ligt. Kein Wunder will er lieber mit dem eigenen Anhang im Rücken auflaufen: Die alte Dame beeindruckt in der laufenden Saison zu Hause im Allianz Stadium mit einer fast perfekten Bilanz: Nur zwei Punkte musste man wettbewerbsübergreifend abgeben.

Die Pläne von Juve mit de Ligt

Doch der 19-jährige Holländer hatte nach seinem Transfer einige Anlaufschwierigkeiten, wie er gesteht: «Die ersten zwei, drei Monate war es schwer, sich an alles zu gewöhnen. Viele Leute haben grosse Erwartungen an dich», meint de Ligt. Danach sei es aber besser geworden. Der Verein habe einen Plan mit ihm: «Sie haben hier Spieler wie Bonucci und Chiellini, die seit neun Jahren hier alles gewonnen haben, die wissen, worum es geht und den Verein kennen. Man bekommt also nicht einen Platz in der Startformation geschenkt. Man informierte mich: ‹Du bist schon ein grossartiger Spieler, aber lerne von diesen Jungs. Wir werden dich in dieser Saison auf jeden Fall brauchen›.»

Dass er sich zeitweise auf der Bank wiederfindet, macht ihm keine Sorgen: «Das gehört bei Juventus dazu, so läuft es auch bei anderen europäischen Spitzenklubs in Europa. Ich zerbreche mir auch nicht den Kopf, wenn ich mal Ersatz bin. Manchmal haben auch beispielsweise Blessuren verhindert, im Training alles geben zu können.»

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Als Captain von Ajax führte er das Team letztes Jahr in den Champions-League-Halbfinal und war oft auch in der gegnerischen Hälfte anzutreffen. Bei Juve spielt er dagegen mit weniger Risiko. «Ich glaube, meine Rolle bei Ajax wird ein wenig romantisiert. Wenn man sich zum Beispiel das Spiel gegen Lyon ansieht, sieht man, dass sich die Champions League sehr von der Serie A unterscheidet. Die Serie A ist sehr taktisch, während die Champions League eher technisch und physisch geprägt ist. Wenn ich in einem Spiel höher verteidigen kann, passt das zwar besser zu meinem Spiel. Aber deshalb ist es auch wichtig, dass ich den anderen Stil lerne und mich weiterentwickle und verbessere.»

In den Zweikämpfen geht der 1,89 Meter grosse und 89 Kilo schwere Brocken mit viel Wucht in die Duelle: «Das gehört zu meinem Charakter. Obwohl ich sagen muss, dass ich es in den ersten Monaten in Italien vielleicht ein wenig übertrieben habe. Ich bin ein Spieler, der das Spiel gut lesen kann. Wenn man zu einer Grätsche ansetzen muss, ist man eigentlich schon zu spät dran. Ich habe selbst bemerkt, dass ich im Gegensatz zu meiner Ajax-Zeit viele Grätschen gemacht habe. Auch meine Freundin hat dies erkannt. Dann fängt man an, darüber nachzudenken, und denkt: ‹Ja, sie hat recht›.» 

Ronaldo nur ein Faktor

Der 21-fache Internationale konnte sich nach seinen tollen Leistungen beim holländischen Rekordmeister – mit Ajax holte er sich das Double – seinen nächsten Arbeitgeber aussuchen. Auch Barça hätte Interesse gezeigt, verrät er. Doch Juve sei der richtige Schritt für seine weitere Entwicklung, meint de Ligt. Natürlich sei es toll gewesen, dass ein Star wie Cristiano Ronaldo nach der Nations League ihn für Juve habe gewinnen wollen, doch die Bianconeri seien bereits vorher eine Option gewesen.

Inzwischen hat er sich mit seiner Freundin und den zwei Hunden gut eingelebt im Piemont und versteht auch ein wenig Italienisch, auch wenn er während der Saison nicht gross zum Lernen kommt, wie de Ligt erläutert.

Der Youngster hat in Turin für fünf Jahre unterschrieben. Sein Erfolgsrezept für die Zukunft: «Wichtig ist vor allem, dass man ausserhalb des Fussballs entspannt ist. Zu Beginn mied ich Orte mit vielen Menschen. Nun gehe ich manchmal einfach nur im Park spazieren, um den Kopf frei zu bekommen. So fühle ich mich auch auf dem Spielfeld ruhiger, was am wichtigsten ist.»

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