Zürich
Der FC Zürich hat seit seinem Super-League-Comeback zu Hause nicht nur erstmals verloren, der Aufsteiger erlitt im 248. Stadt-Derby ein 0:4-Debakel. Die Hoppers setzen ihren Steigflug unter Murat Yakin fort.
Ausgerechnet die Defensive, vor dem Absturz im Duell gegen den Stadtrivalen mit sechs Gegentoren in elf Runden die eigentliche Basis das Aufschwungs Zürichs, kollabierte im Duell mit GC regelrecht. Am Ursprung der Probleme und Auszeiten stand Andris Vanins - der Keeper liess aus spitzem Winkel einen Weitschuss Andersens passieren.
Auch andere Routiniers aus der Ü33-Fraktion der enttäuschenden Gastgeber wie beispielsweise Alain Nef liessen sich in den Schlüsselszenen zu einfach düpieren. Bis zum bitteren Ende weitete sich eine unvorteilhafte Darbietung für den Tabellendritten zum Debakel aus. Seit 1948 hat der FCZ als Gastgeber kein Liga-Derby deutlicher verloren; bei der 0:5-Abreibung im November vor zwei Jahren firmierten die Grasshoppers im Letzigrund als Heimteam.
Mit seinem Lapsus manövrierte der 37-jährige lettische Internationale Vanins den Aufsteiger in eine ungünstige Situation. Seit Murat Yakin übernommen hat, sind die Hoppers nur schwierig auszuspielen. Entsprechend schwer tat sich die weitgehend blasse Offensive der Gastgeber. Und als der FC Zürich die Risikobereitschaft auf Kosten seiner Organisation erhöhte, schlug GC innerhalb von vier Minuten doppelt zu: Nedim Bajrami erhöhte auf 2:0, eine Aktion später verschuldete FCZ-Abwehrchef Umaru Bangura jenen Foulpenalty, den Marco Djuricin zum 3:0 (59.) verwertete.
"GC war aggressiver und präsenter, aber die ersten drei Tore waren Geschenke von uns", fasste Uli Forte den Abend der FCZ-Aussetzer und kollektiven Degradierung zusammen. Zeit, die tiefen Wunden zu lecken, bleibe keine: "Wir müssen alles abhaken. Im Fokus stehen ab sofort der Cup in Lausanne-Ouchy und das Spiel gegen Basel."
Hinter dem beeindruckenden Wandel der Grasshoppers steht primär eine Persönlichkeit: Yakin, der Coach, der in der Schweiz an allen Stationen Erfolge erzielte und Spuren hinterliess. Dass der zweifache Basler Meister-Trainer auch mit bescheidenen Ressourcen sehr viel anzufangen weiss, demonstrierte er vor seinem Transfer zu GC in Schaffhausen, das er vom Tabellenende an die Spitze der Challenge League führte.
Ob er nun auch GC auf einen Spitzenplatz lotst, ist offen. Die Anzeichen sind vielversprechend, das Projekt nimmt Formen an. Yakin hat ein Team geordnet, das vor seinem Amtsantritt ein paar ehemals gute Individualisten, aber wenig Struktur zu bieten hatte. Unter seiner Leitung hat der Rekordmeister in sechs Runden kein Spiel verloren, aber enorm an Stabilität und Selbstvertrauen gewonnen.
Hinterher befand Yakin in gewohnt stoischer Ruhe, sie hätten den Game-Plan von "A bis Z" umgesetzt: "Unser Ziel war, beim FCZ Fehler zu provozieren." Jeder sei an die Leistungsgrenze gegangen, so Yakin weiter und reichte ein Sonderkompliment für seinen Keeper Heinz Lindner nach: "Er hielt uns mit seiner Glanzparade im Spiel."
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