Den Belgiern fehlte am Sonntag gegen die Schweiz mit Yannick Carrasco ein Stammspieler. Der Flügelstürmer durfte wegen eines Zwischenfalls in China nicht zur Nationalmannschaft reisen.
«Die chinesische Liga boomt, die Arbeitsbedingungen sind fantastisch. Die Spieler und Fans können eine moderne Infrastruktur nutzen und das Niveau wird von Jahr zu Jahr besser.» Mit diesen Worten begründete Yannick Carrasco Anfang Jahr seinen umstrittenen Wechsel von Atlético Madrid zum chinesischen Klub Dalian Yifang. Der Transfer habe keinerlei finanzielle Gründe, betonte der damals 24-jährige Carrasco, der pro Jahr rund 10 Millionen Euro verdienen soll – netto wohlgemerkt.
Neun Monate nach seinem Wechsel wird dem Flügelspieler wohl bewusst, dass die Arbeitsbedingungen in China vielleicht doch nicht so fantastisch sind, wie er sich das vorgestellt hat. Zumindest dann nicht, wenn es um ein Nati-Aufgebot geht. Carrasco, der seit Jahren Bestandteil der belgischen Nationalmannschaft ist und zum Stammpersonal gehört, fehlte den Roten Teufeln letzte Woche nämlich in den Nations-League-Spielen gegen Island (2:0) und die Schweiz (2:5). Warum? Weil er nicht aus China ausreisen durfte.
Grund dafür ist ein Zwischenfall mit seinem Teamkollegen Pengxiang Jin, mit dem der Ex-Atlético-Star schon vor Monaten aneinander geraten war. Carrasco erklärte in einer beim belgischen TV-Sender «VTM Nieuws» ausgestrahlten Videobotschaft: «Nach einem Zweikampf hatten wir eine kurze verbale Auseinandersetzung, die zu einer Blessur an seiner Nase führte.»
Offenbar stellte sich diese Blessur aber doch als ernster heraus. Zwar ist die genaue Diagnose nicht bekannt, Pengxiang Jin hat seit dem Zwischenfall aber kein Spiel mehr für Dalian Yifang absolviert. Carrasco soll dem Verteidiger einen Schadensersatz in Höhe von 10'000 Euro angeboten haben, die der Chinese aber abgelehnt hat. Stattdessen leitete er rechtliche Schritte ein, was für Carrasco zur Folge hatte, dass er seinen Pass abgeben musste und China vorerst nicht verlassen darf.
Für Carrasco und Dalian Yifang ist die Saison seit letzter Woche beendet. Der 25-Jährige schoss beim 2:0 gegen Changchun Yatai, das seinem Klub den Klassenerhalt sicherte, sein siebtes Saisontor. Den Vorfall mit seinem Teamkollegen bereut der Belgier: «Jin ist ein guter Fussballer und ein sehr guter Mensch. Ich möchte mich bei ihm entschuldigen. Ich hoffe, dass es ihm so schnell wie möglich wieder besser geht.» Insgeheim hofft Carrasco wohl auch, dass er bald wieder in die Heimat fliegen kann. Wie und wann die Sache geregelt wird, ist aktuell allerdings noch völlig unklar.