Fünf Meisterschaftsspiele ohne Sieg, im Cup nach dem 2:3 gegen Manchester United bereits ausgeschieden: Der FC Liverpool erlebt eine schwierige erste Saison nach dem ersten Meistertitel seit 1990.
Ein wenig muss sich Liverpools Trainer Jürgen Klopp fühlen wie am Whac-a-Mole-Automaten, diesem Spiel, in welchem man Tiere in ein Loch zurückschlagen muss, nur um Sekunden später ein anderes Tier aus einem anderen Loch wieder auftauchen zu sehen. Und wieder versuchen muss, das Tier im Loch zu treffen.
Bei Jürgen Klopps FC Liverpool ist es derzeit so, dass sich ein neues Problem ergibt, sobald ein anderes gelöst wurde. Nach fünf Spielen in der Meisterschaft in Folge ohne Sieg und mit nur einem Tor traf Mohamed Salah im Cup-Sechzehntelfinal am Sonntag gegen Manchester United gleich doppelt. Das reichte aber nicht zum Sieg, weil Liverpool dafür gleich drei Tore kassierte – so viele, wie seit 22 Spielen nicht mehr in einer einzigen Partie.
«Wir müssen wieder lernen, wie man verteidigt», beklagte sich Klopp hinterher. Jetzt also hat Liverpool verloren, weil in der Defensive zu viele individuelle Fehler passierten. Dabei hatte immerhin die Verteidigung in den letzten Wochen unter erschwerten Bedingungen gute Arbeit verrichtet. Seit Ende Oktober muss Liverpool ohne seine Stamm-Innenverteidigung auskommen, weil Virgil van Dijk und Joe Gomez mit einem Kreuzband- beziehungsweise Achillessehnenriss langfristig ausfallen. Trotzdem kassierte Liverpool in den letzten elf Meisterschaftsspielen bloss sechs Gegentore.
Liverpool betreibt Chancenwucher
Das Problem war zuletzt vielmehr die Offensive. Dass Mohamed Salah, Sadio Mané & Co. plötzlich nicht mehr treffen würden, hatte noch Mitte Dezember und nach einem 7:0 gegen das vom früheren Schweizer Nationalcoach Roy Hodgson trainierte Crystal Palace niemand erwartet. Doch zuletzt sah sich Liverpool mehr und mehr mit destruktiven Gegnern konfrontiert. Die Stürmer taten sich erst schwer, weil sie weniger Räume vorfanden, dann kam ihnen das Selbstvertrauen abhanden und schliesslich schossen sie einfachste Bälle aus kurzer Distanz neben das Tor.
Analysten und Statistiker berechneten, dass sich Liverpool in den letzten fünf Runden in der Premier League 6,6 hochkarätige Torchancen pro Spiel erarbeitet hat. Aus 33 solchen Torszenen resultierte aber nur ein einziges Törchen. Exemplarisch verlief am letzten Donnerstag das Spiel gegen Burnley. Klopp nominierte vier Stürmer, unter ihnen auch Xherdan Shaqiri. Am Ende hatten der Schweizer und seine Kollegen 72 Prozent Ballbesitz und 27 Torschüsse – aber kein Tor erzielt und nach einem späten Penalty für den Gegner nicht einmal einen Punkt geholt.
Es war der Moment, in dem Klopp sich und seine Mannschafts fürs Erste aus dem Meisterrennen verabschiedete. «Wir haben gegen Burnley 0:1 verloren. Wir haben seit vier Spielen kein Tor mehr erzielt. Wir haben sechs Punkte Rückstand auf Platz 1. Ich bin nicht so verrückt, mit Ihnen jetzt über die Titelverteidigung zu sprechen», fauchte der Deutsche die Medien an.
Wegweisendes Spiel gegen Tottenham
Nach der Niederlage im Cup gegen Manchester United gab sich Klopp versöhnlicher. Er habe viele gute Dinge gesehen und es gehe in die richtige Richtung, so der FIFA-Trainer des Jahres. «Das war ein guter Test für das Spiel am Donnerstag gegen Tottenham Hotspur. Da werden wir uns auch mit einem tief stehenden Gegner und vielen Kontern auseinandersetzen müssen.»
Do 28.01. 20:55 - 23:00 ∙ blue Sport Live ∙ Le direct: Tottenham Hotspur FC - Liverpool FC
Event ist beendet
Das Spiel auswärts gegen Tottenham Hotspur, das nach Verlustpunkten besser dasteht als der viertplatzierte FC Liverpool, ist vielleicht schon die letzte Chance für Klopp, Shaqiri & Co., in der Premier League die Wende herbeizuführen. Gegen den Defensivblock von José Mourinho braucht es dazu aber die beste Form der Sturmreihe, und gegen die Spurs-Offensive mit Harry Kane und Son Heung-min eine fehlerfreie Abwehrleistung.
Und nicht zuletzt braucht es die Hoffnung, dass nicht plötzlich ein nächstes Problem aus einem neuen Loch auftaucht. Sonst heisst es für Klopp und Liverpool schon bald nicht nur Whac-a-Mole, sondern: Game over!
Zurück zur StartseiteZurück zum Sport